Eine Britin wird in Dubai vergewaltigt und will die Tat anzeigen. Sie wird stattdessen verhaftet und wartet nun auf den Prozess, den man nicht ihren Vergewaltigern, sondern ihr machen wird. Auf außerehelichen Geschlechtsverkehr, und als solchen wertet das Emirat auch Vergewaltigungen, steht je nach Gusto der Richter jahrelanger Kerker, Auspeitschung oder Steinigung. Oder eine Kombination aus all dem.
In Pakistan belästigt ein Mann ein Mädchen. Der Dorfrat kommt zusammen und beschließt die Strafe: Die Tochter des Belästigers wird gruppenvergewaltigt. Die junge Frau wird schwanger. Sie übergießt sich mit Benzin, zündet sich an und stirbt.
Zwei Fälle aus nur zwei Tagen. Weite Teile der Welt sind immer noch nichts anders als die Hölle auf Erden für jeden Menschen, der nicht mit männlichen Genitalien geboren wurde.
„Aber muss man daher nicht“, so fragen nun manche unschuldig, „jene neuen Rechten unterstützen oder wenigstens verstehen, die sich dem Kampf gegen den Islam verschrieben haben?“
Nein, muss man nicht und soll man nicht. Die nationalistischen Identitätspolitiker interessieren sich einen Scheißdreck für Frauen in Pakistan oder Dubai oder sonst wo auf der Welt. Sie halten nichts von universellen Menschenrechten, sondern haben ganz großen Respekt noch vor der schlimmsten Barbarei, solange die nur schön weit weg ihr Unwesen treibt. Und sie haben auch in ihren eigenen Ländern kein Interesse an Frauenrechten. Sie wollen zurück in eine Zeit, in der Vergewaltigung nur dann strafbar war, wenn der Täter nicht per Heirat das juristische Recht erworben hatte, die Frau zu vergewaltigen, ledige Mütter als Ausgestoßene galten und in tiefstem Elend leben mussten und viele Frauen diesem Elend zuvorkamen, indem sie einfach still ins Wasser gingen oder sich erhängten. Sie wollen zurück zu den Tagen, als auf Schwangerschaftsabbruch Gefängnis stand und Ärztinnen oder Hebammen, die solche Abbrüche durchführten, der Strick drohte, während Frauen der Oberschicht im Fall der Fälle zu einem „Kuraufenthalt“ aufbrachen. Sie möchten eine Gesellschaft wiedererrichten, in der Frauen ökonomisch von ihren Ehemännern und Vätern abhängig sind und sich vor deren Misshandlungen nirgendwohin flüchten können.
Der Rechtsrutsch in Europa und den USA ist keine Reaktion auf die Barbarei, sondern deren Spiegelung, deren westliche Variante. Keine Frau wird freier werden, weil Trump, Putin, Orban und demnächst Strache und vielleicht Petry regieren, denn auf deren Agenda steht nicht die Freiheit aller Menschen, sondern die Unterordnung der Schwächeren unter die Stärkeren, der Frauen unter die Männer, der Kinder unter die Erwachsenen und der Minderheiten unter die Mehrheit.
Um Brecht zu paraphrasieren: Dass er stets die Frauen knechte / wirft der Hinz dem Kunze vor / doch nimmt der Hinz der Frau die Rechte / die sie auch an Kunz verlor
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