204.000 Euro hat sich die Stadt Klagenfurt den Spaß kosten lassen, eine Shopping-Plattform zu gründen, auf der dann kein einziger Kunde geshoppt hat. Die Idee entsprang maßgeblich dem Gehirn von Albert Gunzer, dessen unglückselige politische Karriere ihren letzten Höhepunkt darin fand, mit einem über alle Maßen lächerlichen Wahlplakat, auf dem er mit streng erhobenem Zeigefinger vor Cannabis warnte, sogar die Leser internationaler Medien zu amüsieren. Gut erinnere ich mich auch noch an die stolzen Gesichter der damaligen Wirtschaftsstadträtin Brigitte Schmelzer und des Wirtschaftskoordinators Andreas Fritz bei der Präsentation von „inklagenfurt.at“. Ein Jahr später muss das Projekt jetzt eingeschläfert werden und aus den stolzen sind lange Gesichter geworden. Aber damals, Ende 2014, hielt man sich im Klagenfurter Rathaus noch an den inoffiziellen freiheitlichen Wahlspruch: „Was kost die Welt? Es ist ja nur Steuergeld“ bzw „money for nothing“. Von Anfang an hatten Leute, die sich ein bisschen mit Onlinegeschäften und Wirtschaft im Allgemeinen auskannten, davor gewarnt, hunderttausende Euro öffentliche Gelder in ein Projekt zu stecken, um einem privaten Webportal Konkurrenz zu machen. Die Seite „bringts.at“ war nämlich gerade mit genau derselben Grundidee online gegangen und hatte dafür keinen einzigen Cent an Förderung gebraucht. Was die damals Verantwortlichen geritten hat, eine Privatinitiative nicht etwa zu fördern oder wenigstens in Ruhe arbeiten zu lassen, sondern stattdessen eine faktische staatliche Konkurrenz dazu ins Leben zu rufen, werden wohl noch Gerichte zu klären haben. Ebenso wie die Frage, was aus den 204.000 Euro genau geworden ist. Viele kleine Unternehmer, soziale Vereine und Kulturinitiativen staunen jedenfalls nicht schlecht über die selektive Großzügigkeit, mit der die Stadt manche Glücklichen überschüttete, während sie andere am ausgestreckten Arm verhungern ließ. Bleibt zu hoffen, dass dieser Skandal der letzte bleibt, der uns aus der Haider-Dörfler-Scheider-Ära eingeholt hat.
Nicht mehr lange und wir dürfen einen neuen Bundespräsidenten oder eine neue Bundespräsidentin wählen. Erste Kandidaten stehen schon fest und ein paar Außenseiter haben ihr Antreten zumindest schon angekündigt. Die ÖVP schickt Andreas Khol ins Rennen, einen dynamischen 74-Jährigen, der in jüngster Zeit mit der originellen Interpretation der christlichen Lehre aufgefallen ist, Nächstenliebe sei ein geographischer Begriff („ich bin ein Freund der Nächstenliebe, aber Charity beginnt im eigenen Land“). Die SPÖ kontert mit Rudolf Hundstorfer, der sich durch die soziale Meisterleistung ausgezeichnet hat, in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit die Invalidenrente für Menschen unter 50 abzuschaffen. Als unabhängige Kandidatin tritt Irmgard Griss an, die so objektiv ist, dass niemand so recht weiß, wofür oder wogegen sie eigentlich steht. Mit Alexander Van der Bellen präsentieren die Grünen einen Kandidaten für jene Wählerinnen und Wähler, denen die anderen Politiker zu schnell sprechen und der bewiesen hat, dass man auch als Kettenraucher älter als 70 werden kann. Gerne Präsident werden würde auch der Wiener Arzt Thomas Unden. Der hofft, mit derben ausländerfeindlichen, sexistischen und antisemitischen Wortmeldungen jene Klientel anzusprechen, die beim Frühstücksbier am Würstelstand über „Asylschmarotzer“, „Emanzen“ und alles und jeden schimpft. Die FPÖ ist derweil noch unentschlossen, ob sie einen eigenen Kandidaten aufstellen sollte. FP-Chef Strache hat mittlerweile abgewunken, was man verstehen kann, denn nachdem aus seinem Vorhaben, Wiener Bürgermeister zu werden, nichts geworden ist, will er eine weitere Niederlage wohl vermeiden. Die Freiheitlichen wollen ja überhaupt lieber das Amt reformieren und eine Art Superpräsidentschaft einführen, in der der Präsident gleichzeitig auch Bundeskanzler ist und nachts als Batman Verbrechen bekämpft.
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