Erntebilanz 2020: Solide Ernte schafft Basis für sichere Lebensmittelversorgung in Corona-Zeiten
Ernte trotz Corona-Lockdown zum Frühjahrsanbau zufriedenstellend. Erntemengen liegen im langjährigen Durchschnitt. LK Kärnten fordert neue Staatszielbestimmung „Versorgungs-Sicherheit“ in der Bundesverfassung.
„Das Jahr 2020 war für die Landwirtschaft in Kärnten besonders herausfordernd, die Corona-Krise ging auch an den Bäuerinnen und Bauern nicht spurlos vorüber“, kommentiert LK-Präsident Johann Mößler einleitend die Erntebilanz 2020. Die Herausforderungen waren in der Tat enorm: Zeitgleich mit dem Corona-Lockdown begannen gerade die Frühjahrsarbeiten auf den Betrieben. „Die Einstufung der Landwirtschaft als systemrelevanter Sektor während des Lockdowns war extrem wichtig, um den Anbau nicht zu gefährden. Ich bedanke mich bei allen Bäuerinnen und Bauern für ihren Einsatz im Stall und auf den Feldern, um die Lebensmittelversorgung zu sichern“, erklärt Mößler.
Durch ausreichend Niederschlag im Jahresverlauf und das Ausbleiben von großen Schadensereignissen konnten heuer im Grünland und im Ackerland solide Erntemengen eingefahren werden. „Die Basis für die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln ist gelegt. Trotzdem fahren die Bauern keine reiche Ernte ein, weil die Corona-Krise auch an den Agrarmärkten nicht spurlos vorübergegangen ist“, betont der LK Präsident.
Versorgungs-Sicherheit in die Verfassung
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die kleinstrukturierte, heimische Landwirtschaft Garant für eine hohe Eigenversorgung ist. Für Mößler ist daher eine funktionierende Landwirtschaft die beste Krisenvorsorge: „Versorgungssicherheit ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss im volkswirtschaftlichen Interesse sein. Das wird aber immer schwieriger, weil unverhältnismäßig hohe Auflagen einerseits und der Import von Billig-Lebensmitteln aus Übersee andererseits die heimische Versorgung bedrohen. Der Wunsch der Konsumenten nach heimischen Produkten ist da, jetzt ist es an der Zeit, ihn politisch und rechtlich abzusichern!“
Mößler fordert daher, dass eine möglichst hohe Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln als Staatsziel in die Bundesverfassung aufgenommen werden soll. „Das wäre Rückenwind für die Stärkung heimischer Lebensmittel in der öffentlichen Beschaffung und für die Umsetzung einer lückenlosen Herkunftskennzeichnung. Es wäre aber auch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Bäuerinnen und Bauern, die in Krisenzeiten gezeigt haben, dass man sich auf sie verlassen kann“, unterstreicht der LK-Präsident.
Die Ernte-Ergebnisse 2020 im Detail:
1. Anbauflächen
a) Grünland:
In Kärnten werden rund 150.000 Hektar Grünland inkl. Almfutterflächen bewirtschaftet - mit einem Anteil von 73% an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Kärnten also ein „Grünland-Land“! Das trockene Frühjahr hat ganz im Westen und ganz im Osten des Landes dazu geführt, dass der erste Schnitt mengenmäßig um 50 % geringer ausgefallen ist. Durch die Niederschläge, die mit Anfang Mai begonnen haben und uns bis jetzt begleiten, ist die Heu- und Grünfutterernte äußerst positiv verlaufen. Erntemengen und -qualitäten stimmen nun weitestgehend. Die Versorgung des Viehs über die Wintermonate ist gesichert. Schwierig war das Einbringen von Heu, da es immer wieder regnete. Die Landwirte waren gefordert, jedes Schönwetterfenster konsequent für die Ernte zu nutzen.
b) Ackerland:
Es werden in Kärnten 58.982 Hektar Ackerflächen bewirtschaftet, damit verringert sich die gesamte Ackerfläche geringfügig gegenüber 2019 (minus 1%).
