BirdLife Österreich informiert über Gefahren des Vogelzugs
24.9.2019 - Rund 500 Millionen Zugvögel ziehen alljährlich über Österreich nach Süden. Nur ein Drittel aller Singvögel wird diese Reise überleben. 25 Millionen werden auf ihrer Reise illegal getötet werden. Auch die gefährdete Turteltaube zieht derzeit nach Afrika. Ihr österreichischer Brutbestand hat sich in den letzten 20 Jahren um rund zwei Dritteln reduziert, in anderen EU-Ländern ist ein Rückgang um bis zu 90 Prozent feststellbar. Gründe dafür sind der massive Lebensraumverlust sowie die starke Bejagung im Mittelmeerraum. Im Rahmen des europaweiten Projekts „Flight for Survival“ will das BirdLife-Netzwerk gegen die illegale Bejagung im Mittelmeerraum ankämpfen.
Zwei Drittel der heimischen 230 Brutvogelarten sind Zugvögel und ziehen im Herbst Richtung Süden. Eine kräftezehrende und spektakuläre Reise ohne Zweifel und gleichzeitig ein Kampf ums Überleben. Hunger, Durst, Erschöpfung - das sind nur einige der Risiken, die Zugvögel auf dem Flug in die Winterquartiere auf sich nehmen. Der Einfluss des Menschen ist ein weiterer, zunehmender Faktor. „Wir Menschen zerstören wichtige Lebensräume in den Brut- und Überwinterungsgebieten der Zugvögel. Wir verändern zusätzlich die Landnutzung und Landbedeckung durch Bebauung, Industrie und Landwirtschaft!“, betont Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Auch das illegale Jagen und Fangen entlang der Zugstrecke setzt den Zugvögeln merklich zu.“ Zu beobachten ist dies etwa bei der Europäischen Turteltaube (Streptopelia turtur): Ihr Bestand befindet sich im „freien Fall“.
Gurren der Turteltaube „turr-turr“ ist selten geworden
Die Turteltaube ist eine Langstrecken-Rekordhalterin, die zwei Mal jährlich zwischen ihrem europäischen Brutgebiet und ihrem afrikanischen Überwinterungsgebiet in der Sahelzone zieht. Sie erreicht im Flug bis zu 60 km/h und fliegt bis zu 700 Kilometer ohne Pause. Rund 4,2 Millionen Turteltaubenpaare brüten in Europa. In Österreich sind es aktuell rund 10.000 Brutpaare. In den letzten 20 Jahren hat sich ihr Brutbestand hier um nahezu zwei Drittel reduziert. Die Ursachen des massiven Bestandsrückgangs liegen nach Angaben von BirdLife neben der Verschlechterung des Lebensraumes vor allem in der legalen und illegalen Jagd entlang der Zugstrecke in die afrikanischen Winterquartiere. Jedes Jahr werden nach Schätzungen von BirdLife International mehr als 25 Millionen Vögel illegal getötet.
Gefahren-Hotspot Mittelmeerraum
„Auf den Ionischen Inseln (Griechenland) lauert ein wahrer Gefahren-Hotspot!“, weiß Gábor Wichmann. „Zur Jagdsaison werden hier etwa 70.000 der gefährdeten Turteltauben getötet.“ Zur Rettung der Turteltaube arbeite BirdLife Österreich mit dem griechischen BirdLife-Partner „HOS“ zusammen, um den Rückgang des gefährdeten Zugvogels aufzuhalten.“
Grenzenloser Vogelschutz
„Eine nachhaltige Änderung von Traditionen braucht Zeit und kontinuierliches Engagement“, weiß Gábor Wichmann von BirdLife Österreich und ergänzt: „Wir setzen auf Bewusstseinsbildung, eine verbesserte Strafverfolgung im Rahmen der Europäischen Vogelschutzrichtlinie, dem erfolgreichsten Umweltgesetz der Welt sowie eine nachhaltige Änderung von Tradition und Brauchtum.“ Im Rahmen des europaweiten Projekts „Flight for Survival“ will das BirdLife-Netzwerk bis 2022 die gesamte illegale Bejagung im Mittelmeerraum von 25 Millionen Vögeln um 50 Prozent reduzieren.
Foto: HOS Eugenia Panoriou