Männer halten Vorsorge gern für unnötig und sich selbst für unverwundbar. Der „Movember“ gibt Vorsorge bei Männern ein positives Image. Darmkrebs ist die einzige Krebserkrankung, bei der nicht nur Früherkennung, sondern eine echte Krebsvorsorge möglich ist, betonen die Leiter des Darmzentrums des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Tschmelitsch, FACS und Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig.
Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig:
Darmkrebs entwickelt sich meist jahrelang unbemerkt, da die ersten Symptome auf Darmkrebs häufig unspezifisch sind. Häufigere Tagesmüdigkeit und eine verringerte Leistungsfähigkeit werden von den Betroffenen oftmals als Befindlichkeitsstörungen ignoriert. Gleiches gilt für häufiges Schwitzen, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Blähungen oder Blut im Stuhl. Tatsächlich können diese unklaren Symptome durchaus harmlose Ursachen haben, können aber auch Zeichen eines bereits fortgeschritteneren Zustandsbildes sein. Gewissheit gibt es erst nach der Untersuchung.
Prim. Dr. Gröchenig: Eine spätestens ab dem 50. Lebensjahr durchgeführte Koloskopie (Darmspiegelung) erlaubt die Frühdiagnose und Beseitigung von Karzinom-Vorstufen oder eines Karzinoms im zu 90 Prozent heilbaren frühen Stadium. Heutzutage wird eine Darmspiegelung nach den Merkmalen der „Sanften Koloskopie“ durchgeführt. Dabei erhält der Patient unter anderem vor der Untersuchung ein sedierendes Medikament und verspürt während der Untersuchung keine Schmerzen.
Prim. Univ. Prof. Dr. Jörg Tschmelitsch, FACS: Im Fall von unklaren Beschwerden überweist der/die Hausarzt den Patienten altersunabhängig zu einer Darmspiegelung an den entsprechend spezialisierten Facharzt in die Ordination und gegebenenfalls auch in das Krankenhaus. Alle gesetzlich Krankenversicherten haben ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf eine regelmäßige kostenlose Vorsorgeuntersuchung, die meist ein Hausarzt, Internist, Gynäkologe, oder Urologe im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogramms durchführt. Für eine Darmspiegelung (Koloskopie) ist es hingegen wichtig, dass man sich an einen erfahrenen Magen-Darm-Spezialisten (Internist oder Chirurg mit gastroenterologischem Schwerpunkt) wendet.
Prim. Dr. Gröchenig: In diesem Fall kann ein Bluttest des Stuhls durchgeführt werden. In Österreich sind die Durchführung eines Tests auf verstecktes Blut im Stuhl sowie eine Rektaluntersuchung einmal pro Jahr kostenfrei. Es muss aber allen klar sein, dass die Genauigkeit des Stuhltestes v.a bei kleinen Polypen und Darmkrebsvorstufen weitgehend versagt und daher eine regelmäßige Darmspiegelung zu bevorzugen ist, bei familiärer Vorbelastung bereits vor dem 50. Lebensjahr.
Prim. Univ. Prof. Dr. Tschmelitsch: Die Behandlung von Darmkrebs ist traditionell ein Schwerpunkt am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Das Darmzentrum St. Veit/Glan ist das einzige zertifizierte in Kärnten mit nachgewiesener onkologischer Kompetenz und wissenschaftlich fundierter Ausrichtung und wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) geprüft und als Zentrum anerkannt.
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