Fasching ist die Zeit der Narren, manchmal aber auch die der Deppen. Mindestens ein Sketch der „Stadtrichter zu Clagenfurth“ geht heuer eindeutig mehr in Richtung deppert als närrisch. Wenn die Klagenfurter Hobby-Komiker Flüchtlinge auftreten lassen, die auf Handys, die sie von der Caritas geschenkt bekommen haben, nach Plänen zum Bombenbau suchen und ein Mann mit schwarz bemaltem Gesicht sagt, er könne nicht arbeiten, weil das in seiner Heimat nur die Frauen täten, dann ist das nicht nur ein beklagenswert schlichter und somit schlechter Humor, sondern hart an der Grenze zur Volksverhetzung. Es ist auch keine satirische Zuspitzung, denn eine solche müsste von realen Gegebenheiten ausgehen. Lügen sind keine Realität, die man persiflieren könnte, und es ist eine Lüge, dass die Caritas Handys an Flüchtlinge verteilt, so wie es auch eine Lüge ist, dass Flüchtlinge samt und sonders Terroristen seien und dunkelhäutige Männer nicht arbeiten wollen. Dieser Sketch, liebe Stadtrichter, ist zum Schämen. Er ist unlustig, rassistisch und ein bisschen dämlich. Natürlich dürfen die Stadtrichter, die ja keine Profis sind, auch mal danebenhauen. Sie dürfen auch einen dummen Sketch bringen, denn Dummheit ist nicht verboten. Sie müssen sich aber gefallen lassen, dafür kritisiert zu werden.
Guter Humor und Satire sind Werkzeuge, um das Treiben der Mächtigen bloßzustellen. Mächtig sind Politiker, Konzernherren, Richter, Zeitungsherausgeber und andere Leute, die in unserer Gesellschaft was zu sagen haben. Nicht mächtig sind Minderheiten, Arme, Arbeiterinnen, Kleinunternehmer und alle anderen, die auf den unteren Sprossen der sozialen Leiter stehen, und ganz unten stehen die Flüchtlinge. Ob man nun dafür oder dagegen ist, Flüchtlinge aufzunehmen, steht eines doch fest: Sie sind die wehrloseste Gruppe, auf die man losgehen kann. Sich über Schwache lustig zu machen ist kein Merkmal von Stärke, sondern von geistiger Schwäche. Und es ist feig. Faschingssitzungen sollten dazu dienen, ordentlich Dampf abzulassen gegen Leute, die im Rest des Jahres als Respektspersonen gelten, als Autoritäten. Das war seit dem Mittelalter das Privileg des Narren. Er allein durfte dem König den Spiegel vorhalten, ohne deswegen gleich geköpft zu werden. Asylbewerber und andere Ausländer sind aber keine Könige, die nur der Narr kritisieren dürfte. Gegen die wird jeden Tag gehetzt, an Stammtischen und in großen Tageszeitungen. Ganze Parteien in diesem Land machen auf Kosten dieser Leute Stimmung und Stimmen. Es ist also nicht mutig, ausgerechnet auf „Ausländer“ loszugehen. Es ist feiger Mainstream.
Was an dieser Sache besonders ärgerlich ist: Es brauchte den deutschen Bachmannpreisträger Karsten Krampitz, um auf die Blödheiten hinzuweisen, die sich die Stadtrichter heuer leisten. Ist den Kärntner Journalisten, die von einem „Gagfeuerwerk“ schrieben, nichts aufgefallen? Ist es ihnen nicht ein bisschen unwohl geworden, wenn da auf offener Bühne rassistische Vorurteile bedient werden? Wenn sich weiße Menschen schwarz anmalen (blackfacing), als hätten wir immer noch die 70er Jahre und nicht das Jahr 2018? Und hatte echt kein Mensch im Publikum den Mut, das zu tun, was hier getan werden müsste, nämlich laut „Buh“ zu rufen?