Die Lebenszeit der Menschen ist begrenzt und manche sterben viel zu früh, aber erschütternd und traurig ist der Tod immer, auch wenn einer fast 100 geworden ist. Am 22. Februar 2017 starb jener Politiker, der Klagenfurt geprägt hat wie kein anderer, und es war fast ein bisschen so, als ginge mit seinem Leben auch eine Epoche zu Ende. Leopold Guggenberger war 24 Jahre lang Bürgermeister von Klagenfurt und hat der Stadt in all diesen Jahren gut gedient. Er war bodenständig und leutselig und dennoch ein Mann von Welt. Er liebte die Heimat und seine Stadt und öffnete Klagenfurt trotzdem für Kunst und Kultur und Partnerstädte in aller Welt. Er hatte feste konservative und christliche Prinzipien und war doch auch sozial, fortschrittlich im richtigen Maße und offen für Neues. Leopold Guggenberger war einer jener Politiker, die Österreich nach dem Krieg wieder lebenswert und offen machten. Und er war ein ÖVP-Politiker, der das „Volk“ in Volkspartei ernst nahm und daher mit allen gesellschaftlichen Gruppen einen Ausgleich suchte statt zu polarisieren. Mit „Guggi“, wie ihn Freunde und viele Bürger nannten, verlieren wir einen der ganz Großen.
Was Krieg und Nationalismus bedeuten, hatte Guggenberger schon als kleines Kind erfahren müssen. Seinen Vater, der aus dem Kärntner Lesachtal kam, lernte er nie kennen, denn der fiel im Ersten Weltkrieg an der Südfront. Als die Nazis die Macht ergriffen hätte Guggenberger es sich einfach machen können und wie allzu viele andere auf den rasenden Zug der Braunen aufspringen können. Er tat es nicht. Er engagierte sich lieber in katholischen Jugend- und Studentenverbindungen und leistete aktiven politischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nur mit viel Glück entging er dem KZ, nachdem ihn die Gestapo verhaftet und verhört hatte. Andere aus seinem Freundeskreis hatten weniger Glück und wurden eingesperrt und ermordet. Diese Erfahrungen prägten den überzeugten Christen sein Leben lang. Weil er wusste, wozu Fanatismus und Hass führen können, war er zwar stets standfest in seinen Überzeugungen, aber nie extrem oder unversöhnlich. Weil er gesehen hatte, in welchen Abgrund aus Massenmord und Krieg der Nationalismus die Welt geführt hatte, war er überzeugter Europäer und ein großer Freund von Versöhnungspolitik. Und gerade weil er ein Konservativer im klassischen Sinne war, hielt er Fortschritt nicht für Teufelszeug, sondern für etwas Positives, solange man dabei nicht seine Grundwerte verrät.
Es stimmt nachdenklich, wenn eine politische und menschliche Größe wie Leopold Guggenberger ausgerechnet dann von uns geht, wenn nationalistische und menschenverachtende Töne wieder „normal“ werden und kurzsichtige Politiker all das aufs Spiel setzen, was Guggenberger und seine Generation aufgebaut haben. Gerade jetzt würden wir einen wie ihn brauchen, einen Politiker, der mit einfachen Worten komplizierte Sachverhalte erklären konnte, der in der großen Welt ebenso sicher zuhause war wie in Klagenfurter Gasthäusern und der wusste, dass wir alle uns am Ende des Tages dieselbe Welt teilen, dass wir also miteinander auskommen müssen. Wir verbeugen uns zum Abschied von einem großen Menschen und Politiker, der wie kaum ein anderer die Stadt und das Land prägte.
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