Zum elften Mal fanden die Kärntner Gespräche zur demokratiepolitischen Bildung in der Arbeiterkammer Klagenfurt statt. Experten aus den Wirtschafts-, Politik- und Kulturwissenschaften fesselten mit ihren Vorträgen die rund 200 Teilnehmer vor Ort und online.
Demokratie, ihre Macht und die (Ohn-)Macht der Demokratie standen am 20. Oktober im Zentrum der diesjährigen Kärntner Gespräche zur demokratiepolitischen Bildung. Mit seinen Leitgedanken zum Tagungsthema ‚(Ohn-)Macht der Demokratie‘ eröffnete Landeshauptmann Peter Kaiser die Veranstaltung: „Demokratie muss täglich neu erkämpft werden – sie ist nie etwas gesichertes, sondern etwas zu Verteidigendes und neu zu Erarbeitendes“, sagte der Landeshauptmann in seinem Statement und fügte hinzu: „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass nur ein Viertel der Weltbevölkerung in demokratischen Staaten lebt. Das heißt, 75 Prozent leben nicht in demokratischer Freiheit, sondern haben Herrschaftsstrukturen mit Tendenz zum Ausbau der Autokratie“.
Nikolaus Kowall, Wirtschaftswissenschafter aus Wien, beschrieb in seinem Vortrag die Bedeutung der ‚Europäischen Autonomie in Zeiten globaler Blockbildung‘. Insbesondere wurde das Augenmerk auf das Verhältnis von Kapital und Demokratie in der Welt des Nationalstaates, in einer globalisierten Welt und in einer möglichen neu gedachten Welt gelegt. „Es muss klar sein, dass in einer großen geschlossenen Volkswirtschaft mit einem starken Binnenmarkt die Demokratie eine andere Durchschlagskraft gegenüber dem Kapitalismus hat als eine kleine offene, außenhandelsgetriebene Volkswirtschaft“, sagte Kowall.
Claudia Brunner, Politikwissenschafterin aus Klagenfurt, hielt im zweiten Teil der Veranstaltung ihren Vortrag über ‚Epistemische Gewalt. Warum wir unser Verständnis von Demokratie, Wissen und Herrschaft neu denken müssen‘. „Demokratie befindet sich noch immer in einem kapitalistischen Weltsystem, der sogenannten ,kolonialen Moderne‘. Darum müssen wir unser Verständnis der Gegenwart also der Moderne um deren koloniale Geschichte ergänzen“, so Brunner.
Judith Kohlenberger, Kulturwissenschafterin aus Wien, wurde online in den Konferenzsaal der Arbeiterkammer zugeschaltet. Ihr Thema: ‚Drinnen und Draußen, Wir und die Anderen: Über die Paradoxien der Demokratie‘. „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist nichts, worauf man sich verlassen kann, sie müssen immer wieder erkämpft werden und auch dafür gilt es einzustehen“, so Kohlenberger.
Zum Abschluss setzte sich Ines Strohmaier in einem Spoken-Word-Beitrag (Poetry Slam) mit den Ungerechtigkeiten unserer Zeit auseinander, der von den rund 200 Teilnehmern online wie vor Ort mit frenetischem Applaus honoriert wurde.
Alle Beiträge der Kärntner Gespräche zur demokratiepolitischen Bildung: (Ohn-)Macht der Demokratie finden Sie zum Nachsehen unter: ktn.ak.at/mediathek
Foto: Mein Klagenfurt