Von Peter Pugganig, am 27.2.2021
In Kading soll eine Zufahrtsstraße für moderne landwirtschaftliche Maschinen gebaut werden. Laut Anrainerin Claudia Hölbling führt die Straße durch einen alten Garten, einem Lebensraum für streng geschützte Amphibien.
„Wir leben am Rande eines Sumpfwaldes, dort und in unseren Gärten leben zahlreiche Amphibien, deren Rufe zur Paarungszeit unmöglich zu überhören sind und ich habe die Gemeindepolitiker und Bauamt über das Amphibien-Vorkommen informiert“, berichtet Claudia Hölbling.
Im Dezember 2019 wird das Bauvorhaben trotzdem im Gemeinderat einstimmig beschlossen: „Einen Meter von der geplanten Straße entfernt befindet sich ein Laichplatz. Die Amphibien, darunter streng geschützte Gelbbauchunken und Laubfrösche, sind naturgemäß überall. Auf Anraten der ARGE Naturschutz, die in einer Stellungnahme ein detailliertes Gutachten und die Ausarbeitung von Maßnahmen zum Schutz der Amphibien empfahl, habe ich begonnen, das Vorkommen, Leben und Laichen mit Bildern und Videos zu dokumentieren und auf der Website www.froschdrama.at zu veröffentlichen“, gibt sich die Tierschützerin kämpferisch. Für sie ist es unverständlich, warum der Zufahrtsweg für die landwirtschaftlichen Maschinen nicht begrünt bleiben kann, sondern Erdreich ausgehoben und durch Frostkoffer und Planierung ersetzt werden soll: „Ganz abgesehen davon, dass ihnen wertvoller Lebensraum gestohlen und sie massiv gefährdet werden. Amphibienschutz ist kein Gutdünken, sondern eine gesetzliche Verordnung“, meint Hölbling.
„Laut Gutachten des Landes Kärnten, Abteilung Naturschutz, das mit 8. Oktober 2020 datiert ist, sind keine naturschutzrelevanten Güter von der Maßnahme betroffen. Im Herbst ist die Paarungs- und Laichzeit längst vorbei und die Amphibien am Weg in ihre Winterquartiere. Ich hoffe, dass vom Landesverwaltungsgericht, bei dem gegen den Baubescheid das Rechtsmittel der Beschwerde zulässig ist, ein fundiertes amphibienkundliches Gutachten mit artenschutzrechtlicher Fragestellung in Auftrag gegeben wird“, so Claudia Hölbling abschließend.
Wir haben an den Bürgermeister, die beiden Vizebürgermeister und die im Gemeinderat vertretenen Grünen folgende Anfrage schriftlich gestellt: Laut der Anrainerin Claudia Hölbling führt die geplante Straße durch einen alten Garten, der Lebensraum für streng geschützte Amphibien darstellt. Dürfen wir Sie fragen, warum Sie dem Bauvorhaben trotzdem zugestimmt haben?
Antwort haben wir vom scheidenden Bürgermeister Anton Schmidt über die Bauamtsleiterin Sabrina Hedenig und von Vizebürgermeister Klaus Poschernig , ÖVP-Spitzenkandidat für die kommende Gemeinderatswahl erhalten.
Sabrina Hedenig:
„Der Herr Bürgermeister lässt ausrichten, dass das Baubewilligungsverfahren von der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt aus- und durchgeführt wird. Die Gemeinde Maria Saal ist nicht zuständig, weil es gemeindeübergreifend ist. Die Gemeinde hat zugestimmt, weil von der Bezirkshauptmannschaft ein Sachverständigengutachten vorliegt und von von dieser Behörde alles rechtlich abgeklärt wurde“.
Sehr ausführlich war die Antwort von Klaus Poscharnig. Was die konkrete Anfrage betrifft, war seine Stellungnahme wie folgt: „Das Grundstück auf dem der Weg gebaut wird, ist als Baufläche und als Garten gewidmet. Würde der bisherige Eigentümer auf dieser Fläche einen Swimmingpool oder ein Carport errichten, könnten wir Ihm das gar nicht verwehren, sofern er sich an die Kärntner Bauordnung hält. Der Eigentümer dürfte auf seinem Grund auch alle Bäume schlägern und den Boden rekultivieren ohne irgendwen zu fragen. Weiters wurde das Vorhaben (Straßenanlage) von unabhängigen Sachverständigen geprüft und für in Ordnung befunden. Hätte auch nur ein Sachverständiger das Vorhaben negativ beurteilt, hätte der Gemeinderat dem Bauwerber die Zustimmung sicher nicht erteilt. Dieses Gebiet ist weder als Naturschutzgebiet noch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.“