Die Bestände vieler Vogel- und Insektenarten schrumpfen drastisch. Besonders dramatisch ist die Situation beim Vogel des Jahres 2021, dem Girlitz, einem samenfressenden Gartenvogel aus der Familie der Finken. Er weist in den letzten 20 Jahren österreichweit einen der stärksten Bestandsrückgänge aller heimischen Brutvögel auf: Vier von fünf Vögeln sind verschwunden (minus 83% von 1998 bis 2016). Wer gegen das Artensterben aktiv werden und eine Vielfalt von Vögeln fördern möchte, kann im Herbst die richtigen Weichen stellen. Mehr wild im eigenen Garten führt zu einem Mehr an Arten, zeigt die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Die beiden Gratis-Broschüren „Gefiederte Gäste im Hausgarten“ und „Finkenschutz im Siedlungsraum“ liefern viele wertvolle Tipps für einen vogelfreundlichen Garten und sind bei BirdLife Österreich unter der Hotline 01-523 46 51 sowie unter office@birdlife.at kostenfrei zu bestellen.
Samenstände als natürliches Futter für Wildvögel
Die Förderung von Wildkräutern und Wildblumen ist eine der wichtigsten Maßnahmen für den Vogelschutz im Garten. „Ob es Girlitze, Stieglitze oder andere Finken sind, die sich an Samen von Stauden und Wildkräutern laben, sie alle sind auf ein reiches Angebot an Wildkräutersamen angewiesen“, weiß Eva Karner-Ranner von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Die Samen von Löwenzahn, Disteln, Wegerich, Beifuß und Co. sind dabei die unverzichtbare Nahrungsgrundlage für die Körnerfresser unter den Gartenvögeln. „Entscheidend ist es aber, dass diese Samen auch zur Reife kommen und über den Winter stehen bleiben“, rät die Expertin. Eine „wilde Ecke“ mit Brennnesseln, Beifuß, Gänsefuß und Disteln dient den ganzen Winter über als natürliches Futter für Wildvögel. Aber auch so manche Zierblumen wie Rudbeckien, Nachtkerzen oder Sonnenblumen bieten den Vögeln im Winter Nahrung, wenn man sie nicht vorzeitig schneidet. All diese Samenstände locken im Winter vor allem Finken, Sperlinge und Ammern an. Auch für die Zugvögel unter ihnen – wie etwa den Girlitz – bieten sie nach deren Ankunft im Vorfrühling eine entscheidende Überbrückung im Nahrungsangebot, bis die ersten frischen Frühlingskräuter zu sprießen beginnen.
Insekten für insektenfressende Wildvögel
Meisen holen gerne das ganze Jahr über überwinternde Insekten oder Insektenlarven aus Pflanzenstängeln und Rindenritzen, denn Kleintiere sind nicht nur zur Brutzeit eine wichtige Vogelnahrung, sondern auch im Winterhalbjahr. „Das Stehenlassen von Pflanzen und Pflanzenstängeln über den Winter fördert den Insektenreichtum im Garten“, weiß Karner-Ranner, „Kleintiere sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Insektenfresser unter den Vögeln.“ Ein Kohlmeisenpaar braucht etwa 1,5 kg Insekten zur Aufzucht einer Brut. Wer im Winter eine Laubschicht unter der Hecke sowie Baum- und Strauchschnitt liegen lässt, hilft damit den Gartenvögeln über den Winter und schützt gleichzeitig viele Insekten wie Marienkäfer, Laufkäfer und Spinnen, die hier überwintern. Vogelschutz im Garten verlangt selbstverständlich auch den gänzlichen Verzicht auf Pestizide.
Naschhecken für fruchtfressende Wildvögel
Heckenrosen, Holunder, Vogelbeeren und Pfaffenhütchen sind nur einige heimische Wildsträucher, deren Früchte gerne von Vögeln gefressen werden. Auch über beerentragende Kletterpflanzen freuen sich Amseln, Drosseln und andere Fruchtfresser. „Besondere Bedeutung kommt dem Efeu zu, dessen Früchte mit Winterende reifen und dann zur Verfügung stehen, wenn andere schon längst abgeerntet sind“, weiß Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich und empfiehlt: „Wenn Sie eine Vogelhecke ihr Eigen nennen, dann ist eine frostfreie Periode im Winter die richtige Zeit, diese zu schneiden, denn spätestens ab März beginnen die ersten Heckenvögel mit dem Bau ihrer Nester.“
TIPP
Die beiden Gratis-Broschüren „Gefiederte Gäste im Hausgarten“ und „Finkenschutz im Siedlungsraum“ liefern viele wertvolle Tipps für einen vogelfreundlichen Garten und sind bei BirdLife Österreich unter der Hotline 01-523 46 51 sowie unter office@birdlife.at kostenfrei zu bestellen.
Foto: Rudolf Mann