Die Hass-Postings, die sich derzeit im Internet über Luca Kaiser ergießen, sind dermaßen tief, gehässig und verletzend, dass man sie durchaus als rechtsextremen Cyber-Lynchmob bezeichnen darf, der gewissermaßen die Wortschöpfung von der „Nazion“ bestätigt, die Luca Kaiser im Jänner auf Twitter verbreitete. Der Sohn des Kärntner Landeshauptmannes hatte das Posting als Reaktion auf Innenminister Herbert Kickl veröffentlicht, der damals gesagt hatte, er wolle Flüchtlinge „in Lagern konzentrieren“. Wäre Österreich eine zivilisierte westliche Demokratie, hätte Kickl nach diesem Kokettieren mit dem Jargon der Nationalsozialisten zurücktreten müssen. Musste er aber nicht, da sich die FPÖ unter Kanzler Kurz offenbar alles erlauben kann, und daher ist nicht Luca Kaisers Tweet vom Jänner ein Skandal, sondern die betrübliche Tatsache, dass die Österreicher eine parlamentarische Mehrheit gewählt haben, von der der eine Teil immer wieder mit dem Faschismus liebäugelt und der andere Teil das duldet. Nicht das wütende polemische Posting eines jungen Demokraten sollte uns empören, sondern dass in diesem Land das Unzumutbare wieder zumutbar wird und das Unsagbare wieder sagbar.
Wie die SPÖ intern mit der Causa umgeht und ob es richtig ist, dass Luca Kaiser von einem aussichtsreichen Listenplatz für die Europawahlen auf einen aussichtslosen zurückgereiht wurde, müssen die Sozialdemokraten unter sich ausmachen. Landeshauptmann Peter Kaiser, der sich gegen diese Entscheidung stark macht, hat sich damit angreifbar gemacht. Denn obwohl jeder, der Kaiser kennt, weiß, dass er sich genauso einsetzen würde, wenn ein anderer Kärntner Kandidat von der Bundespartei zurückgereiht worden wäre, bleibt bei manchen der Eindruck hängen, hier wolle ein einflussreicher Vater seinem Sohn karrieretechnisch auf die Sprünge helfen. Wütender als die Rückreihung auf der Kandidatenliste macht Kaiser und andere Kärntner SPÖler aber, so hört man aus Parteikreisen, die mediale Treibjagd, die sich im Internet längst zu einem jeglichen politischen Anstand vergessenden Shitstorm gegen den 24-jährigen Luca ausgewachsen hat.
Ob man nun Sozialdemokratin ist oder ÖVPler, Grüner oder FPÖlerin, NEOS-Wähler oder unpolitisch – dieser blanke Hass, der da einem jungen Politiker entgegenschlägt, sollte eigentlich alle empören. Stattdessen kommen die heftigsten Angriffe auf Kaiser junior ausgerechnet von der FPÖ und ihrem Umfeld, einer Partei, in der es vor Leuten nur so wimmelt, die als junge Menschen pointierte, ja sogar extreme Positionen vertreten haben. Der Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bewegte sich als junger Mensch im Umfeld von Rechtsradikalen und Neonazis. Da muss man schon an das Glashaus erinnern, in dem nicht mit Steinen werfen sollte, wer darin sitzt!
Eigentlich würden zwei Sätze ausreichen, um die Aufregung um Luca Kaiser zu kommentieren: „Kein Mensch sollte, schon gar nicht in der Politik, bevorzugt oder benachteiligt werden, nur weil er mit einem prominenten Politiker verwandt ist. Und niemand hat für eine Meinungsäußerung, auch wenn diese polemisch zugespitzt ist, einen Sturm aus Hass und Verachtung zu erdulden“. Leider sind die politischen Sitten in Österreich schon dermaßen verkommen, dass das nur mehr ein frommer Wunsch ist.
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