Presseaussendung von: Grüne Klagenfurt
Die erstmaligen Keller- und Wohnraumflutungen in der Rudolf-Kattnig-Straße bestärken Gemeinderätin Schmid-Tarmann in ihrer Kritik an der massiven Bebauung im Westen Klagenfurts. Sie fordert einen sofortigen Baustopp, das Belassen von Freiflächen und das Anlegen künstlicher Teiche, die das Grundwasser aufnehmen sollen.
Klagenfurt (25.09. 2017) „Seit einigen Jahren wird in Uni-Nähe ein großer Wohnblock nach dem anderen aus dem Boden gestampft“, so Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann. Letzte Woche wurde das Fass wieder einmal zum Überlaufen gebracht: „Erstmals seit dem jahrzehntelangen Bestehen der Reihenhaussiedlung in der Rudolf-Kattnig-Straße kam es zum regelrechten Fluten sämtlicher Wohn- und Kellerräume“, berichtet Schmid-Tarmann, die von betroffenen AnrainerInnen alarmiert wurde. „Statt so lange zu suchen, bis man unterirdische Kanäle zum Ableiten der Wassermengen gefunden hätte, hat das Bauunternehmen kurzerhand das Wasser auf unsere Grundstücke abgepumpt. Innerhalb kürzester Zeit standen unsere Wohn¬- und Kellerräume unter Wasser. Nur, um termingerecht die Bodenplatte betonieren zu können. Da wird in Kauf genommen, dass wir absaufen!“, schildert ein geschädigter Anwohner. „Unsere Vermutung wurde inzwischen nach Untersuchungen von Experten bestätigt.“
Die Wohngemeinschaft Kattnigstraße, die zur Bürgerinitiative S.U.M.P.F. gehört, fühlt sich von der Stadtpolitik im Stich gelassen. „Die Feuerwehr ist uns eine große Hilfe gewesen. Sie hat auch Schächte gefunden, in die jetzt das Wasser abgepumpt werden kann. Der Schaden pro Haus wird auf ca. 30.000 Euro geschätzt. Wer kommt für unsere Schäden auf? Die Baufirma? Oder die Stadt, weil sie solche Baugenehmigungen erteilt oder weil sie trotz tagelanger Kenntnis über diese schweren Sachbeschädigungen nicht einschreitet?“, fragt sich ein betroffener Anrainer.
Schmid-Tarmann dazu: „Die Feuerwehr hat im Notfall geholfen. Das Bauunternehmen wäre aber gesetzlich dazu verpflichtet gewesen, die Abwässer schadlos auf Eigengrund abzuleiten. Kein Privater darf seine Abwässer in das öffentliche Kanalnetz leiten!“, zeigt sich die Grün-Mandatarin von den Vorfällen entsetzt. „Ich appelliere an die Frau Bürgermeisterin, sich nicht auf das Gutachten vom Joanneum-Research zu berufen, wonach kein Zusammenhang zwischen Bautätigkeit und gestiegenem Grundwasser bestehe, sondern sich vor Ort ein Bild zu machen. Es ist unverantwortlich, diesen „Beton-Tsunami“ ungebremst zuzulassen für die Profitmaximierung einiger Unternehmen und zum Schaden der hier wohnenden Menschen“, so Schmid-Tarmann, die einen sofortigen Baustopp fordert.
Die Entwicklung:
Bereits 2012 fand Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann für den Bauboom in den westlichen Randgebieten Klagenfurts klare Worte. Sie bezeichnete „das Zubetonieren der letzten Grünflächen mit der stets gleichen Bauweise der gleichen zwei bis drei Bauunternehmen“ als „Beton-Tsunami, der Waidmannsdorf überrollt. Das ungebremste Vorgehen stößt auf immer größere Widerstände seitens der Bevölkerung und löst auch Unverständnis bei jenen aus, die sich mit moderner Architektur und Stadtentwicklung befassen. 2012 begannen die Planungen dieser Bauvorhaben unvorstellbaren Ausmaßes auf den sogenannten Dermuth-Gründen. Nach Errichtung der ersten Wohnblöcke im Bereich der Kranzmayerstraße traten wiederholt Wasserschäden durch vermutete Grundwasserverdrängungen auf. Damals wurde die Bürgerinitiative S.U.M.P.F gegründet.
Mittlerweile wurden alle Befürchtungen, dass sich die exzessive Bauweise mit der gravierenden Verdrängung der Grundwasserströme auf die umliegenden, älteren Häuser auswirken würde, bei weitem übertroffen. Selbst in der Rudolf-Kattnig-Straße, wo es in all den Jahren seit Bestehen der Reihenhäuser noch nie eine Grundwasser-Problematik gab, gibt es jetzt enorme Wasserschäden, deren Verursacher die Gerichte werden klären müssen.“
Die Bauprojekte:
Auf der „Dermuthwiese II“ (Rudolf-Kattnig-Straße/Schumanngasse) sind insgesamt 21 Wohnblöcke in zwei Baustufen geplant. Von den elf Wohnblöcken der ersten Baustufe stehen bereits zwei Rohbauten und zwei Keller. Beim Aushub des dritten Kellers setzte die Starkregenperiode ein. Der Grundwasserspiegel stieg um 57 Zentimeter. Das Wasser konnte nicht mehr auf dem eigenen Baugrund versickern. Die Nachbarhäuser wurden überschwemmt.
Auf der „Dermuthwiese I“ (an der Kranzmayerstraße) baut ein weiteres Bauunternehmen sechs bis zu fünfstöckige Gebäude gleichzeitig. Zehn weitere Gebäudekomplexe sind in Planung. Um die enormen Grundwassermengen abzuleiten, wurde ein temporärer Teich angelegt.
Siehe auch:http://klagenfurt.gruene.at/beton-tsunami-ueberrollt-klagenfurter-vorstadt/
Fotos: Wohngemeinschaft Kattnig-Straße/BI S.U.M.P.F