Getreide:
Rund 14.000 ha werden in Kärnten mit Getreide bewirtschaftet, diese Fläche blieb in den letzten Jahren konstant. Die Verschiebungen innerhalb der Getreideanbauflächen verdeutlichen die starke Marktorientierung der Landwirte. Ebenso führen unterschiedliche Strategien gegen die immer häufiger auftretenden Trockenheitsphasen zu Änderungen der Kulturartenwahl. Zudem spielt der Herbstanbau eine immer bedeutendere Rolle.
In der Anbaustatistik haben 2020 an Fläche dazugewonnen: die Wintergerste mit 3.685 ha (+5% zu 2019), der Winterweizen mit 3.374 ha (+1%) und der Hartweizen, der mit 104 ha gegenüber 66 ha im Jahr 2019 um 36% anstieg. Ebenfalls angestiegen ist die Haferanbaufläche auf 714 ha (+8,7%).
An Anbaufläche verloren haben hingegen das Wintertriticale mit 3.307 ha (-9% zu 2019) und der Winterroggen mit 865 ha (-6% zu 2019). Die Sommergerste wurde auf 1.297 ha angebaut, das niedrige Niveau von 2019 wurde nur leicht unterschritten. (1.314 ha 2019)
Maisanbau:
Die Körnermaisanbaufläche hat gegenüber 2019 um 3% abgenommen, die Silomaisfläche stieg um 1%. Mais ist in Kärnten die flächenstärkste Kultur, mit rund 40 % der Ackerfläche ist Kärnten neben der Steiermark und Oberösterreich als „DAS Maisland“ zu bezeichnen.
Alternativen-Flächen:
Auf rund 5.600 ha wurden in Kärnten Alternativkulturen angebaut – an die 100 verschiedene Kulturen. Die flächenstärkste Kultur ist die Sojabohne mit 3.688 ha, sie hält damit das Niveau von 2019. Der Hirseanbau mit 502 ha ist gegenüber 2019 leicht rückläufig (- 4%). Erfreulich entwickelten sich der Ölkürbisanbau mit 436 ha (+33% zu 2019), die Ölsonnenblume mit 171 ha (+25% zu 2019) und der Speisekartoffelanbau mit 487 ha (+6% zu 2019).
Bioanbaufläche: Die Bioackerfläche wurde in den letzten fünf Jahren auf rund 11.300 ha ausgeweitet, das entspricht ca. 19,5 % der gesamten Ackerfläche. Die wichtigsten Bio-Kulturen sind der Körnermais mit 1347 ha, die Sojabohne mit 1007 ha, Triticale mit 925 ha, Silomais mit 713 ha und Biodinkel mit 333 ha. Sommergetreide, Erbse und Ackerbohne verlieren an Bedeutung (ca. 300 ha).
2. Erntemengen
a) Getreideernte:
Die Getreideernte in Kärnten hat die Erwartungen der Bauern vielfach übertroffen. Die Getreideproduktion in Kärnten wird 2020 auf 81.091 Tonnen geschätzt, das sind um 14.4% mehr als 2019. Somit ist Kärnten mit Getreide ausreichend versorgt. Angeliefert werden in Kärnten – auch im Vertragsanbau – Mahlweizen und Dinkel, Mahlroggen und Braugerste. Die heurige Ernte lieferte mittlere bis gute Qualitäten bei Speisegetreide. Bei Futtergetreide konnten bedingt durch Regen bei der Ernte die notwendigen Hektolitergewichte für bessere Preise vielfach nicht erreicht werden.
Herbsternte 2020: Es bestehen gute Ernteaussichten hinsichtlich der Menge – es gibt jedoch Probleme bei der Ernte, da das Wasser auf den Feldern steht. Daher kommt es immer wieder zu Unterbrechungen.
b) Maisernte:
Die Maisernte in Kärnten findet heuer deutlich später statt. Wir rechnen bei Körnermais, bedingt durch den leichten Flächenrückgang, mit einer Erntemenge auf Vorjahresniveau. Die Hektarerträge sollten über 11 Tonnen Trockenmais liegen, die Gesamternte wird auf rund 176.000 Tonnen geschätzt. Die Körnermaisernte wird zu 99% zu Futter verarbeitet – ein Teil davon geht nach Italien, wo private Aufkäufer den Nassmais weiterverarbeiten. Der Erzeugerpreis liegt mit rund 100 Euro/Tonne Nassmais auf Vorjahresniveau, der Vertragsanbau konnte bereits im Frühjahr Preise von 120 Euro/Tonne (brutto) absichern. Die höheren Erntefeuchten drücken jedoch auf den Preis.
