Im Film „Star Trek – der erste Kontakt“ gibt es eine Szene, in der Enterprise-Captain Jean-Luc Picard einer verdutzten Frau aus dem 21. Jahrhundert erklärt, im 24. Jahrhundert gäbe es kein Geld mehr und alle Menschen würden nur noch deswegen arbeiten, weil sie sich und die Menschheit verbessern wollen. Möglich ist das in dieser utopischen Zukunft deswegen, weil alle Menschen versorgt sind, egal ob sie arbeiten oder nicht. Diese Vision geht davon aus, dass der Mensch nicht mit dem Prügel der Existenznot zur Arbeit gezwungen werden muss, sondern dass er, wenn man ihn lässt, von ganz alleine das tut, was nötig ist, um die Dinge am Laufen zu halten. Ähnlich „utopisch“ hat sich kürzlich der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser geäußert, als er anregte, man solle über die Einführung einer bedingungslosen Grundsicherung nachdenken. Bedingungslos heißt, dass diese Grundsicherung jeder kriegt, egal ob er arbeiten will oder nicht.
Viele Leute empört die Vorstellung, dass jemand eine gesicherte Existenz auch dann haben sollte, wenn er nicht arbeitet, genauer: Keiner Lohnarbeit nachgeht. Das wäre ja auch ein relevanter Einwand, wenn wir in einer Welt leben würden, in der es genug bezahlte Arbeitsplätze für alle gäbe. Wir leben aber in einer Welt, der die bezahlte Arbeit nach und nach ausgeht. Immer mehr Berufe werden durch Maschinen wegrationalisiert, und das ist ein gewaltiges Problem, denn Maschinen zahlen keine Steuern und kaufen keine Produkte. In so einer Situation haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können durch Sozialabbau und Lohnkürzungen die menschliche Arbeit so billig machen, dass sie gegen Maschinen konkurrenzfähig bleibt oder wird, oder wir freuen uns darüber, dass endlich Roboter jene Arbeiten erledigen, die eh kein Mensch gerne macht. Wenn wir uns für Variante zwei entscheiden, müssen wir natürlich überlegen, was wir mit all den Leuten machen, die für den Produktionsprozess überflüssig werden. Human und vernünftig wäre zum Beispiel, denen allen ein Grundgehalt zu zahlen, denn die Alternative dazu heißt Not, Elend und vielleicht sogar Krieg.
Aber wer soll das bezahlen? Viele Ökonomen, die die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens vertreten, haben ausgerechnet, dass das nahezu kostenneutral umsetzbar wäre. Bei einem Grundgehalt würden große Teile der Bürokratie überflüssig werden, also zum Beispiel Arbeitsvermittler, Sozialämter und so weiter. All das Geld, das wir derzeit noch in die Verwaltung des Elends stecken, würde stattdessen direkt den Menschen zufließen. Der Kaufkraftzuwachs wäre enorm, und wenn man zusätzlich noch dafür sorgt, dass Milliardäre und Millionäre gerechte Steuern zahlen und auch die Maschinen, die die Menschen ersetzen, besteuert werden, wäre Geld genug da, um die Utopie einer Welt, in der jeder Mensch seine Grundbedürfnisse abgedeckt bekommt, Wirklichkeit werden zu lassen. Damit wären endlich auch jene Menschen abgesichert, die derzeit kein Geld verdienen, nur weil ihre Arbeit keinen direkten Profit abwirft. Und wäre es nicht fantastisch, wenn sich jeder kreative Mensch, dessen Talente derzeit brach liegen, weil er jeden Tag Geld verdienen muss, frei entfalten könnte? Welche großartigen Kunstwerke kriegen wir nie zu sehen, weil die, die sie schaffen könnten, ihre ganze Energie in die Lohnarbeit stecken müssen?
Abgesehen von den praktischen Überlegungen sollte man auch bedenken, dass es hier um ethische Grundfragen geht. Wäre es nicht ein großer moralischer Sprung nach vorne, würden wir jedem Menschen sein Überleben garantieren aus dem einzig richtigen Grund, nämlich wegen seines Menschseins? Die Zukunft, in der Captain Picard lebt, erschient mir lebenswerter zu sein als unsere Gegenwart, in der jeder Mensch nur mehr danach bemessen wird, was er seiner Firma oder der Gesellschaft einbringt.
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