Mit den Flüchtlingen kommt der Terrorismus, aber ganz anders, als es uns manche Hetzer einreden wollen. Vorigen Donnerstag geht eine afghanische Flüchtlingsfamilie, darunter auch ein Baby, am Semmering spazieren. Ein Mann geht wortlos auf sie zu und greift sie mit Pfefferspray an. Auch das Baby kriegt was ab. Pfefferspray macht vorübergehend (manchmal auch permanent) blind, ist extrem schmerzhaft und löst Erstickungsanfälle aus. In Deutschland macht die Kölner Oberbürgermeisterkanidatin Henriette Reker am Samstag Wahlkampf. Ein 44-jähriger Einheimischer geht auf sie zu, zückt ein Messer und sticht auf ihren Hals ein. Die Politikerin überlebt schwer verletzt. Der Täter gibt bei der Verhaftung an, er habe das aus Protest „gegen die Flüchtlinge“ gemacht. Seit Monaten vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Brandanschlag auf Flüchtlingsheime verübt wird. Mit den Flüchtlingen kommt der Terrorismus, aber es sind die Fremdenfeinde, die ihn verüben und nicht die Flüchtlinge.
Auch in Kärnten bauen sich Spannungen auf. Wer Flüchtlingen hilft, muss sich dafür oft rechtfertigen oder gar beschimpfen lassen. Auch bei uns geht die Saat des Hasses langsam auf. Dabei weiß jeder, der sich die Situation vor Ort angesehen hat, der vielleicht sogar bei der Versorgung der Flüchtlinge geholfen, dass da einfach ganz normale Menschen kommen, die in Not sind. Ein normaler Mensch tritt nicht auf Menschen in Not, sondern hilft ihnen. Das sollten sich diejenigen hinter die Löffel schreiben, die immer so tun, als würden sie das „gesunde Volksempfinden“ repräsentieren. Das tun sie nicht, ganz im Gegenteil. Sie säen krankhafte Angst, krankhaften Hass, krankhafte Unmenschlichkeit. Da kommen Menschen, die alles verloren haben, und statt ihnen zu helfen, hetzt man gegen sie? Das ist nicht gesund, und es ist auch nicht christlich. Wer das „christliche Abendland“ verteidigen will, der hilft den Bedürftigen, denn das ist die zentrale christliche Botschaft. Jesus sagte. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Er sagte NICHT: „Denkt nur an euch selbst und hasst die anderen“.
In den Kärntner Flüchtlingslagern herrschen nach wie vor schlimme Zustände. Es ist kalt und nass und immer noch hausen die Menschen in Zelten. Und ohne die Arbeit der Freiwilligen würde ein Chaos ausbrechen, denn die Behörden sind überfordert und weigern sich trotzdem, mehr Einsatzkräfte frei zu machen. Die Bürokratie arbeitet langsam und zäh, aber die Flüchtlinge können nicht warten, die brauchen Hilfe nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt. Das ist übrigens in ganz Europa ähnlich. Es scheint fast so, als wolle die Politik es darauf ankommen lassen, dass die Zustände so eskalieren, bis es wirklich zu Unruhen kommt. Dabei sollte es doch ganz einfach sein: Natürlich können und werden wir nicht alle aufnehmen, die zu uns kommen. Natürlich werden manche wieder abgeschoben werden. Aber wer es auf der Flucht bis zu uns schafft, der muss zunächst einmal menschenwürdig behandelt werden. Wir können mit Menschen nicht umgehen wie mit Tieren und sie in Zelten oder Hallen zusammenpferchen, wo sie keine Beschäftigung haben, außer zu warten. Ob ein Asylansuchen Erfolg hat oder nicht, ist Sache der zuständigen Juristen. Ob man Menschen wie Menschen behandelt oder nicht, liegt aber an uns allen.
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