Presseaussendung von: BirdLife Österreich
Tausende von Kiebitzen verlassen derzeit ihre Rastplätze in Österreich, etwa am Unteren Inn oder Neusiedlersee um während des Winters Zuflucht am Atlantik und Mittelmeer zu suchen. Ab Ende Februar kommen sie wieder in ihre Brutgebiete vor allem im Norden und Osten des Lands zurück, finden dort allerdings zunehmend schlechte Bedingungen vor. Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich präsentiert dazu neue Forschungsergebnisse, die helfen sollen, das Überleben dieses bedrohten Bodenbrüters nach seiner Rückkehr zu verbessern. Dafür ist es allerdings notwendig, dass in den kommenden Monaten Landwirte und Vogelkundler gemeinsam „Kiebitz-Inseln“ in Ackergebieten schaffen, die kommendes Frühjahr dann attraktive Brutplätze für diese gefährdetet Vogelart bieten sollen.
„Bis zu 5000 Kiebitz-Paare haben heuer noch in Österreich gebrütet, ca. 95% davon im Ackergebieten. Von Jahr zu Jahr werden es in vielen Regionen allerdings immer weniger – leider ein europaweiter Trend“, bringt Hans Uhl, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter bei BirdLife Österreich, den prekären Status des Kiebitzbestandes auf den Punkt. Im Bundesland Kärnten steht dieser etwa 30 cm große, durch seine auffällige verlängerten Federn auf dem Kopf allseits bekannte Kiebitz, als Brutvogel kurz vor dem Aussterben. Beispielsweise versuchen technisch und personell aufwändige Schutzprojekte seit Jahren die letzten 100 Paare der Schweiz zu retten.
Nur Landwirte können Kiebitz retten
Um es erst gar nicht zu ähnlich Notszenarien in Österreich kommen zu lassen, hat BirdLife deshalb mit Unterstützung des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich, die Rückgangsursachen in einer Kiebitz-Kolonie von 36 Paaren in Hörsching näher untersucht. Die ersten Forschungsergebnisse zeigen: Den auf Äckern brütenden Kiebitzen könnte zum dringend notwendig besseren Bruterfolg verholfen werden, wenn es gelingt, Landwirte an der Schaffung von „Kiebitz-Inseln“ in der sonst durchwegs intensiv genutzten Feldflur zu beteiligten.
Ausweichflächen überlebenswichtig für Bruterfolge
Drei Viertel der ersten Kiebitz-Nester gingen im untersuchten Ackergebiet in Oberösterreich bereits bis 10. April durch die flächendeckende Bodenbearbeitung zur Aussaat von Zuckerrüben, Soja, Mais etc. verloren. Alle Bruten im Winterweizen wurden aufgegeben. Der für das Überleben der Population entscheidende Bruterfolg der danach folgenden Ersatzgelege war nur dort ausreichend hoch, wo die Kiebitz-Küken sich in wenig landwirtschaftlich genutzte, benachbarte Flächen flüchten konnten. Diese „Ausweichflächen“ müssen wiederum sehr niedrige oder schüttere Vegetation aufweisen, wie z. B. auf den gemähten Wiesen des benachbarten Flugplatzes.
Bewährte Methoden: Aussparen der Nester und kleine Brachen
Landwirte könnten den durch zu intensive Landwirtschaft gefährdeten Kiebitzen demnach in den Feldern mit zwei Methoden helfen: Durch das kleinräumige Aussparen der Nester bei den Frühjahrsarbeiten um die Gelege selbst zu schonen und durch die Anlage von temporär nicht bewirtschafteten, etwa 0,5 bis 2 ha großen „Kiebitz-Inseln“. Auf diesen bis Ende Mai unbewirtschafteten Ackerareale können sich die flugunfähigen Küken zurückziehen, während die Hauptflächen wie gewohnt bearbeitet werden. Um die gut getarnten Bodennester zu finden, braucht es in der Regel Beratung durch Vogelkundler und Vogelschutzorganisationen wie BirdLife.
„Wir schlagen den Bundesländern mit den größten Kiebitzvorkommen, Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Salzburg deshalb vor, über die kommenden ÖPUL-Förderungen ab 2015 neue regionale Projekte zum Kiebitz-Schutz zu organisieren. Dieser bei allen beteiligten Landwirten gut bekannte, auch durch sein auffälliges Balzen sehr attraktive Bodenbrüter, braucht dringend Hilfe, wenn wir den Niedergang seiner Bestände verhindern wollen“, so Hans Uhl, BirdLife-Projektleiter.
Foto: Josef Limberger/Birdlife Österreich/KK