c) Sojabohnenernte:
Die Ernte erfolgt hier in Etappen, die Erntemengen sind bislang unterdurchschnittlich, aktuelle Ergebnisse zeigen Hektarerträge zwischen 2,5 und 3,5 Tonnen, damit sollten in Kärnten knapp 13.000 Tonnen Soja geerntet werden. Die Sojabohnenernte bleibt überwiegend im Land und wird zu Futter verarbeitet, ein geringer Teil wird als Speisesoja innerhalb Österreichs verwendet.
Die gesamte Sojaproduktion erfolgt mit gentechnikfreiem Saatgut. Die Aufkaufpreise bei Sojabohne liegen dieses Jahr bei rund 380 Euro/Tonne, das sind rund 5% mehr als im Vorjahr. Die höheren Erntefeuchten liegen im Schnitt bei 16 % und dürften sich auf die Abrechnung negativ auswirken.
d) Obst und Wein:
In Kärnten werden rund 180 ha an Obst und Wein angebaut.
d 1) Obstbau:
Das Frühjahr war durch Trockenheit geprägt und auch durch Spätfröste, die vor allem beim Steinobst (Marille und Kirsche) zu Ausfällen geführt haben. Kernobst (Apfel und Birne) wurde je nach Lage unterschiedlich getroffen, trotzdem kann man von einer zufriedenstellenden Ernte sprechen. Wir ernten heuer im Intensivobstbau rund 650 Tonnen Äpfel, im Streuobstbau rechnen wir mit rund 12.000 Tonnen.
d 2) Weinbau:
Durch den häufigen Regen gab es einen erhöhten Krankheitsdruck. Es gab auch in einigen Gebieten Hagel, der recht große Schäden verursachte. Trotzdem ist mit einer sehr guten Qualität zu rechnen. Die Ernte erfolgt etwas später im Vergleich zum letzten Jahr. Es sollten aber Trauben für ca. 500.000 Flaschen geerntet werden.
e) Gemüsebau:
Im Gemüsebau kann man bisher von einer guten Ernte sprechen, massive Niederschläge machen jedoch zu schaffen. Bei Salat und Kraut trat leider immer wieder Fäulnis auf.
Massive Probleme gab es heuer beim Absatz – insgesamt minus 30 % durch COVID 19!
3. Wetter und Kima:
Der Herbst 2019 verlief bis Ende Oktober eher trocken, Anfang November fielen in Kärnten z.T. bis zu 500 mm Regen. Dem großen Regen folgte ein niederschlagsarmer Winter, das Frühjahr 2020 war bis Ende April zu trocken. Anfang Mai kam der ersehnte Niederschlag und es regnete fortan den ganzen Sommer immer wieder. Die Temperaturen waren bis April leicht über dem Vorjahrsniveau, ab Juni leicht darunter. Die Bedingungen für eine gute Herbsternte waren damit gegeben.
Extreme Wetterereignisse:
Der Gesamtschaden durch Wetterextreme beträgt heuer in der Kärntner Landwirtschaft rund 7 Mio. Euro (2019: 10 Mio. Euro). Die Bezirke St. Veit und Völkermarkt, vor allem die Gemeindegebiete von Bleiburg und St. Georgen am Längsee, waren diesmal durch Hagelschäden besonders stark betroffen. In St. Veit (Kappel, Muschk, Hochosterwitz, Brückl) hat es 3 x Hagelschäden auf denselben Flächen gegeben. Die betroffenen Agrarflächen (Acker+Grünland) betrugen über 10.000 ha.
Die Schäden im Detail:
4. Zusammenfassung:
Allen Kulturen gemeinsam ist:
„Auf uns ist Verlass!“
Die Kärntner Bäuerinnen und Bauern produzieren qualitativ hochwertige Lebensmittel und Futtermittel. Dies ist die Basis für eine regionale Versorgung mit Fleisch, Milch, Gemüse, Obst, Brot und Gebäck.
Foto: LK Kärnten