Bei der Fußball-EM der Frauen haben Millionen Österreicher gesehen, dass Frauen sehr wohl all das können, was Männer auch können, und manchmal sogar besser. Deswegen wird dieses Turnier vielleicht in die Geschichte eingehen als jener Wendepunkt, an dem viele Vorurteile, die die Geschlechter voneinander haben, zerbrochen sind.
Während der EM geschah etwas sehr Bemerkenswertes: Mit jedem Spiel, das das österreichische Team gewann, schalteten mehr Menschen den Fernseher ein und sahen zu. Beim Elfmeter-Sieg gegen Spanien waren nicht weniger als 1,2 Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten live dabei. Eine Top-Einschaltquote. Das lag nicht nur am Erfolg unserer Fußballerinnen, sondern auch daran, dass viele Menschen zum ersten Mal Frauenfußball schauten und erstaunt bemerkten, dass der keinen Deut schlechter oder langweiliger ist als Männerfußball. Eher im Gegenteil. Während man bei der Herren-Nationalmannschaft, die übrigens zuletzt 1954 in ein Halbfinale kam, oft den Eindruck hat, dass die Spieler nur mit halbem Einsatz dabei sind, weil sie sich für ihre Clubs, wo sie viel Geld verdienen, schonen, kämpfen die Frauen mit vollem Einsatz. Vom spieltechnischen Niveau her betrachtet ist da ohnehin kaum ein Unterschied. Was Frauen im Schnitt körperlich ein bisschen schwächer sind als Männer, machen sie durch Kampfgeist und strategische Klugheit wett. Schon vor zehn Jahren, als der „Klage“ mit einem befreundeten Sportjournalisten bei einem Bier saß und sich darüber beschwerte, wie schlecht die Leistungen der Nationalmannschaft seien, gab ihm jener Sportberichterstatter den Tipp: „Schau Frauenfußball! Das ist viel besser und spannender“. Er hatte recht.
Ganz pragmatisch gesagt bedeutet das nun erwachte Interesse am Frauenfußball, dass wir als Zuschauerinnen und Zuschauer in Hinkunft doppelt so viel Spaß an diesem Sport haben werden. Und genau das bedeutet Gleichberechtigung. Gleichberechtigung der Geschlechter heißt nicht, dass einfach die Rollen vertauscht werden und die Frauen die Männer verdrängen, sondern dass wir auf die Talente der Frauen nicht mehr mutwillig verzichten. Auf der ganzen Welt kann man beobachten, dass jene Länder, in denen Frauen annähernd gleiche Rechte haben und im öffentlichen Leben sowie in den Berufen gut vertreten sind, besser dastehen als jene, die Frauen sprichwörtlich an den Herd ketten. Das ist völlig logisch, denn Gesellschaften, die Frauen unterdrücken, verzichten auf die Ideen und Fähigkeiten der Hälfte der Bevölkerung.
Mit dem Sexismus verhält es sich ähnlich wie mit dem Rassismus: Er funktioniert nur solange, bis das Vorurteil auf die Wirklichkeit trifft. Heute sehen wir Ärztinnen, Anwältinnen, Unternehmerinnen, Politikerinnen und Managerinnen als etwas Selbstverständliches. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren das aber exotische Ausnahmen, die man(n) mit großem Misstrauen und sogar Angst betrachtete. Unser Leben ist keinen Deut schlechter geworden, seit wir Frauen nicht mehr auf die Rolle als Mütter reduzieren, sondern nachweislich besser. Für alle.
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