Im Fokus der Ansprachen im Seepark Hotel in Klagenfurt standen das Gemeinsame und das Miteinander, aber vor allem der so wichtige Dialog.
H Kaiser: Wir brauchen den Polylog, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in der notwendigen Tiefe begegnen zu können.
Klagenfurt (LPD). Zum "Tag der Begegnung" lud gestern, Dienstag, die Islamische Religionsgemeinde Kärnten. Im Fokus der Ansprachen im Seepark Hotel in Klagenfurt standen das Gemeinsame und das Miteinander, aber vor allem der so wichtige Dialog. Seitens des Regierungskollegiums nahm Landeshauptmann Peter Kaiser an der Veranstaltung teil.
Der Landeshauptmann erinnerte an das Jahr 2014, als die Idee geboren worden sei, sich mit dem "Tag der Begegnung" bereits abzeichnenden gesellschaftspolitischen Herausforderungen zu stellen und aufeinander zuzugehen. "Mittlerweile ist dieser Tag eine fixe positive Einrichtung, die eigentlich Selbstverständliches zusammenfasst." Kaiser betonte, dass in allen Reden dieses Abends auf die Wichtigkeit des Dialogs hingewiesen worden sei. "In einer liberalen Demokratie brauchen wir den Polylog, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in der notwendigen Tiefe begegnen zu können."
Welcher Zeitraum sei denn idealer, als die Zeit vor Wahlen - wenn jede Partei zeige, wofür sie steht - um zu prüfen und zu bewerten, sagte der Landeshauptmann und verwies in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit, an Wahlen teilzunehmen. "Die wesentlichste Entscheidung ist, zur Wahl zu gehen, und nicht diese anderen zu überlassen und das dann zu beklagen." Dass es in den Reden auch sehr viel Lob für Kärnten als dialogfreudiges und vorbildhaftes Land gegeben habe, dürfe nicht dazu führen, sich auszuruhen. "Schließlich ist das Gut der Demokratie etwas kostbares, es muss täglich neu erarbeitet werden", zitierte Kaiser den deutschen Sozialphilosophen Oskar Negt.
"In vielen veröffentlichten Meinungen wird häufig nur auf das Trennende verwiesen, aber ich glaube, dass wir uns auf das Gemeinsame besinnen sollten", sagte der Landeshauptmann. Menschen würden mehr denn je Orientierung brauchen und genau das sei das Gemeinsame von Politik und Religion. "Ich vertraue auf Menschen mit Mut zum aufrechten Gang und mehr Rückgrat, um den aktuellen Mechanismen entgegenzutreten", betonte Kaiser.
Günther Albel zeigte sich als Bürgermeister von Villach sehr stolz auf seine weltoffene Stadt, wo das Miteinander über alle Grenzen hinweg schon lange gelebt werde. "Es gibt keine fremden Menschen, nur Menschen, denen man zu wenig begegnet ist."
Hasudin Atanovic, erster Imam der IRG Kärnten und IZBA Mitglied Oberste Rat IGGÖ, hob die Bedeutung des interreligiösen Dialogs hervor. "Wir lieben Europa, wir lieben Österreich - in der Verschiedenheit liegt die Kraft unseres Heimatlandes."
"Es ist nur eine Religion, aber es kann vielerlei Arten des Glaubens geben", zitierte Esad Memic, Vorsitzender der IRG Kärnten und Vizepräsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), den deutschen Philosophen Immanuel Kant. Auch er dankte dem Landeshauptmann für das tolerante Klima in Kärnten. "Alle Kärntner Muslime sind bemüht, positive Beiträge für die Gesellschaft zu leisten, denn es ist wichtig, füreinander zu sorgen und einander zu respektieren."
"Jedem Einzelnen muss die Chance gegeben werden, Teil des großen Ganzen zu sein", sagte Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Das Land müsse gemeinsam nach vorne gebracht werden, sagte er und hob in diesem Bereich Kärnten als vorbildhaft hervor. "Österreich ist unser aller Land und wir sind verantwortlich für ein lebenswertes, offenes und vielfältiges Land. Ausgrenzung, Diskriminierung und Hetze haben hier keinen Platz", sagte Vural und dankte LH Kaiser dafür, dass er dies mit Kärnten in Taten und Worten vorlebe. "Sie zeigen, wie es sich für ganz Österreich gehören würde."
Für die christlichen Kirchen in Kärnten sprachen Superintendent Manfred Sauer und Dompropst Msgr. Engelbert Guggenberger. Beide betonten die Wichtigkeit eines regelmäßigen Dialogs unter allen Religionsgemeinschaften. "Begegnung zwischen Religionen und Konfessionen in Kärnten ist kein Einzelfall, sondern im Alltag verankert", so Guggenberger. Sauer verwies auf die Wichtigkeit von Herzensbildung: "Hier sind wir im interreligiösen Dialog gefordert."
"Es braucht ein neues Verständnis von Politik und Demokratie, denn Demokratie ist keine Diktatur der Mehrheit, sondern die Suche nach einem gemeinsamen Kompromiss", meinte Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle. Von der Politik erwarte man sich Zukunftsperspektiven, stattdessen würden derzeit zur Stimmenmaximierung von einigen Parteien Gräben aufgerissen und verbreitert. Es sei ein Fehler Stimmungen und Ängste zu instrumentalisieren. "Es braucht mehr interreligiöse und politische Bildung."
Von Josef Feldner (Obmann der Konsensgruppe Kärnten und des Kärntner Heimatdienstes) gab es ein klares Ja zum interkulturellen Dialog und zur Integration. "Jeder einzelne muss dazu beitragen, um das Gegeneinander in ein Mit- und Füreinander zu verwandeln."
Für die Moderation zuständig war Sabrin Ismaeil, für die musikalische Umrahmung sorgten die Geigerinnen Gerhild Meidl, Jana Ofner und Iman Talic. Der Veranstaltung wohnten auch Landesamtsdirektor Dieter Platzer und seine Frau, der Klagenfurter Stadtrat Frank Frey, Landespolizeidirektor-Stellvertreter Markus Plazer, Caritas-Direktor Josef Marketz, Oberst Erhard Eder, Volksgruppenvertreter Marjan Sturm, Superintendentialkuratorin Heli Thelesklaf und Dompfarrer Peter Allmaier bei. Auch Islamischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus Kärnten sowie die Mitglieder der Islamischen Religionsgemeinde nahmen teil.
Foto: Mein Klagenfurt/Archiv