Die Griechinnen und Griechen haben „Nein“ gesagt zu noch mehr Kürzungen bei Löhnen und Pensionen und zu noch mehr Einsparungen im Gesundheitssystem. Obwohl fast die ganze politische Elite Europas versuchte, die Griechen einzuschüchtern, haben die sich hinter ihre Regierung gestellt und deren Kurs unterstützt. Und was ist dieser Kurs? Nichts kommunistisches, sondern eine klassisch sozialdemokratische Politik, die demokratische Entscheidungen und das Wohl der Menschen für wichtiger hält als den Profit von Banken und Investmentfonds. Europa sollte auf das klare „Nein“ aus Athen hören, sonst werden nämlich bald überall neue linke Bewegungen entstehen oder, was wirklich schlimm wäre, Rechtsextremisten das Ruder übernehmen. Es kommen jedenfalls verdammt spannende Tage auf uns zu. Wie auch immer das ausgehen mag: Ich trinke einen kleinen Ouzo auf das „Oxi“.
In Krumpendorf hat die Innenministerin unterdessen 30 Zelte hinstellen lassen, um Flüchtlinge unterzubringen. Junge Leute winkten am Sonntag mit Fahnen, auf denen „Flüchtlinge willkommen“ zu lesen war. Andere Leute spenden Hygieneartikel und ein paar Knabbereien. Von Angst, Hass und Ablehnung ist derzeit nicht viel zu sehen in der Wörtherseegemeinde, dafür aber einiges von Freundlichkeit, Solidarität und ganz altmodischer Nächstenliebe. Die Kärntner zeigen bislang, dass sie wohl weniger Probleme mit Menschen in Not haben, als ihre politischen Vertreter, die allzu schnell „das Boot ist voll“ schreien statt dafür zu sorgen, dass Menschen auch in menschenwürdigen Behausungen leben können. Wer vor Krieg, Terror und bitterster Not flieht, hat kein Verbrechen begangen, wofür er zu bestrafen wäre, sondern braucht unsere Hilfe. So denken eigentlich alle Menschen, deren Geist noch nicht von Hetzpropaganda vergiftet ist, also wohl die große Mehrheit.
Derweil hat die Ratingagentur „Moody´s“ die Bonität Kärntens auf die Stufe Ba2 gesenkt. Auf deutsch: Laut Moody´s geht der, der Kärnten Geld borgt, ein Spekulationsrisiko ein. Das bedeutet, dass das Land schon wieder höhere Zinsen für Kredite zahlen muss. Wäre Kärnten ein eigenständiger Staat, würden wir bereits mit Griechenland in einem Boot sitzen. Österreich ist insgesamt sehr hoch verschuldet und hat einen Bankensektor, der wegen seiner Balkan- und Osteuropageschäfte auf einer Bombe sitzt, die jederzeit hochgehen kann. Das sollten jene bedenken, die so gerne über die „faulen Griechen“ schimpfen und meinen, uns könne das, was Athen widerfährt, nicht passieren. Es braucht nur noch einen Auslöser, zum Beispiel den Zusammenschluss einiger Großinvestoren, die gegen Österreich Finanzwetten abschließen, und wir sind die nächsten bei denen die Pensionen um 40 Prozent gekürzt werden, die Löhne um 30 Prozent und wo die Arbeitslosigkeit, die schon jetzt gefährlich hoch ist, explodiert. Österreich ist verdammt nahe dran, das griechische Schicksal zu erleiden. Schon allein deshalb sollten wir mit den Griechen solidarisch sein statt ein Volk dafür zu hassen, dass es nicht in schlimmstem Elend versinken will.
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