Artenschützer auf der ganzen Welt sind alarmiert, denn eine ganze Gattung steht vor dem Aussterben: Der „Tolle Hecht“ ist bedroht! Der Tolle Hecht ist eine Unterspezies des Homo sapiens und eng mit dem Silberrücken-Berggorilla verwandt. Tolle Hechte fahren große Autos, reden laut, sind meistens Chefs, Politiker oder Prominente und haben ganz viel Geld und Einfluss. Speziell an Tollen Hechten ist vor allem ihr Paarungsverhalten. Sie sind offiziell monogam, halten sich aber oft einen Harem an Geliebten, wobei sie grundsätzlich davon ausgehen, dass sie eine ungeheure Anziehungskraft auf Weibchen ausüben. Das trifft zwar oft zu, da nicht wenige Weibchen einen evolutionären Vorteil darin erblicken, sich mit Tollen Hechten zu paaren, doch seitdem viele Weibchen Wege gefunden haben, sich und ihre Jungen selbst zu ernähren, trifft der Tolle Hecht immer öfter auf Ablehnung und gar offenen Widerstand, wenn er Weibchen mit schlüpfrigen Bemerkungen und einer am Gesäß des Weibchens platzierten Hand zum Geschlechtsverkehr auffordert. Der Widerstand der Weibchen ist inzwischen so groß, dass sich das Ökosystem, in dem sich Tolle Hechte bewegen, dermaßen schnell verändert, dass sie die Orientierung verlieren und elendig verenden.
Bevor die Weibchen den Aufstand probten, war der Tolle Hecht das erfolgreichste Raubtier, das die Natur je hervorgebracht hatte. Er machte sich die Erde untertan und zwang die meisten weniger tollen Hechte dazu, für ihn zu arbeiten. Er schickte die weniger tollen Hechte in Kriege und falls die gewonnen wurden, fühlte sich der Tolle Hecht noch viel toller. Er raubte ganze Kontinente aus und tötete Millionen. Das Sozialleben des Tollen Hechts war bestimmt von Clubs und Vereinen, zu denen weniger tolle Hechte und Hechtweibchen keinen Zutritt hatten. Dort machte er mit anderen Tollen Hechten gute Geschäfte und organisierte die weitere Ausplünderung des Planeten. Die bevorzugten Fortbewegungsmittel des Tollen Hechts waren sehr teure und sehr schnelle Automobile, die auf ihrer Rückseite sogenannte Spoiler montiert hatten. Das Röhren der großen Motoren dieser Automobile war der Paarungsruf der Tollen Hechte. Die Größe der Spoiler sollte Weibchen verzücken und weniger tolle Hechte einschüchtern.
Seit der Tolle Hecht immer mehr an Ansehen und Attraktivität verliert, wird so mancher Vertreter dieser Gattung an Land gespült, wo er, außerhalb seines Elements, zuckend im Trockenen liegt und sich nicht mehr auskennt. Aber noch ist der Tolle Hecht nicht ausgestorben, und in manchen Regionen erholt sich sein Bestand sogar wieder. In Amerika wurde ein ganz besonders schleimiges Hecht-Männchen zum obersten Chef gewählt. Das lag zum Teil auch daran, dass viele andere Hechte, darunter auch weniger tolle, sich verunsichert fühlen weil sie nicht mehr so recht wissen, was die Hecht-Weibchen wollen. Einerseits sollen die Männchen immer noch möglichst erfolgreich sein und viel Geld verdienen, andererseits wird ihnen die wichtigste Belohnung, die viel Geld mit sich bringt, nämlich ein stark verbesserter Zugang zu paarungswilligen Weibchen, zunehmend verweigert. Dabei unterliegen diese Hechtmännchen einem fatalen Wahrnehmungsfehler. Die Hechtweibchen haben nämlich gar nichts gegen Paarung, aber immer weniger von ihnen sie wollen sich dazu zwingen lassen. Die Hechtweibchen bestehen zunehmend darauf, als Hechte ernst genommen mit voller Hechtwürde behandelt zu werden. Zoologen meinen, dies sei eine neue Stufe der Hecht-Evolution und von nun an müssten männliche und weibliche Hechte halt mehr miteinander kommunizieren und im jeweils anderen mehr sehen als nur ein Objekt. Die Gattung der Hechte wird wohl so schnell nicht aussterben, die Untergattung der Tollen Hechte jedoch könnte sich mitsamt ihren röhrenden 12-Zylinder-Sportwagen, ihren Privatjets und ihrer räuberischen Verachtung für Natur und Mithechte bald in der Sackgasse der Evolution wiederfinden.
Kontakt:redaktion@mein-klagenfurt.at