Sozialdemokratische Funktionäre, die sich trotz eines Monatseinkommens von über 8.000 Euro günstige Sozialwohnungen sichern. ÖVP-Europaabgeordnete, die ihre Stimme um 100.000 Euro zum Kauf feilbieten. Freiheitliche, die ein ganzes Bundesland ruinieren, um einer Clique von Superreichen Insidergeschäfte zu ermöglichen und sich mit auf Pump finanzierten Geschenken Wählerstimmen zu sichern - Österreichs drei große Parteien taugen nicht gerade als Vorbilder in Sachen moralische Sauberkeit. In den vergangenen paar Jahren hat ein schleichender Prozess des Verfalls der guten Sitten eingesetzt, der sich, wenn wir nicht aufpassen, zu einem gewaltigen Problem für uns alle auswachsen könnte.
Es gibt viele Formen der Korruption. Regierungen schalten Zeitungsinserate, um sich eine gewogene Berichterstattung zu erkaufen. Konzerne versprechen aktiven Politikern tolle Jobs nach der Politkarriere, falls sie Gesetze zugunsten eben dieser Konzerne beschließen. Ärzte reihen Patienten für Operationen vor, wenn man ihnen ein Geldkuvert zusteckt. Politikerinnen vergeben Jobs und Wohnungen und erwarten sich im Gegenzug Unterstützung und Loyalität. Das sind noch die subtileren Formen. Daneben existiert nach wie vor und leider immer stärker die ganz offene Bestechung, vor allem wenn es um staatliche Großaufträge geht. Sind die Geldkoffer nur gut genug gefüllt, werden die Ausschreibungen plötzlich passgenau für jene Firmen formuliert, die diese Geldkoffer verteilen.
Ein klein wenig Korruption hat es immer gegeben und wird es immer geben. Das ist nur menschlich. Aber wenn Bestechung und Bestechlichkeit epidemisch werden, brennt das Dach. Nicht ohne Grund gilt Korruption als eine der gefährlichsten Verfallserscheinungen in Gesellschaften. Wer sich ein Bild davon machen will, wohin ungezügelte Korruption führt, der sehe sich in machen Staaten Südosteuropas oder Afrikas um, wo das gesamte Wirtschafts- und Alltagsleben gelähmt ist, weil ohne Bakschisch nichts geht. Ob Geschäftsleben, Gerichtsbarkeit, Medizin – wer was braucht, muss zahlen, und zwar unter der Hand. Das führt dann zu extremen Verzerrungen beim Wettbewerb, zum Absterben der Innovation und schlimmsten Falls zu einem chaotischen Zusammenbruch des Gemeinwesens, da sich nur mehr die finanziell Stärksten durchsetzen und es kein rechtsstaatliches Gegengewicht mehr gibt zur Macht von Superreichen und Mafiosi. Je korrupter ein Staat, desto ärmer ist er meistens und desto ungerechter sind die Lebenschancen verteilt. Die wirtschaftlichen Probleme von Griechenland, Italien und Spanien rühren unter anderem daher, dass diese Staaten allzu lange von bestechlichen Leuten regiert wurden, die nicht die besten Ideen förderten, sondern denen, die sie bestachen, ob das nun reiche Reeder waren oder die Mafia, freie Hand ließen beim Plündern öffentlicher Gelder. Und hat sich erst einmal eine Kultur der Korruption durchgesetzt, ist der Kampf dagegen unglaublich schwierig, da ja dann meist auch Polizei, Justiz und Medien käuflich geworden sind. Genau deswegen sollten wir die sich häufenden Fälle verschiedener Korruptionsvarianten in Österreich nicht locker nehmen, sondern dagegen vorgehen, solange wir das noch können.
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