Etwas hat sich verändert in Europa. Im Sommer hat es sich bereits abgezeichnet, aber vor einigen Tagen ging es richtig los: Tausende ganz normale Bürgerinnen und Bürger haben einfach angefangen, Flüchtlingen zu helfen. Ganz von selbst und ohne auf die Erlaubnis vom Staat oder von der Politik zu warten. Weil Menschen konkret in Not waren und ohne Wasser und Essen auf Autobahnen und Bahnhöfen festsaßen. Und nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern auch in Griechenland, in Serbien und sogar in Ungarn. Während die Politiker ratlos sind und oft ergebnislose Sitzungen abhalten, zeigen die Menschen mit ihrer Hilfsbereitschaft: Es reicht. Man hat die Nase voll von einem europäischen Asylsystem, das mit seiner Abschottungspolitik direkt dazu führt, dass Menschen sich in Schlepperlastwägen zwängen müssen, da man sie nicht legal einreisen lässt. Es ist ein System, das Menschen tötet.
Was wir in den vergangenen Tagen noch gesehen haben: Stacheldrahtzäune halten Menschen, die auf der Flucht sind und tausende Kilometer hinter sich gebracht haben, nicht auf. Wir erleben derzeit das Ende der Illusion, man könnte verzweifelte Leute mit Kriegsschiffen und Mauern draußen halten. Wer nichts zu verlieren hat, den kann man nicht aufhalten. Wir könnten ganz Österreich einzäunen und die Flüchtlinge würden trotzdem Mittel und Wege finden, durchzukommen. Und das gilt für ganz Europa ebenso. Europa hat über 40.000 Kilometer Seegrenze und über 6.000 Kilometer Landgrenze. Das kann man nicht lückenlos dichtmachen. Und das soll man auch gar nicht, denn dieser Kontinent braucht Zuwanderung, weil Europa sonst schrumpft und vergreist.
Von den Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, wollen nicht alle zu uns. Die meisten Flüchtlinge fliehen innerhalb ihrer Staaten oder schaffen es allenfalls bis ins Nachbarland. Dennoch ist eine Art Völkerwanderung im Gange, die Europa und damit auch Österreich verändern wird. Angst müssen wir jedoch nicht haben. Europa hat, wenn wir die Nicht-EU-Staaten dazurechnen, 742 Millionen Einwohner. Wir könnten vermutlich ganz Syrien aufnehmen und würden es nicht einmal wirklich merken. Trotzdem: Europa wird ein wenig dunkelhäutiger werden und auch ein bisschen islamischer. Das muss man nicht mögen, aber gefährlich ist es auch nicht. Die allermeisten Muslime wollen ja auch nur in Frieden leben und ein bisschen Wohlstand für sich und ihre Kinder haben. Die richtigen islamistischen Fanatiker kommen eh nicht zu uns, denn die schließen sich einer der vielen Terrorbanden im Nahen und Mittleren Osten an. Genau den Banden, vor denen jetzt so viele abhauen müssen. Aber natürlich soll man den Zuwanderern dennoch klar machen, dass bei uns Staat und Religion getrennt sind und dass man Menschen mit anderem Glauben ebenso akzeptieren muss wie Frauenrechte und Homosexualität. Hier sind klare Worte von Politikern und Journalisten gefragt, denn Toleranz ist immer eine Straße mit Gegenverkehr. Wer als Zuwanderer will, dass er und seine Bräuche toleriert werden, der muss umgekehrt auch die Sitten und Gesetze seines neuen Wohnortes ernst nehmen und akzeptieren. Aber ich bin da recht zuversichtlich, dass wir das alles mit ein bisschen gutem Willen schaffen werden. Europa hat Krieg, Faschismus und Kommunismus überstanden, da werden wir auch mit ein paar Millionen Neubürgern klar kommen.
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