Das war deutlich. Mit 30 Prozent Abstand gewann der Linksliberale Emmanuel Macron gegen die Rechte Marine Le Pen und ist somit der künftige französische Präsident. Obwohl viele Beobachter davon ausgingen, dass in Frankreich die republikanische Feuermauer gegen die Rechtsextremen halten würde, war eine Überraschung doch nicht ganz ausgeschlossen. Immerhin hatte Macron keine gut geölte Parteimaschine hinter sich, sondern nur seine frisch gegründete Bewegung. Le Pen konnte dagegen auf einen seit Jahrzehnten bestehenden Apparat zurückgreifen und auf die Stimmen der vielen Frustrierten und Ängstlichen hoffen. Doch am Ende wollten die Franzosen doch kein Risiko eingehen. Damit ist nach Österreich und den Niederlanden der dritte Versuch einer sehr rechten Partei, in einem westeuropäischen Land die Macht zu übernehmen, gescheitert.
Lange Gesichter dürfte es nicht nur beim Front National geben, sondern auch bei der FPÖ, der AfD und anderen Rechtsaußenparteien. Der erhoffte Trump-Effekt blieb nicht nur aus, er verwandelte sich in einen Fluch. Der Schock über Trump und den Austritt der Briten aus der EU sitzt offenbar bei vielen Europäern so tief, dass sie Parteien, die mit ähnlichen Parolen Stimmung machen wie der neue US-Präsident und die die Mitgliedschaft in der EU in Frage stellen, lieber keine Regierungsverantwortung übertragen. Gleichzeitig haben die anderen Parteien in der Flüchtlingsfrage einen harten Kurs eingeschlagen, den die Rechten kaum noch überbieten können. Die Grenzen der EU-Staaten sind gegenüber Asylbewerbern inzwischen weitgehend dicht und man stört sich nicht groß an den vielen Menschen, die im Mittelmeer ertrinken. In den Großstädten, wo die meisten Flüchtlinge und Zuwanderer leben, hat man sich inzwischen an diese gewöhnt und gemerkt, dass das auch nur Menschen wie alle anderen sind. Die Propaganda von einer angeblichen „Überflutung“ mit bösen „Invasoren“ stellt sich als Luftblase, als Hirngespinst heraus. Nur am Land, wo die meisten noch nie einen Flüchtling oder Muslim aus der Nähe gesehen haben, ziehen die rechten Argumente noch.
Wie auch in Österreich hat auch in Frankreich vor allem die Landbevölkerung rechts gewählt. Das hängt auch damit zusammen, dass die ländlichen Regionen gegenüber den Städten immer mehr wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten. Jobs, Kultur, persönliche Freiheit, Weltoffenheit – all das findet man eher in der Stadt als am Land. Ja sogar bei der Partnersuche hat man in den Städten bessere Karten. Vor allem Frauen ziehen scharenweise weg vom Land. Anders ausgedrückt: Bauer sucht Frau, kriegt aber keine mehr. Überspitzt gesagt haben wir eine von Arbeitslosigkeit, Einsamkeit und Zukunftsangst geplagte Landbevölkerung auf der einen Seite und optimistische Städter auf der anderen. Dieser Gegensatz wird immer größer und die Politik sollte sich rasch etwas einfallen lassen, um die ländlichen Regionen zu stärken, denn sonst wird dort der Frust immer größer und am Ende haben wir dann riesige Mega-Cities und verödete Landstriche, auf denen selbst fahrende Traktoren ihre einsamen Runden ziehen.
Bevor ich es vergesse: In Frankreich haben nicht nur die Rechten erneut versagt, sondern auch die Sozialdemokraten und die Konservativen. Wie schon bei uns sind die Kandidaten der traditionellen Großparteien regelrecht abgesoffen und in der Stichwahl traten zwei vermeintliche Außenseiter gegeneinander an. Das spiegelt den Ärger vieler Menschen mit der angeblich alternativlosen Politik wider. Gewaltige politische Veränderungen kündigen sich an.
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