Pressemeldungen Oktober 2025
Österreichs erster Diplomlehrgang Gendermedizin erfolgreich in Klagenfurt abgeschlossen
Vor eineinhalb Jahren startete in Kärnten der österreichweit erste Diplomlehrgang für Gendermedizin. Nun wurde beim zweiten Netzwerktreffen in Klagenfurt eine positive Bilanz gezogen. 16 Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen Fachbereichen haben die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Sie sollen künftig als Multiplikatoren für eine geschlechtersensible Medizin wirken.
Besonders geehrt wurden die Absolventen durch die Teilnahme von Vera Regitz-Zagrosek. Sie gilt als Doyenne der Gendermedizin und ist Seniorprofessorin an der Charité in Berlin. Dort hatte sie von 2003 bis 2019 die erste und bisher einzige Professur für frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen inne.
Seit 2021 ist Kärnten österreichweit die erste Modellregion für Gendermedizin. Der Lehrgang ist Teil eines Maßnahmenpakets mit drei Schwerpunkten: Ausbildung für ärztliche und Pflegeberufe, Fort- und Weiterbildung sowie Sensibilisierung der Bevölkerung. Prettner betont: „Frauen und Männer sind in allen Bereichen unterschiedlich krank. Auslöser, Symptome oder Krankheitsverläufe unterscheiden sich. Es war mir als Ärztin ein Herzensanliegen, dass die Gendermedizin den Platz in der Ausbildung bekommt, der ihr zusteht.“
Der nächste Lehrgang Gendermedizin mit vier Semestern, zehn Modulen und insgesamt 160 Unterrichtseinheiten startet im März 2026. Das Land Kärnten unterstützt die Ausbildung finanziell. Im Gegenzug verpflichten sich die Teilnehmenden, das neue Wissen in ihrer Praxis weiterzugeben. Zusätzlich bietet die Modellregion Fortbildungen über die 125 Gesunden Gemeinden in Kärnten, über die Ärzte- und Apothekerkammer, an der FH Kärnten sowie an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege an. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten gezielter und besser behandeln zu können.
In ihrem Vortrag machte Vera Regitz-Zagrosek klar, warum geschlechtersensible Medizin so wichtig ist. Frauen und Männer unterscheiden sich in Krankheitsverläufen, Risikofaktoren und der Wirkung von Medikamenten. Herz-Kreislauf-, Autoimmun- oder Stoffwechselerkrankungen sowie Schmerzen oder psychische Leiden sind geschlechtsspezifisch geprägt. Schwangerschaft sei ein unterschätzter Risikofaktor. Dennoch würden diese Unterschiede in Forschung, Leitlinien und Therapie oft zu wenig berücksichtigt. Das habe zur Folge, dass Frauen etwa häufiger unter Nebenwirkungen von Medikamenten leiden. In klinischen Studien seien sie zudem nach wie vor unterrepräsentiert.
Beim Netzwerktreffen wurden auch einige Abschlussarbeiten präsentiert. Außerdem las die Autorin Birgit Kofler-Bettschart aus ihrem Buch „Ärztinnen, die Geschichte schrieben“.
Gesundheitslandesrätin Prettner zeigte sich stolz auf die Absolventinnen und Absolventen. „Mit der Modellregion für Gendermedizin und diesem Lehrgang ist Kärnten zum Vorbild geworden und setzt österreichweit Maßstäbe. Ihr seid Pioniere, die Mut gezeigt haben, Neuland zu betreten. Nun bringt ihr das Wissen mit, um die Medizin gerechter, genauer und wirksamer zu machen.“
Weitere Infos: www.gendermedizin-kaernten.at
Foto: Büro Prettner