Großbritannien verbietet ab 2040 Diesel- und Benzinmotoren. Immer mehr Städte diskutieren über ein Fahrverbot für ältere Dieselautos. Die Autoindustrie und ihre Zulieferer kämpfen verzweifelt gegen diese Entwicklung an, doch es scheint, als sei das Ende der von Rudolf Diesel und Nicolaus August Otto erfundenen Verbrennungsmotoren nur mehr eine Frage der Zeit. Vor allem dem Diesel, dem liebsten Motor der österreichischen Autofahrer, könnte es bald an den Kragen gehen.
Das Stuttgarter Verwaltungsgericht hat vorige Woche ein deutliches Zeichen gesetzt. Da die Schadstoffwerte bei den vor allem für Kinder und ältere Menschen besonders gefährlichen Stickoxiden in der deutschen Stadt andauernd überschritten wurden, hat es mit einem Entscheid den Weg frei gemacht, um Fahrverbote für ältere und damit „dreckigere“ Dieselautos einzuführen. Die Autoindustrie läuft gegen solche Verbote Sturm und verspricht, Dieselmotoren mit Software-Updates sauberer zu machen. Unabhängige Experten wiederum meinen, ohne den Einbau spezieller Filter seien die Schadstoff-Emissionen kaum zu senken. Die Diskussion ist von enormer Wichtigkeit, denn es geht dabei nicht allein um die Gesundheit und die Umwelt, sondern auch um Milliardenbeträge und um abertausende Arbeitsplätze, die auch in Österreich vom Dieselmotor abhängen.
Derzeit ist die Debatte ein bisschen unfair, denn moderne Dieselmotoren sind nicht viel umweltschädlicher als Benziner. Die neuen Benziner, die mit Direkteinspritzung (TSI) arbeiten, sind teilweise sogar gefährlicher, weil sie ohne spezielle Feinstaubfilter fahren dürfen, obwohl sie besonders viele und besonders kleine Partikel ausstoßen, die über die Lunge der Menschen ins Blut gelangen. Das macht den Diesel nicht harmloser, zeigt aber schön, dass die ganze Diskussion nicht ehrlich geführt wird. Zu viele finanzielle Interessen hängen an den Verbrennungsmotoren, zu viele Politiker fürchten um einen der wichtigsten Industriezweige Europas. Es zeichnet sich aber ab, dass die Automobilindustrie gar nicht anders können wird, als sich den neuen Zeiten anzupassen. In den USA und China, den außereuropäischen Hauptabsatzmärkten, werden immer strengere Abgasnormen eingeführt und die dortigen Konsumenten wollen kaum noch Dieselfahrzeuge kaufen.
Es sieht ganz danach aus, als seien die klassischen Verbrennungsmotoren Auslaufmodelle. Die Zukunft wird dem elektrisch betriebenen Auto gehören. Freilich ist noch kein Elektroauto umweltfreundlicher als ein „normales“ Kfz, wenn man den Herstellungsprozess und die Batterien miteinkalkuliert. Derzeit ist es so, dass ein E-Auto erst nach zehn Jahren Dauereinsatz ökologischer ist als ein Diesel oder Benziner. Und die Frage, woher der ganze Strom kommen soll, ist auch noch nicht geklärt. Wenn wir alle nur mehr Elektroautos fahren, deren Strom aber aus Atomkraftwerken kommt oder mit Gas oder Kohle erzeugt wird, wird das ein ökologisches Nullsummenspiel. Der wahre Durchbruch in Sachen Umweltfreundlichkeit dürfte erst mit dem Wasserstoffauto kommen. Das ist technisch schon fast serienreif, wurde aber von der deutschen und französischen Autoindustrie immer nur stiefmütterlich behandelt, weil man dachte, man könne noch viele Jahrzehnte lang Benziner und Diesel verkaufen. Da hat man sich offenbar verkalkuliert. Die Zukunft wird elektrisch sein, ob mit Lithiun-Ionen-Batterien oder Brennstoffzellen. Je früher sich die Industrie darauf einstellt, desto leichter wird der Übergang werden. Je mehr sie sich sträubt, desto brutaler werden die Folgen für die Arbeitnehmer in der Kfz-Industrie und für die Umwelt sein.
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