Sie bieten eine gute Möglichkeit, um Gemeinschaft zu leben, fördern individuelle Fähigkeiten, sind wichtig für die Gesellschaft, lassen Traditionen hochleben oder geben Halt. Die Rede ist von Vereinen – und diese sind gefragter denn je. Denn die Zahl der Vereine steigt in Österreich kontinuierlich: Gab es laut Statistik Austria 1960 nur knapp 42.300 Vereine, so belief sich die Zahl 2010 bereits auf über 116.000. Und 2019 kam es zu einem erneuten Anstieg auf knapp 125.000. Einer der größten Vereine ist dabei der Österreichische Blasmusikverband. Über 142.000 Mitglieder verteilen sich auf 2.185 Kapellen und 1.276 Jugendkapellen. Auch in Kärnten ist die Freude am Vereinswesen ungebrochen. Wir stellen drei davon vor.
Bürger- und Schützengarden: Von der Verteidigung zur Brauchtumspflege
Bürger- oder Schützengarden entstanden im 19. Jahrhundert an vielen Orten und gingen vordergründig aus der Waffenpflicht der Bürger zur Verteidigung ihrer Stadt hervor. Es handelte sich daher ursprünglich um eine rein militärähnliche Einrichtung, wobei die deutschen Bürgerwehren beispielsweise bei der Märzrevolution eine essenzielle Rolle spielten, später – mit den stehenden Heeren – jedoch an Bedeutung verloren. In Österreich reichen die Vorläufer der Bürgergarden oft in die Zeit der Österreichischen-Ungarischen Monarchie oder sogar noch weiter zurück und auch sie haben sich mittlerweile zu folkloristischen Vereinigungen weiterentwickelt, die sich dem Hochhalten alter Traditionen verschrieben haben.
In Kärnten schlossen sich über die Jahre hinweg neun Garden zum „Verband der Kärntner Bürger- und Schützengarden“ zusammen, wobei das erste Schützentreffen 1955 in Himmelberg stattfand. Dazu zählen die Garden aus Himmelberg, Metnitz, Millstatt, Spittal an der Drau, Steinfeld, Straßburg, St. Veit an der Glan, Tiffen oder Villach. Sie treten bei lokalen Veranstaltungen in bunten, militärhistorischen Kostümen mit markanten Kopfbedeckungen auf, schwingen ihre Fahnen und schultern die Gewehre. Der Außenauftritt ist von großer Bedeutung, um Botschaft und Identität zu kommunizieren. Zur Organisation von Veranstaltungen zählt also nicht nur eine saubere Uniform, sondern auch die Vorbereitung und Pflege von Fahnen, Schärpen, Medaillen und historischen Waffen.
Auch Marketenderinnen sind oft Teil dieser Gruppen. Traditionellerweise waren dies Personen, die militärische Truppen begleiteten und die Soldaten mit Waren und Dienstleistungen des täglichen, privaten Gebrauchs versorgten. Der Begriff stammt aus dem Italienischen. Darüber hinaus verfügen manche der Schützen- und Bürgergarden teils sogar noch über eine eigene Blasmusikkapelle.
Landesobmann ist Manfred Berger, ihm zur Seite steht sein Stellvertreter Franz Kramaritsch. Das 67. Landestreffen fand heuer im Juli in Straßburg bei den Bürgerkorps Straßburg statt. Dabei gab es nicht nur einen sehenswerten Umzug durch die historische Innenstadt, sondern auch einen Festakt und eine feierliche Messe.
Nächste Veranstaltung: 2024 (Datum steht noch nicht fest), Villach: 68. Landestreffen des Verbandes der Kärntner Bürger- und Schützengarden
Die Geschichte der Kärntner Landjugend geht auf das Jahr 1949 zurück. Damals begann die Kammer für Land- und Forstwirtschaft damit, die bäuerliche Jugend in organisierte Gruppen zusammenzuführen. Der Anstoß hierfür kam von der landwirtschaftlichen Dienststelle der amerikanischen Besatzungsmacht, der sogenannten ECA-Mission. In Amerika hatten sich zu jener Zeit bereits die „4-H-Clubs“ etabliert, eine Organisation für Kinder und Jugendliche, deren Name von den vier Wörtern „head“, „hands“, „heart“ und „health“ herrührt. Diese Clubs dienten der Landjugend als Vorbild und so wurden schon bald auch 4-H-Gruppen in Österreich gegründet – mit Mitteln aus dem Marshallplan. Die ersten davon entstanden im Lavanttal und als erster Obmann fungierte der Nationalratsabgeordnete Valentin Deutschmann. Später, in den 1960er-Jahren, kam mit Gerlinde Pekastnig die erste Landesleiterin hinzu.
