Im Internet treffen viele einzelne Hetzer zusammen und potenzieren zusammen den Hass auf Menschen. Das Netz ist inzwischen eine Art Drecksack-Verstärker, ein gigantisches Megafon der Jauche.
Irgendwer hat irgendwas gehört. Ein Gerücht nur, aber der Schwager vom Friseur der Cousine der Großtante einer entfernten Verwandten fünften Grades schwört, dass es die reine Wahrheit ist. Schon findet das Gerücht seinen Weg auf Facebook und Twitter, wird fleißig weiterverbreitet und landet dann bei politischen Parteien, auffallend oft der FPÖ, die das Gerücht als empörende Tatsache präsentieren. Und nachdem Tausende Leute das Gerücht geglaubt und verbreitet haben stellt sich heraus: Alles nicht wahr.
Vor ein paar Tagen war es Kärntens FPÖ-Chef Christian Ragger, der sich auf diese Weise blamiert hat. Nachdem er behauptet hatte, ein Mord und eine Vergewaltigung in Kärntner Flüchtlingsunterkünften wären totgeschwiegen worden, musste sich sogar die Polizei einschalten und richtigstellen, dass ihr keine der von Ragger behaupteten Straftaten bekannt sei. Freilich war da die bösartige Erfindung bereits in der Welt und man muss sich fragen, wie viele derjenigen, die Ragger geglaubt haben, wohl die Gegendarstellung der Polizei zur Kenntnis genommen haben.
Nicht nur Politiker und Politikerinnen arbeiten mit Gerüchten, Verleumdungen und frei erfundenen Stories, auch ganz normale Leute spielen bei der elektronischen Stillen Post mit und sorgen so dafür, Angst und Schrecken unter die Menschen zu bringen. Oft klickt man auf Facebook einfach auf „teilen“, ohne zuvor überprüft zu haben, ob an der Sache überhaupt was dran ist. Das ist nie eine gute Idee, aber besonders schlimm ist es, wenn dadurch jemand in Gefahr gerät. Ganz gefährlich und außerdem illegal ist es, private Fahndungsaufrufe zu verbreiten, zum Beispiel „Herr XY wird gesucht wegen Kindesmissbrauchs“. Das kann Existenzen zerstören, und zwar sowohl die von dem Menschen, der womöglich unschuldig ist, als auch die von demjenigen, der das verbreitet.
Überhaupt ist es nicht ungefährlich, sich im Internet zu unüberlegten Äußerungen hinreißen zu lassen. Wer die Grenze zum Strafrecht überschreitet, findet sich oft schneller vor Gericht wieder, als er sich jemals vorstellen hätte können. Sogar wenn man nicht gegen andere hetzt, sondern beispielsweise schreibt, man wolle nicht mehr leben, kann es sein, dass am nächsten Tag die Polizei kommt und einen in die Psychiatrie bringt. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und Worte haben Konsequenzen.
Grundsätzlich ist es gut, dass die Behörden verstärkt gegen Hetze und Verleumdung im Netz vorgehen. Dennoch sollte die Meinungsfreiheit ein hohes Gut bleiben und nicht jede unbedachte Wortmeldung gleich zu Gerichtsverhandlungen, Jobverlust und öffentlichen Pranger führen. Aber bevor man etwa auf Facebook Beiträge teilt, sollte man zumindest googeln, ob das stimmen kann, was da behauptet wird. Wenn mehrere seriöse Zeitungen darüber berichten, ist die Chance zum Beispiel größer, dass etwas stimmt, als wenn man das nur auf unbekannten Blogs findet. Und bei Fotos hilft oft die Bildersuche von Google weiter. Wenn zum Beispiel jemand behauptet, ein Foto zeige eine Schlägerei in einem Flüchtlingsheim, kann man das Foto in die Google-Bildsuche eingeben und herausfinden, ob es nicht vielleicht von ganz woanders stammt. Jedenfalls sollte man immer daran denken, dass das Internet kein Stammtisch ist, sondern öffentlich. Und wer öffentlich hetzt, macht sich womöglich strafbar.
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