Donald Trump stand bei seiner Angelobungsrede am Podium und verkündete, die USA würden in Hinkunft nur mehr auf sich selber schauen, notfalls Handelskriege mit Europa und Asien anfangen und dafür sorgen, dass die Amerikaner gefälligst amerikanische Produkte kaufen statt Importware. Im Publikum saßen auch Heinz-Christian Strache und eine FPÖ-Delegation und klatschten artig. Die USA sind einer der wichtigsten Abnehmerstaaten für österreichische Produkte. Nur Deutschland kauft mehr österreichische Waren als die Amerikaner. Österreich lieferte laut Informationen der Wirtschaftskammer voriges Jahr Produkte im Wert von rund zehn Milliarden Euro nach Amerika. Und jetzt regiert dort ein Mann, der Importe hasst und seine Bürger dazu bringen will, amerikanisch statt europäisch zu kaufen, und der Strache sitzt da und patscht in die Hände! Das ist schwer zu fassen und man fragt sich, wessen Interessen der Herr Strache eigentlich vertritt. Die der österreichischen Wirtschaft können es jedenfalls nicht sein. Das Talent der FPÖ, sich mit ausländischen Politikern gemein zu machen, die alles andere im Sinn haben nur nicht das Wohl Österreichs, ist fast schon beeindruckend. Putin überfällt ein Nachbarland und führt einen Wirtschaftskrieg mit der EU? Strache düst nach Russland, um Putin zu huldigen. Trump verkündet, er wolle Europa und damit auch Österreich seinen Willen aufzwingen und weniger bei uns einkaufen? Strache fährt hin und klatscht. Bei aller Liebe: Ist der Mann von allen guten Geistern verlassen? Warum verbündet sich ein österreichischer Spitzenpolitiker mit den Anführern von Großmächten, die uns, höflich gesagt, alles andere als freundlich gegenüberstehen?
Unsere Rechtspolitiker meinen wohl, sie könnten Trumps Abschottungspolitik nachmachen. Dabei gibt es nur ein winziges Problem: Österreich ist ein bisschen kleiner als die USA. Ein bisschen sehr sehr viel kleiner. Alle Einwohner von ganz Österreich würden nicht mal die Stadt New York voll kriegen. Ein Riesen-Land wie Amerika, das sich noch dazu über mehrere Klimazonen erstreckt und ungeheure Rohstoffreserven hat, kann schon mal auf wirtschaftlichen Isolationismus setzen. Ein Zwergstaat wie Österreich, der jede Südfrucht importieren muss, kann das nicht. Es sei denn natürlich, man findet leere Supermarktregale gut. Wenn wir das wollen, dann schotten wir uns halt von der Welt ab, dann leben wir halt schön idyllisch in kleinen Bauerngemeinden und wenn es einmal im Jahr eine Banane gibt, ist das dann ein Anlass zum Feiern. Die exportorientierte Industrie sperrt zu oder wandert ab und wir leben alle davon, einander die Haare zu schneiden. Das geht nicht, weil ja erst mal jemand Sachen herstellen muss, die sich verkaufen, womit er dann Leute einstellen kann, die sich das Haareschneiden leisten können? Ja eh, blöde Sache. Reine Dienstleistungsgesellschaften haben halt keinen realwirtschaftlichen Boden und gehen daher unter. Wir könnten natürlich alle wieder aufs Land ziehen und für die Bauern als Knechte und Mägde arbeiten. Das gefällt vielleicht den Sadomaso-Leuten gut, wenn sie dann vor den Pflug gespannt werden...
Im Ernst: Ich verstehe die Freiheitlichen nicht. Sie sagen immer, sie sind ganz große Patrioten, und dann gehen sie denen zujubeln, die Österreich das Lebens schwer machen werden? Die ankündigen, unserer Wirtschaft und damit auch uns allen zu schaden? Welche tamischen Schwammerln essen denn diese Leute? Österreich ist ein wunderbares Land mit einer richtig guten Industrie, die weltweit konkurrenzfähig ist. Aber das allein genügt nicht, wenn plötzlich Leute wie Trump auftauchen und sich nicht mehr an die Regeln halten wollen. Wenn die USA einen Wirtschaftskrieg anfangen, dann kann Österreich den allein vielleicht eine Woche lang durchhalten, bis wir in jedem Punkt nachgeben müssen. Unsere einzige Chance am Weltmarkt ist es, in einem größeren Verband von Staaten Schutz und Solidarität zu finden. In der EU zum Beispiel. Aber gegen die ist der Strache ja auch.
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