Der Klage gehört zu den Glücklichen, die keine Laktoseintoleranz haben und die auch sonst alles essen dürfen, was ihnen schmeckt. Besonders gut mundeten dem Klage Milch und Käse der Görtschitztaler Molkerei „Sonnenalm“, die es zum Beispiel beim Eurospar in der Villacher Straße zu kaufen gab. Gab, Vergangenheitsform. Nach dem HCB-Skandal hat die Molkerei ihren Betrieb eingestellt. Greenpeace hat aufgezeigt, dass die Beschwichtigungsversuche der Politiker und der Lebensmittelhersteller verfrüht waren und immer noch mit dem Gift Hexachlorbenzol belastete Produkte im Handel verkauft wurden. Jetzt ist Feuer am Dach und 261 Bauernhöfe im Görtschitztal werden penibel auf die Belastung von Vieh, Futter und Milch durch das Umweltgift geprüft. Klingt zwar, als ob die Behörden endlich aufgewacht wären, aber vielleicht dämmern die immer noch vor sich hin, denn wer kann mit Sicherheit sagen, das nur dieses eine Tal betroffen ist? HBC wurde laut Greenpeace durch die Abgase aus Fabriksschloten ausgespuckt und mit dem Wind verbreitet, und dass der Wind genau an der Grenze zum Görtschitztal aufhört zu blasen, darf man bezweifeln.
Gleich mehrere Instanzen, die dafür sorgen sollen, dass wir halbwegs ungiftige Nahrungsmittel zu kaufen kriegen, haben versagt. Der Handel hat seine Produkte nicht ordentlich auf Unbedenklichkeit getestet, die Lebensmittelkontrolleure haben zu wenige Stichproben entnommen und die verantwortlichen Politikerinnen haben kalmiert und gezögert, statt sofort rigoros durchzugreifen. Der Skandal hat freilich schon viel früher begonnen, nämlich mit zu laschen Vorschriften für die Industrie. Natürlich soll man Industriebetrieben nicht durch eine überschießende Bürokratie und überstrenge Vorschriften das Leben schwer machen, hängen ja eine Menge Arbeitsplätze dran, aber sobald Mensch und Natur gefährdet werden, hört sich jeder Spaß auf. Wir wollen zwar eine gesunde Wirtschaft, aber gesunde Menschen sind noch ein bisserl wichtiger. Dabei geht es nicht allein um die direkt betroffenen Anwohner und die Konsumenten von Produkten aus der kontaminierten Region, sondern auch um die Zukunft schlechthin. Kärnten wird vermutlich nicht mit den großen Industriegebieten dieser Welt konkurrieren können, unser bestes Asset wird eine halbwegs intakte Umwelt in einer einmalig schönen Landschaft sein, in der noch dazu Lebensmitel hergestellt werden, die man genießen kann, ohne sich dabei zu vergiften.
Die neue Wirtschaftsweltmacht China kauft rund um den Erball Ackerland, da die eigenen Böden und Gewässer durch die rasante industrielle Aufholjagd schwer mit Umweltgiften belastet sind. Andere Schwellenländer machen das auch. Das bedeutet, dass gesunde Böden und sauberes Wasser immer wertvoller werden und diejenigen, die über diese Böden und Gewässer bestimmen, schon in naher Zukunft mindestens so mächtig und einflussreich sein werden, wie es heute die ölfördernden Staaten sind. Der Kampf gegen die Vergiftung unserer Äcker, Wälder, Wiesen und Flüsse ist demnach nicht „nur“ für unser aller Gesundheit von Bedeutung, sondern auch für unser Standing in der globalen Wirtschaft. Halten wir die Umweltverschmutzung nicht auf, schneiden wir uns gleich doppelt und dreifach ins eigene Fleisch. Der HCB-Skandal ist ein Weckruf, vielleicht einer der letzten.
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