Kärntens Exportwirtschaft boomt. Die Binnennachfrage schwächelt aber. Für eine gute Entwicklung des Landes müssen aber beide Bereiche funktionieren.
Die Kärntner Wirtschaft ist besser, als es einige Krankjammerer wahr haben wollen. Im Vorjahr erzielten hiesige Firmen einen Exportzuwachs von 5,7 Prozent. Das ist Österreichrekord. Insgesamt exportierten Kärntner Betriebe Waren im Wert von 6,7 Milliarden Euro in alle Welt, vor allem in die USA, nach Deutschland, Italien und – überraschenderweise – Malaysia. Gefragt sind bei den internationalen Kunden chemische Erzeugnisse, Maschinen, Elektrotechnik und Holz. Kärnten goes global, und das ist gut so, denn die Kärntner Wirtschaft verdient jeden zweiten Euro mit dem Export und 70.000 Menschen stehen deswegen in Lohn und Brot. Dass das Land und die Wirtschaftskammer auch 2016 wieder 500.000 Euro an Exportförderung zur Verfügung stellen wollen, ist daher zu begrüßen, solange man auch an jene Bereiche der Wirtschaft denkt, die nicht vom Export leben, sondern ihre Geschäfte vor Ort machen. Die meisten Arbeitsplätze hängen nämlich nach wie vor an Branchen, die nicht exportieren können. Handel, Tourismus, Gastronomie, Sozialberufe, Bauwirtschaft – sie alle und einige mehr machen ihr Geld nicht in Malaysia, sondern in Kärnten. Daher muss die Politik auch für sie ein Umfeld schaffen, in dem sie überleben können.
In die richtige Richtung geht die von der Landesregierung angekündigte Unterstützung für Beschäftigungsmaßnahmen und Armutsbekämpfung. Bis 2020 will man dafür 17 Millionen Euro ausgeben, die zum Teil von der EU mitfinanziert werden. Jeder Euro, der Menschen vor der Armut bewahrt, ist ein gut investierter Euro, denn nur wer einen Job hat oder wenigstens ausreichend Sozialhilfe bekommt, kann auch einkaufen gehen. Die immer wiederkehrende Forderungen mancher Wirtschaftsvertreter, man solle die Löhne und Sozialleistungen senken, ist nicht wirklich durchdacht. Nicht nur jene Betriebe, die auf den Konsum vor Ort angewiesen sind, brauchen zahlungskräftige Kunden, auch die Exportwirtschaft kann auf Dauer nicht mit Billiglöhnen konkurrenzfähig sein, sondern nur durch Qualität. Die Amerikaner, Italiener und Malaysier kaufen Kärntner Produkte ja nicht, weil diese so billig wären, sondern weil sie so gut sind. Gute Produkte stellt man aber nur her, wenn man seine Mitarbeiter fair bezahlt und gut behandelt. Halbwegs angemessene Löhne und ein gutes soziales Sicherheitsnetz mögen auf den ersten Blick teuer sein, bei genauerer Betrachtung nützt das aber allen, auch den Arbeitgebern.
Was Länder mit einer erfolgreichen Wirtschaft von jenen Ländern, die verarmen, unterschiedet, ist nicht zuletzt ein funktionierender Rechtsstaat und eine möglichst wenig korrupte Politik. Derzeit ermittelt die Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den früheren Klagenfurter Bürgermeister Scheider, weil der laut einer anonymen Anzeige Geld von einem Bauunternehmer entgegengenommen haben soll (es gilt die Unschuldsvermutung). Ob an der Sache was dran ist, werden wir noch erfahren, aber eines ist klar: Kärnten könnte heute viel wohlhabender sein, hätten sich in den vergangenen Jahren nicht einige Herrschaften ziemlich schamlos bereichert, zum Beispiel aberwitzige Bankgeschäfte und völlig sinnlose Bauvorhaben. Eine saubere Politik ist das A und O für ein Umfeld, in dem eine gesunde Wirtschaft existieren kann.
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