Immer, wenn Politiker nicht weiterwissen, packen sie Themen aus, die nur Minderheiten oder Minderheiten von Minderheiten betreffen, die aber stark emotionalisieren und somit die Nachrichten und Talkshows wochenlang beherrschen. Damit, so drückte es der französische Satiriker René Goscinny einst aus, hält man die Menschen davon ab, sich für Dinge zu interessieren, die sie etwas angehen. Ein geradezu lehrbuchartiges Beispiel dafür lieferte gerade US-Präsident Donald Trump. Nachdem er immer schärfere Kritik einstecken musste, weil er es nicht schaffte, sich eindeutig von Neonazis zu distanzieren, erließ er einfach ein Dekret, wonach Transsexuellen der Dienst in der amerikanischen Armee untersagt sei. Das betrifft in ganz Amerika vielleicht ein paar hundert, höchstens ein paar tausend Menschen, aber aufregen können sich darüber alle.
Ablenkungspolitik ist nicht neu. In Kärnten mussten jahrzehntelang „die Slowenen“ dafür herhalten. Wenn ein Kärntner Politiker keine Ideen mehr hatte oder von einem Skandal ablenken wollte, sagte er einfach etwas, was die deutschsprachige Mehrheit gegen die slowenischsprachige Minderheit aufhetzen sollte (oder umgekehrt) und schon redeten die Leute über nichts anderes und die Politiker konnten sich entspannt zurücklehnen. Dieser Kniff der Herrschenden ist uralt und funktioniert immer noch erstaunlich gut. Wer den Trick aber kennt, der fällt nicht mehr so leicht darauf herein. Er ist recht einfach zu durchschauen. Wenn mal wieder ein Politiker ein Thema ausbläst, sollte man einfach kurz innehalten, bevor man sich empört, und darüber nachdenken, ob das für das eigene Leben wirklich so wichtig ist.
Ein paar Beispiele: Kopftücher, Homo-Ehe, Mindestsicherung. Das sind drei Aufreger. Schauen wir einmal, ob sich die Aufregung lohnt! Wie das geht? Einfach fragen, was das Thema für einen selbst bedeutet.
Kopftücher: Geht es mir besser oder schlechter, wenn ich anderen Menschen erlaube oder verbiete, ein Kopftuch zu tragen? Oder ist das vielleicht komplett wurscht? Lebe ich schlechter, weil meine Nachbarin ein Kopftuch trägt? Und falls ja, warum?
Homo-Ehe: Schränkt es meine Freiheit ein, wenn Schwule oder Lesben heiraten dürfen? Ändert sich für mich etwas, wenn Menschen, die eine andere sexuelle Orientierung haben, die gleichen Rechte wie ich bekommen? Wird dadurch meine Heterosexualität weniger wert?
Mindestsicherung: Geht es mir besser, wenn ich Leuten, die ganz wenig kriegen, noch was wegnehme? Geht es der Wirtschaft besser, wenn ich Menschen noch das letzte Bisschen Kaufkraft raube? Bin ich sicherer, wenn es Menschen gibt, die so wenig haben, dass sie davon nicht mehr leben können und vielleicht kriminell werden, um zu überleben? Sind 1.8 Prozent vom gesamten Sozialbudget wirklich so viel, das man deswegen so einen Wirbel veranstalten muss?
Wer diese Fragen ehrlich beantwortet, findet rasch heraus, dass das Scheinthemen sind, Nebelgranaten, die uns von den wirklich wichtigen Sachen ablenken sollen. Beim Islam ist wichtig, wie wir verhindern, dass Kinder und Jugendliche in Kindergärten oder Moscheen radikalisiert werden und dass wir islamischen Fanatikern die Tür zeigen. Bei der Homo-Ehe ist wichtig, dass dabei die klassische Mann-Frau-Beziehung, aus der Kinder hervorgehen, nicht steuerlich oder anderweitig benachteiligt wird. Bei der Mindestsicherung ist wichtig, dass wir Arbeit und Unternehmertum fördern statt Arbeitslosigkeit zu bestrafen. Islamismus bekämpft man nicht, indem man Leuten vorschreibt, was sie auf dem Kopf tragen dürfen. Heterosexuelle haben es nicht besser, wenn es Homosexuelle schlechter haben und Arbeitnehmerinnen und Unternehmer verdienen nicht mehr, wenn man den Armen noch das Letzte Hemd wegnimmt. Eigentlich ganz einfach, oder?
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