Noch nie zuvor war eine große Wahl in Österreich so spannend und knapp wie die diesmalige Bundespräsidentschaftswahl. Die Kandidaten Norbert Hofer und Van der Bellen lagen so knapp beieinander, dass bei den Hochrechnungen mal der eine, dann wieder der andere vorne war. Das sollte vor allem den Nichtwählern zu denken geben, denn so klar wie hier hat sich nie der Spruch bewahrheitet, dass tatsächlich jede Stimme zählt.
Norbert Hofer hat für die FPÖ ein historisch gutes Wahlergebnis eingefahren. Vor allem in den ländlichen Regionen konnte er voll punkten und seinen grünen Gegner an die Wand drücken. In den Städten war es fast umgekehrt. Aber es gibt nichts zu deuteln: Die FPÖ hat, ausgehend von ihrem letzten Ergebnis bei Nationalratswahlen, massiv dazugewonnen, auch wenn bei einer Wahl zum Staatsoberhaupt die Personen eine größere Rolle spielen als bei Parlamentswahlen. Hofer punktete als freundlich wirkender, aber gleichzeitig Machtwillen ausstrahlender Freiheitlicher. Er hat viel versprochen und angekündigt und den Frust, der im Lande herrscht, in Wählerstimmen umgesetzt.
Van der Bellen hat von der Außenseiterposition aus massiv aufgeholt und sein Ergebnis ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil es von SPÖ und ÖVP keine offizielle Wahlempfehlung für ihn gab. Hinter ihm stand mit den Grünen eine Partei die kleiner ist und weniger Geld hat als die FPÖ. Er hat viele Städte für sich gewonnen, wo eher weltoffene und liberal gesinnte Menschen wohnen. Sein Ergebnis ist daher sehr respektabel.
Was diese Wahl aber gezeigt hat: Österreich ist ein tief gespaltenes Land. Noch dazu ein in fast zwei exakt gleich große Hälften gespaltenes Land. Das ist keine gute Nachricht. Immer, wenn in diesem Land solch tiefe Gräben aufbrachen, folgte eine schlimme Zeit. Man erinnere sich an 1934! Heute steht ein Lager aus Konservativen, Rechten und EU-Gegnern einem gleich großen Lager aus Fortschrittlichen, Linken und Europafreunden gegenüber.
Der neue Bundespräsident muss jetzt daran arbeiten, die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden. Er muss, auch wenn das nach Sonntagsreden klingt, Brücken bauen und die Menschen wieder miteinander versöhnen. Die Polarisierung ist weit genug gegangen. Wir alle müssen wieder lernen, miteinander auszukommen und uns nicht noch weiter in einen Grabenkampf jagen zu lassen. Wir alle, ob Rechte, Linke und in der Mitte stehende leben zusammen in einem Land. Wir müssen miteinander auskommen und uns nicht die Schädel einschlagen.
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