Hunde sind wunderbar, aber sie können auch gefährlich werden. Wie schützen wir uns und unsere Kinder vor Bissen?
„Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum“, schrieb einst der Schriftsteller Carl Zuckmayr, und in Japan sagen sie: „Hund ist nur ein anderes Wort für Freund“. Die Liebe zum Hund geht durch alle Gesellschaftsschichten, durch alle Länder und seit der Steinzeit durch alle Zeiten, gute wie schlechte. Wer selber einen Hund hat oder hatte, der weiß, was für liebenswerte Wesen das sein können. Selbst der schlechteste Mensch findet im Hund noch jemanden, der ihn bedingungslos liebt. Leider können Hunde aber auch anders. Vor einigen Wochen hat in Wien ein Rottweiler ein Kleinkind tot gebissen. Und kurz danach biss ein Dackel (!) ein Kind so fest ins Gesicht, dass es notoperiert werden musste. Jetzt diskutiert die Politik wieder einmal darüber, was man gegen Unfälle mit Hunden machen könne.
Bevor wir ernsthaft über neue Gesetze zur Hundehaltung debattieren, sollten wir uns die Statistiken anschauen. In Österreich leben rund 600.000 Hunde. Pro Jahr gibt es zwischen 3.000 und 6.000 ernsthafte Verletzungen durch Hunde, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Wenn wir die Spitzenzahl 6.000 nehmen, heißt dass, dass von 100 Hunden einer so zuschnappt, dass es ernsthafte Folgen hat. Fast 20 Prozent aller Österreicher wurden schon einmal von Hunden gebissen oder wenigstens „gezwickt“. Tot gebissen zu werden ist statistisch gesehen zum Glück in etwa so selten wie ein tödlicher Blitzeinschlag. Diese Zahlen geben keiner Seite recht, weder den Hundehassern noch denen, die Hunde für Engel mit Fell halten. Die Zahlen sagen: Es gibt ein Problem. Es ist nicht das größte Problem der Welt, aber man kann es auch nicht einfach ignorieren.
Einige Politiker haben nun vorgeschlagen, Hundehalter zu verpflichten, ihren Lieblingen überall außer Zuhause einen Maulkorb anzulegen. Das würde die Zahl der Hundebisse sicher stark reduzieren, aber es wäre auch ein bisschen extrem. Das wäre eine Art „Strafe vor der Tat“ und in etwa so, als würde man Menschen einsperren, obwohl sie nichts verbrochen haben, aber kriminell werden könnten. Tatsächlich gibt es schon viele Maulkorberlasse. In vielen Öffentlichen Verkehrsmitteln und Innenstädten herrscht bereits Maulkorbpflicht. Das ist auch richtig so, aber eine generelle Maulkorbpflicht, die überall gilt? Würde das nicht schon an Tierquälerei grenzen? Und: Wäre es nicht sinnvoller, ein permanentes Tragen des Maulkorbs jenen Hunden vorzuschreiben, die schon einmal zugebissen haben?
Untätig war die Politik in den vergangenen Jahren nicht. Man hat verpflichtende Hundehalterkurse eingeführt, Die Chippflicht und Listen mit Hunden, die als besonders „gefährlich“ gelten. Vor allem die Listen sind unter Tierfreunden umstritten, denn rein statistisch ist ein Pitbull nicht gefährlicher als ein Schäferhund oder ein Dackel – was aber daran liegen könnte, dass es viel mehr Schäferhunde und Dackel gibt als Pitbulls. Wir sehen, dass die Sache nicht ganz so einfach ist, wie mancher Politiker es sich vorstellt.
Aber eines ist bei aller Liebe zum Hund auch klar: Hunde können gefährlich werden und Hunde können zu Waffen gemacht werden. Der Schutz der Menschen muss Vorrang haben vor dem Schutz der Tiere. Aber es ist auch was dran am Argument, dass das wahre Problem meist nicht an der Leine geht, sondern diese führt. Vielleicht sollte man genauer hinsehen, welche Menschen sich welche Hunde halten und gegen amtsbekannte Gewalttäter öfter als jetzt ein Hundehalterverbot aussprechen? Und vor allem sollte man, da bei vielen Unfällen mit Hunden Kinder die Opfer sind, schon ab dem Kindergarten massiv darüber aufklären, dass Hunde kein Spielzeug sind, dass man vor allem fremde Hunde nicht anfassen sollte und dass Hunde Wesen mit Gefühlen sind, die aber anders sind als die von Menschen. Mehr Aufklärung, ohne Kindern dabei Angst zu machen, wäre wirklich wichtig – und wohl sinnvoller als allen Hunden überall einen Maulkorb aufzuzwingen.
Kontakt:redaktion@mein-klagenfurt.at