Die Organisation zielte darauf ab, junge Menschen zu vereinen, die etwas für das Gemeinwohl, die Umwelt, die Kultur und die Heimat leisteten. Essenziell war dabei das Thema Wissensvermittlung, um jedem Mitglied wichtige wirtschaftliche, psychische und soziale Kenntnisse zu lehren. Zunächst ging es daher eher um beratende und fachliche Funktionen. So kümmerte sich die Landjugend etwa um Bodenuntersuchungen, Sortenversuche, Tierzucht, Waldpflege, Obstbau, Schädlingsbekämpfung, aber auch um Heimatpflege, Veranstaltungen oder Fachvorträge und Lehrgänge.
Später kamen Bewerbe hinzu. Waren dies anfangs noch fast ausschließlich Berufswettbewerbe, so stehen heute Talentförderung, gesellschaftliche Aspekte sowie sportliche Leistungen im Fokus. Die überparteiliche, überkonfessionelle und demokratische Jugendorganisation hat sich daher nunmehr insbesondere eine aktive Freizeitgestaltung für die ländliche Jugend als Ziel gesetzt. Auch die Herkunft der Mitglieder hat sich verändert: Machten Bauernkinder vor 20 Jahren noch fast zwei Drittel der Organisation aus, so kommen heutzutage nur mehr 50 % der Mitglieder aus der Landwirtschaft und nur 16 % üben die Landwirtschaft auch als Beruf aus.
Nächste Veranstaltung: 21. Oktober 2023, Kulturhaus Althofen: Bezirkslandjugendball St. Veit unter dem Motto „#gemeinsamsindwirstark“
Heimat- und Trachtenvereine: Immaterielles Kulturerbe schützen
Kärnten ist auch reich an Heimat- und Trachtenvereinen. Sie alle wurden in den 1950er-Jahren zum „Bund der Heimat- und Trachtenvereine Kärnten“ zusammengeschlossen, wobei nach und nach weitere hinzukamen. Eine große Rolle bei der Gründung spielte dabei Baumeister Josef Langhans, der als erster Obmann gilt. Bereits 1958 entstanden ob des regen Interesses Bezirksleitungen in Klagenfurt, Villach, Feldkirchen, St. Veit, Spittal an der Drau und Wolfsberg. Und 2002 wurde der Bund mit dem Landestrachtenverband vereint.
Heute gehören dem Dachverband etliche Volkstanz- und Schuhplattlergruppen an, darunter auch wieder verstärkt Jugendgruppen. Insgesamt beläuft sich die Mitgliederzahl auf über 800. Der Begriff „Schuhplattler“ stammt nachweislich aus dem 19. Jahrhundert, wobei auch schon zuvor ähnliche Tänze praktiziert worden waren. Die ältesten brauchbaren Nachweise gehen jedoch auf die Zeit des höfischen Menuetts, der Quadrille und der Française zurück. Der Unterschied: Damals gab es strenge Regeln. Die Bauern, Jäger und Holzknechte, die das Schuhplatteln in den darauffolgenden Jahren maßgeblich prägten, ließen sich jedoch von ihrer Intuition und Musikalität leiten. Anfangs ging es auch verstärkt darum, damit Frauen zu beeindrucken – insbesondere das auserwählte Mädchen. Später versiegte diese spezielle Bedeutung, wodurch der „Werbetanz“ zum Schautanz wurde.
Nächste Veranstaltung: 21. Oktober 2023, Kulturhaus Seeboden: 61. Oberkärntner Volkstanzfest und 30-Jahr-Jubiläum der Volkstanz- und Schuhplattlergruppe Millstättersee-Seeboden