In der amerikanischen Stadt Charlottesville haben tausende Neonazis demonstriert und tausende Bürger, die keine Neonazis sind, haben gegen die Neonazis demonstriert. Plötzlich raste ein Auto in die Gegendemonstranten. Insgesamt fielen den außer Rand und Band gewesenen Rechtsextremisten drei Menschenleben zum Opfer. US-Präsident Donald Trump hat in ersten Reaktionen auf die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville leider das gemacht, was von ihm zu befürchten war: Er hat Neonazis und die, die gegen Neonazis demonstrierten, auf eine Stufe gestellt. Das ist ein ungeheurer Unsinn und der bisherige Tiefpunkt dieser Präsidentschaft. Natürlich sind Neonazis, die offen fordern, Juden, Muslime, Schwarze, Homosexuelle und andere Minderheiten zu ermorden, nicht dasselbe wie Menschen, die dagegen sind, dass man andere Menschen umbringt, nur weil sie einen anderen Glauben, eine andere Hautfarbe oder eine andere Sexualität haben. Die einen wollen Menschen ermorden, die anderen wollen verhindern, dass Menschen ermordet werden. Wer das gleichsetzt, hat sie nicht mehr alle. So einfach ist das.
Wenn Neonazis und Menschen, die keine Neonazis sind, aufeinanderprallen, geht es nicht um „links“ gegen „rechts“, da geht es um Menschen gegen Unmenschen. Es gab und gibt Millionen Menschen, die politisch rechts denken, die aber mit Neonazis nichts zu tun haben wollen und diese ebenso heftig bekämpfen, wie es Linke tun. Leute, die mit Hakenkreuzfahnen spazieren gehen und T-Shirts tragen, auf denen der Holocaust gut geheißen wird, sind keine Rechten, sondern verrückte Rechtsextremisten und Fanatiker. Solche Leute sind viel mehr mit den Wahnsinnigen diverser islamistischer Terrorgruppen verwandt als mit der demokratischen politischen Rechten. In Österreich gilt zum Beispiel die FPÖ als sehr rechte Partei. Aber wenn ein FPÖler die Nazizeit gut heißt, fliegt er aus der Partei. Und das ist gut so. Rechts zu sein heißt nämlich NICHT, dass man Nazis toll findet. Rechts zu sein heißt, dass man konservative Werte hat, patriotisch ist, die Leistungsgesellschaft verteidigt und misstrauisch gegenüber linken Ideologien wie zum Beispiel der Gendertheorie ist. Das muss man nicht mögen, aber es ist völlig in Ordnung. Rechtsextrem zu sein ist dagegen etwas anderes. Rechtsextreme wollen den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Ordnung und die Abschaffung der Demokratie. Das ist natürlich nicht in Ordnung und muss bekämpft werden. Genau so, wie man auch Islamismus oder Linksextremismus bekämpfen muss, wenn man weiterhin in einer halbwegs freien Gesellschaft leben will.
Was heißt es dann, demokratisch zu sein? Demokratisch zu sein heißt, dass man rechte Ansichten ebenso akzeptiert wie linke oder liberale oder alle dazwischen, dass man sich aber gegen jene Kräfte wehrt, die das friedliche Zusammenleben von Menschen, die verschiedener Meinung sind, nicht aushalten und lieber eine Diktatur wollen. Demokratie heißt, dass man die Meinung der anderen aushaltet, ohne zu Gewalt zu greifen. Diese Welt hat wahrlich schon genug rechte und linke Diktaturen erlebt und genug rechten, linken und religiösen Terror gehabt. Da brauchen wir keine Neuauflage davon.
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