Natürlich sind viele Kärntner ein bisschen mit schuld daran, dass die jetzige Landesregierung demütigende Bittgänge nach Wien machen muss, um die Pleite abzuwenden. Jeder, der eine der „Gratis“-Karten für ein Konzert auf der Seebühne entgegengenommen hat, jeder, der sich seine Trachtenausstattung vom Land „schenken“ hat lassen, jeder, der sich von Haider persönlich seinen Weihnachtshunderter auszahlen hat lassen, jeder, der den Führerschein-Tausender angenommen hat, jeder Bürgermeister, der sich sinnlose Prestigeobjekte vom Land mitfinanzieren hat lassen, kurz: Jeder, der den ganzen Schwindel geglaubt hat und sich ein bisschen bestechen hat lassen, ist auch ein bisserl verantwortlich dafür, dass Kärnten jetzt dasteht wie ein ein Mensch, der Haus und Hof versoffen und verhurt hat und nun mit einem schweren Kater im Straßengraben aufwacht.
Ja, wir alle haben mitgemacht oder zumindest tatenlos dabei zugeschaut, wie eine Truppe von Abenteurern und Finanz-Hallodris das Land über die Klippe gefahren hat. Dennoch ist das Gehabe von Finanzminister Schelling als strenger Zuchtmeister, der Kärnten nun büßen lassen will, unverantwortlich und wenig intelligent. Ein österreichisches Bundesland auszubluten und in die Ecke zu treiben ist in etwa so schlau, wie sich einen Fuß abzusägen, nur weil man mit dem auf eine Wespe getreten ist. Es ist zwar verständlich, dass ein schwarzer Finanzminister aus der Situation politischen Profit zu schlagen versucht, kann er so doch in einem Aufwaschen die FPÖ als ökonomisch unfähig und die Kärntner SPÖ als Bittstellerin abstempeln, aber es ist weder demokratiepolitisch noch wirtschaftlich sinnvoll.
Was mich am größten Finanzskandal der Zweiten Republik, für den jetzt alle Kärntner und überhaupt alle Österreicher gerade stehen müssen, am meisten wundert ist, dass kaum jemand nachfragt, wo denn das viele Geld geblieben ist. Geld verschwindet bekanntlich nicht, es wechselt nur den Besitzer. Die Freikarten und Geldspenden an Pensionistinnen und Jugendliche allein führen ein Land nicht in den Ruin. Schaut man genauer hin fällt einem auf, dass eine handverlesene Schar von Leuten in den vergangenen 15 Jahren im Umfeld der Hypo verdammt reich geworden ist. Zwischen Berlin und Zagreb gibt es Figuren, die alle mit der Kärntner Landesbank zu tun hatten und die jetzt nagelneue Yachten haben und sich Schlösser und ganze Berge kauften. Auch einige Baumeister und Industrielle haben ganz gute Extragewinne gemacht beim Bau eher sinnloser Fußballstadien und mit Förderungen, die ganz gezielt auf deren Bedürfnisse abgestellt waren. Karl Marx hat einst gesagt, bei 300 Prozent Profit existiere kein Verbrechen, das Kapitalisten nicht riskieren, auch wenn darauf die Todesstrafe steht. Es wäre wohl eine gute Idee für viele österreichische Politiker und Beamte im Finanzministerium, ein wenig Marx zu lesen. Geschadet hat das noch niemandem und mit ein wenig Glück ist man danach wesentlich schlauer als zuvor und muss nicht mehr so tun, als wären Finanzverbrechen vom Ausmaß der Hypo-Pleite allein auf charakterliche Mängel der Kärntner zurückzuführen und hätten rein gar nichts mit der maßlosen Gier eines außer Rand und Band geratenen Kapitalismus zu tun.
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