Kucher: Gerechtigkeit statt Almosen - wir brauchen keinen Placebo-Pflegebonus, sondern eine umgehende Anpassung der Bewertungskriterien für Pflegegeld
Am 21. September wird heuer zum 25. Mal der Welt-Alzheimertag begangen: Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen. In Österreich geht man von rund 130.000, in Kärnten von etwa 10.000 Personen aus - eine Verdoppelung der Erkrankten wird bis 2050 erwartet, wie die Gesundheitsreferentin des Landes Kärnten, Dr. in Beate Prettner, informiert. In den Kärntner Pflegeheimen sind circa 42 Prozent der Bewohner von einer Demenz betroffen. Der Großteil lebt aber zu Hause und bezieht aufgrund eines überalterten Kriterienkataloges zur Pflegegeldeinstufung, nicht ausreichend finanzielle Unterstützung.
„Die Maßnahmen, die Projekte, die das Land Kärnten in der Pflege setzt, sind innovative und mutige Pioniermodelle - von der mobilen Demenzberatung bis zur Pflegenahversorgung. Dem entgegen steht ein völlig überaltertes System an Bewertungskriterien für die Höhe des Pflegegeldes“, erläutert SPÖ Gesundheitssprecher und NAbg. Philip Kucher. So wird etwa der psychiatrischen Beurteilung viel zu wenig Beachtung geschenkt.
„In bis zu 320 Fällen pro Jahr leitet die Arbeiterkammer für Betroffene Gerichtsverfahren ein, weil sie sich oder ihre Angehörigen zu gering eingestuft fühlen. In 80 Prozent der Fälle, bekommen diese Betroffenen, nach einer psychiatrischen Beurteilung recht - und das Pflegegeld, das ihnen zusteht“, so Kucher.
Alleine der Differenzbetrag zwischen Stufe 4 und Stufe 5 beträgt monatlich 243 Euro bzw. 2.916 Euro im Jahr, zwischen Stufe 4 und Stufe 6 liegt er bereits bei 608 Euro pro Monat bzw. bei 7.296 Euro im Jahr.
„Wir haben in unserem Wahlprogramm zur Pflege klar festgelegt: Die Verwaltung soll unterstützen und nicht im Weg stehen. Wir wollen die Pflege-Finanzierung aus einem Topf. Alle Gelder des Bundes und der Länder sollen in Zukunft in einem Pflegegarantiefonds zusammengeführt werden. Aus diesem Fonds sollen alle Pflegeleistungen (mobile Pflege, stationäre Pflege) den Pflegebedürftigen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Das heißt, dass sämtliche Pflegekosten in Zukunft von der öffentlichen Hand getragen werden sollen - selbstverständlich nachdem wir die Beurteilungskriterien dem aktuellen Stand der Medizin und Wissenschaft angepasst haben“, so Kucher ausdrücklich.
„1.500 Euro Bonus für pflegende Angehörige: Der Vorschlag aus dem türkisen Wahlprogramm klingt attraktiv und lässt sich gut verkaufen - doch was bleibt davon übrig: 68 Cent! 900.000 ÖsterreicherInnen - vor allem Frauen pflegen derzeit Angehörige zu Hause. Rechnet man den 1.500-Euro-Bonus auf deren geleistete Arbeitsstunden um, so bleiben von den 1.500 Euro 68 Cent pro Stunde übrig“, zitiert Kucher Bernadette Feuerstein, Vorsitzende von Selbstbestimmt Leben in Österreich (Sliö).
Diese 1.500 Euro werden übrigens erst ab Pflegestufe 3 ausbezahlt.„Wir wollen Pflege aus einer Hand, mit modernen, angepassten Bewertungskriterien. Wir wollen die Pflegenahversorgung nach dem Kärntner Modell, wir wollen, dass Pflege endlich als Thema erst genommen und zukunftstauglich ausgebaut wird und wir wollen eine einheitliche Finanzierung aus öffentlicher Hand“, so Kucher abschließend.
Foto: Mein Klagenfurt/Archiv