Manchmal reicht es auch mal mit dem moralischen Relativieren und Abwägen und man muss Klartext reden. Das Kopftuch, das manche muslimische Frauen tragen, ist kein Symbol für Emanzipation, selbstbewusste muslimische Weiblichkeit oder sonst was Fortschrittliches, sondern ein auf dem Kopf getragenes Bekenntnis zu jenen Varianten des Islam, die den Körper der Frau ihren rigiden Moralvorstellungen unterwerfen wollen und dabei noch frech vorgeben, die Frauen doch nur vor den lüsternen Blicken böser Männer „beschützen“ zu wollen. Das Kopftuch ist Ausdruck und Ausfluss eines Besitzdenkens, das Frauen nicht als autonome menschliche Wesen sieht, sondern als Besitztümer ihrer Familien und Ehegatten.
Dennoch sollten erwachsene Menschen auf dem Kopf tragen dürfen, was sie wollen, solange die Kopfbedeckung nicht das Gesicht verhüllt. Anders sieht die Sache bei Kindern aus. Die österreichische Regierung würde gerne ein Kopftuchverbot in Volksschulen und Kindergärten einführen und die Opposition ist nicht absolut dagegen. Die SPÖ beispielsweise hat in dieser Frage Gesprächsbereitschaft signalisiert, fordert aber weitergehende Integrationsangebote statt eines Einzelgesetzes. Generell sind wohl alle Parteien gegen einen KopftuchZWANG für Mädchen. Wenn kleine Kinder aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen, ist das höchst wahrscheinlich nicht deren freie Entscheidung, sondern wird ihnen von ihren übermäßig frommen Eltern aufgezwungen.
Es gibt zwar in ganz Österreich nur ein paar Volksschulkinder mit Kopftuch, aber natürlich hat eine Gesellschaft auch das Recht auf Symbolpolitik, womit sie ausdrücken möchte, was in ihr toleriert wird und was nicht. Ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen würde eine Linie in den Sand ziehen und klarmachen, dass in diesem Land die religiöse Indoktrination von Kindern nicht akzeptiert wird. Freilich müsste das für alle Religionen gelten, wenn das Gesetz nicht diskriminierend sein soll. Es müssten in Volksschulen also auch Halsketten mit Kreuzanhängern oder Davidsternen sowie das Tragen von Kippas verboten werden. Und man müsste die Kreuze aus den Klassenzimmern entfernen. Warum auch nicht? Wir sind ein Land, in dem Staat und Kirche getrennt sind, daher sollten Öffentliche Schulen religionsfreie Zonen sein. Man sollte dann auch andenken, den Religionsunterricht durch eine Art Ethikunterricht zu ersetzen, in dem die Kinder über alle Religionen neutral informiert werden. Will man das alles nicht, wird man schlecht ein religiöses Symbol unter allen anderen aussortieren können.
Freilich wird ein Kopftuchverbot allein zu wenig sein, um unerwünschter religiöser Radikalisierung vorzubeugen. Wir müssten auch Hilfs- und Beratungsangebote für muslimische Frauen ausbauen. Vor allem aber müssen wir selber vorleben, dass eine tolerante Gesellschaft zwar die freie Religionsausübung garantiert, nicht aber religiösen Fanatismus und Extremismus. Das werden wir nicht schaffen, wenn wir einen „Kreuzzug“ gegen „den Islam“ führen, sondern wenn wir die freie Gesellschaft, in der Religion Privatsache ist, gegen die Anmaßungen ALLER Religionen verteidigen.
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