Ärzte und Ärztinnen sind, wenn man nicht gerade mit ihnen verheiratet oder befreundet ist, ein bisschen wie Totengräber – man ist froh, dass es sie gibt, aber noch froher, wenn man sie nicht braucht. Allerdings ist es eine gute Idee, vor allem Spitalsärzte halbwegs bei Laune zu halten, was jeder bestätigen wird, der schon einmal längere Zeit als Patient im Krankenhaus verbringen musste. Es gibt vermutlich wenige Berufsgruppen bei denen Motivation und Interesse am Job so wichtig sind wie bei Medizinern. Natürlich ist fast jeder Beruf irgendwie wichtig und sinnvoll, auch der des Kanalräumers, aber wenn der mal schlecht drauf ist, besteht nicht gleich das Risiko, dass einer stirbt. Grundsätzlich ist es also okay und gesund, Krankenhausärztinnen nicht nur angemessen, sondern gut zu bezahlen.
Nach derzeitigem Stand der Dinge bietet das Land Kärnten den Ärzten eine Gehaltserhöhung von 15 Prozent an. Die Ärzte wollen aber 30 Prozent und treten nun ab 1. Jänner in den „Streik“, machen also Dienst nach Vorschrift, was für Patienten längere Wartezeiten und ähnliche Unannehmlichkeiten bedeuten wird. Für normalsterbliche Arbeitnehmer, die in den vergangenen Jahren schon froh sein mussten, wenn Lohnerhöhungen die Inflation ausglichen, klingen 30 Prozent mehr Geld sehr happig, aber man muss fairerweise dazusagen, dass gerade die Kärntner Krankenhausdoktoren im Bundesvergleich zu den Niedrigverdienern ihres Fachs zählen und deren letzte Gehaltserhöhung auch schon wieder ein paar Weihnachten her ist. Der Arbeitgeber der Spitalsärzte, das Land Kärnten, hat angeregt, Jungärzten höhere Einstiegsgehälter zu zahlen, was keine schlechte Idee ist wenn man bedenkt, dass die meisten jungen Mediziner unser Bundesland nach dem Turnus rasch verlassen wollen, weil sie hier zu Beginn der Karriere am schlechtesten bezahlt werden. Das kann´s aber nicht sein, dass wir die Leute an unseren Krankenhäusern ausbilden, nur um sie dann mit vergleichsweise schlechten Löhnen zu vergraulen.
Aus dem Gehaltsstreit der Mediziner kann man einiges lernen. Ärzte tun sich mit Lohnforderungen nämlich nicht nur deswegen leicht, weil man ohne sie nur schlecht ein Krankenhaus betreiben kann, sondern auch wegen ihrer hervorragenden Interessensvertretung. Mit der können in Österreich allenfalls noch der Bauernbund und die Pensionistenvereine mithalten. Wen also bei den Lohnerhöhungen der Ärzte der Neid packt, der sollte vielleicht mal checken, ob seine eigene Gewerkschaft oder, falls er selbständig ist, seine Kammer was taugt oder ob die doch nur ein Verein semikorrupter Sitzplatzverschwender ist. In Österreich hat ja, angelehnt an Deutschland, in den vergangenen Jahren ein schleichender Kaufkraftverlust eingesetzt, herbeigeführt durch sogenannte „Lohnzurückhaltung“. Wir verdienen also weniger, als die Wirtschaft eigentlich hergeben würde. Das hat Österreich zwar sehr konkurrenzfähig gemacht, aber um den Preis einer sinkenden Inlandsnachfrage, und die ist gerade für Klein- Und Mittelbetriebe, also die echten Job-Maschinen, überlebenswichtig. Österreich ist zwar auf dem Weltmarkt super aufgestellt, aber das nützt dem Bäcker, der Frisörin und dem Autohändler nicht allzu viel. Die haben nichts davon, wenn die Industrie zwar hübsch nach China exportieren kann, die Arbeitnehmer dafür aber so wenig verdienen, dass sie auf Industriebrot, Haarschneidemaschinen und Billigstautos umsteigen müssen. Kurz: Nicht die Ärzte sind zu gierig, sondern alle anderen sind zu bescheiden.
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