Wir sind im Krieg. Lange wollten wir das nicht wahr haben. Als in New York 3.000 Menschen bei den Angriffen auf das World Trade Center starben sagten viele: „Das betrifft ja nur Amerika“. Als in Madrid 190 Menschen bei den Bombenangriffen auf Pendlerzüge starben, sagten viele: „Das ist furchtbar, aber Spanien ist weit weg“. Als in London 56 Menschen bei Bombenanschlägen starben, sagten viele: „Schlimm, aber uns kann das nicht passieren“. Als in Paris die Journalisten der Zeitschrift Charlie Hebdo und die Kunden eines koscheren Supermarkts ermordet wurden, sagten viele: „Grauenhaft, aber ein bisschen selber schuld waren die ja auch“. Am Freitag dem 13. 2015 war dann Schluss mit diesem Blabla. An diesem Freitag töteten Islamisten in Paris mindestens 129 Menschen und verwundeten weitere 350 zum Teil schwer. Der „Islamische Staat“ bekannte sich zu dem Massaker und hisste per Photoshop auf dem Eiffelturm die schwarze Kriegsflagge des Jihad, des „Heiligen Krieges“. Wie viele Menschen sollen die fanatischen Gotteskrieger noch ermorden bis wir einsehen, dass das kein gewöhnlicher Terrorismus ist, sondern Krieg?
Wir sind im Krieg und im Krieg schreckt man vor nichts zurück. Der „Islamische Staat“ hat offenbar einen oder zwei der Täter von Paris in Griechenland als Flüchtlinge registrieren lassen, um in Europa die Stimmung gegen Refugees aufzuheizen. Der IS kalkuliert knallhart mit der ohnehin schon feindseligen Haltung gegen Kriegsflüchtlinge und versucht uns dazu zu bringen, Flüchtlinge und auch muslimische Mitbürger zu fürchten und zu hassen. Das Ziel ist es, aus dem Krieg zwischen religiösen Fanatikern und der freien Welt einen Krieg zwischen allen Muslimen und allen Nichtmuslimen zu machen. In diese Falle dürfen wir nicht tappen! Die moderaten Muslime, die bei uns ein ganz normales, friedliches Leben führen wollen, sind nicht unsere Feinde. Im Gegenteil. Das sind unsere Verbündeten in einem Krieg gegen einen Feind, der alles zerstören will, was unsere freien Gesellschaften ausmacht, und dazu gehört die Religionsfreiheit. Dass Muslime, Christen, Juden, Atheisten, Buddhisten und überhaupt alle Menschen halbwegs friedlich und gleichberechtigt nebeneinander und miteinander leben, ist den religiösen Fanatikern unerträglich. Sie hassen die Vielfalt und wollen stattdessen die absolute Herrschaft ihrer Religion. Sie sind hierin anderen totalitären Ideologien sehr ähnlich. So wie die Nazis meinten, die Welt müsse von Juden, Homosexuellen, Roma, Behinderten, Kranken und noch einigen Gruppen „gereinigt“ werden, denken auch die Islamisten, dass es erst dann ein harmonisches Leben geben kann, wenn Andersgläubige entweder bekehrt oder tot sind. Wer so denkt, mit dem kann man nicht verhandeln, der lässt sich durch Zugeständnisse nicht beeindrucken. Diese Leute haben eine Alles-oder-nichts-Einstellung. Entweder sie gewinnen den Krieg oder sie kommen wenigstens beim Versuch als Märtyrer in den Himmel.
Wir sind im Krieg und wir müssen begreifen, was das bedeutet. Es bedeutet, dass solange Menschen bei brutalen Anschlägen sterben werden, bis der „Islamische Staat“ und ähnliche Organisationen vernichtet wurden. Das klingt furchtbar brutal, aber Krieg ist kein Kindergeburtstag. Krieg wird aber nie nur militärisch geführt, sondern es geht dabei immer auch um Werte und Haltungen. Wollen wir den Krieg gegen den IS militärisch gewinnen, müssen wir unsere Werte mehr schätzen als die Islamisten die ihren. Es muss uns wieder bewusst werden, dass unsere Freiheit kein Zufall ist, sondern mit Blut erkämpft wurde. Wir haben sie unter Millionen Opfern von der Kirche, von den Königen und später von den Nazis erkämpft. Und wir müssen begreifen, wie wichtig die Freiheit ist. Wenn wir die Freiheit aufgeben, um uns Sicherheit vorgaukeln zu lassen, dann haben die Islamisten gewonnen. Wenn wir uns gegen muslimische Mitbürger aufhetzen lassen, haben die Islamisten gewonnen. Wenn wir Flüchtlingen nicht mehr helfen, haben die Islamisten gewonnen. Wenn wir die Meinungsfreiheit einschränken, einen Polizeistaat einführen und an allen Grenzen Zäune bauen, wo auf Menschen vielleicht sogar geschossen wird, haben die Islamisten gewonnen.
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