Die Schriftstellerinnen Stefanie Sargnagel, Lydia Haider und Maria Hofer reisten im Jänner zusammen mit anderen Künstlern nach Marokko. Über diese Reise verfasste das Trio ein satirisches Reisetagebuch, das im „Standard“ abgedruckt wurde. Darin schilderte Sargnagel im ihr eigenen Stil der maßlosen Übertreibung und Erfindung, dass Haider „eine Babykatze zur Seite getreten“ und an einem Tag „15 Flaschen Wein“ getrunken hätte. Außerdem habe man sich spätnachts „willig“ zu Einheimischen an den Strand gesetzt, doch diese wollten nur „eingraucht UNO spielen“. Der Kölner Hauptbahnhof habe wohl „zu viel versprochen“. So geht das eine ganze Zeit lang weiter und es ist ziemlich lustig. Vor allem die Schilderung des Besuchs in André Hellers Paradiesgarten gehört zum Komischstem, was der „Klage“ seit langem, gelesen hat.
Soweit so normal. Möchte man meinen. Die „Kronen Zeitung“ griff die Sache aber wütend auf und schrieb eine ganze Artikelserie über die drei Autorinnen, wobei sie die völlig übertriebenen Reisetagebucheinträge der Frauen wörtlich nahm und somit vor allem die Tierschützer unter ihren Lesern gegen die Schriftstellerinnen aufganselte. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Sargnagel & Co erhielten Gewalt- und Vergewaltigungsdrohungen im Dutzend. Zuletzt mischte sich auch Fritz Kimeswenger von der „Kärntner Krone“ ein und wütete in seiner Kolumne „Kärnten inoffiziell“ nicht nur gegen einen „Kifferurlaub auf Steuerzahlerkosten“, sondern gab auch preis, wo Sargnagel, die derzeit Klagenfurter Stadtschreiberin ist, wohnt. Zuerst seine Leser gegen Künstler aufhetzen und dann deren Adresse veröffentlichen – das ist absolut letztklassig und noch dazu gefährlich. Kimeswenger ist wohl kaum so dumm, dass er den satirischen Charakter von Sargnagels Texten nicht erkennen würde. Umso schlimmer ist es, wenn er den Dummen spielt und seine Leser für dumm verkauft, damit diese sich recht heftig empören. Und ganz besonders schlimm ist es eben, auf diese Dummheiten noch die Oberdummheit drauf zu setzen, den Wohnort Sargnagels in der Zeitung zu veröffentlichen. Kimeswengers Kolumne ist sozusagen ein Anschauungsbeispiel für journalistische Skrupellosigkeit, da er nicht einmal davor zurückschreckt, sich selbst als zu beschränkt darzustellen, Satire zu erkennen, nur um möglichst viel Empörung beim Leser auszulösen.
Dumm und skrupellos verhalten sich aber nicht nur „Krone“ und Konsorten, sondern auch einige Leute, die Sargnagel solidarisch zur Seite springen. Der grüne Europaabgeordnete Michel Reimon verstieg sich zur Behauptung, Fritz Kimeswegers Kolumne sei ein „Vergewaltigungsaufruf“. Ins gleiche Horn stieß auch Florian Klenk, Chefredakteur des „Falter“. Reimon und Klenk schrieben beide auf Facebook, Kimeswenger hätte Sargnagel „als willig bezeichnet“ und somit quasi zur Vergewaltigung freigegeben. Das ist Blödsinn und faktisch falsch. Kimeswenger hat lediglich aus Sargnagels Marokko-Tagebuch zitiert. Er hat NICHT geschrieben: „Frau Sargnagel ist willig, man sollte sie vergewaltigen“. Er hat das nicht mal insinuiert. Mit so einer kompletten Überreaktion und Lüge wird aus der nötigen und berechtigten Kritik an „Krone“ & Co eine Farce. Die Angriffe der „Krone“, rechter Politiker und rechter Blogs auf Schriftstellerinnen sind eine Schweinerei und anständige Menschen stellen sich schützend vor die Angegriffenen. Wenn man dabei aber dieselben Methoden verwendet, die man bei anderen zurecht kritisiert, schießt man sich moralisch ins eigene Knie.
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