Geschichtsverein für Kärnten zeichnet Johanna Friederike Brunner für mehrsprachige vorwissenschaftliche Arbeit aus.
Dieses Maturathema lässt einem buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die junge Klagenfurterin Johanna Friederike Brunner hat sich in ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) am Slowenischen Gymnasium/Slovenska gimnazija in Klagenfurt/Celovec mit den drei Gebäcken Reinling, Potica und Gubana beschäftigt. Am Mittwoch, 23. November, wird sie dafür mit dem Preis des Geschichtsvereines für Kärnten ausgezeichnet, wie Geschichtsvereins-Präsidentin Claudia Fräss-Ehrfeld verrät. Die Maturantin kann sich den Preis aber nicht persönlich abholen, weil sie gerade als Au pair in den USA arbeitet. Ihrer Gastfamilie in Bentonville, Arkansas hat sie übrigens auch schon einen Reinling gebacken.
„Mit dem Preis für vorwissenschaftliche Arbeiten und Diplomarbeiten wollen wir bei jungen Menschen das Interesse für die Geschichtsforschung und insbesondere die Kärntner Landesgeschichte wecken“, erklärt Fräss-Ehrfeld. Für die Preisträgerinnen und Preisträger gibt es je 300 Euro, eine dreijährige Gratismitgliedschaft beim Geschichtsverein und die prämierte Arbeit wird auf der Homepage des Vereines veröffentlicht. „Johanna Brunner hat für ihre VWA umfassend recherchiert, Interviews geführt und die Arbeit zudem in vier Sprachen verfasst“, lobt Fräss-Ehrfeld. Der Tag der Preisverleihung hat auch für die Präsidentin besondere Bedeutung – sie wird in der ab 17.00 Uhr im neuen kärnten.museum stattfindenden Mitgliederversammlung nach 25 Jahren ihre Funktion zurücklegen.
Brunner war es wichtig, in ihrer VWA auch die Bedeutung und den Zusammenhang der Sprachen des Alpen-Adria-Raumes hervorzuheben, wie sie betont. „Über den Reinling habe ich auf Deutsch, über die Potica auf Slowenisch und über die Gubana auf Italienisch geschrieben, auch um undeutliche und verwirrende Übersetzungen zu vermeiden“, sagt sie. Als vierte Sprache kommt Englisch in der Einleitung der 58-seitigen Arbeit vor. Auf das VWA-Thema ist sie gekommen, weil sie sich immer schon gefragt hat, worin eigentlich der genaue Unterschied zwischen den drei Gebäcken besteht.
In ihrer Arbeit geht Brunner unter anderem auf die Geschichte und Zubereitung von Reinling, Potica und Gubana ein und beschreibt auch die besonderen Anlässe, zu denen sie am liebsten gegessen werden. Beim Reinling ist das zum Beispiel Ostern, wo er den Kindern von Taufpatin oder Taufpate beim sogenannten Taškatragen geschenkt wird. Das Wort Reinling leitet sich von der Reine ab, also der runden Schüssel, in der er früher gebacken wurde. Die junge Forscherin gibt zudem die verschiedenen Bezeichnungen für das Gebäck an, das kärntnerslowenisch oft Pohaca, in manchen Gegenden aber auch Šartl oder Šarkelj genannt wird.
Das Reinlingbacken hat Brunner von ihrem Vater gelernt. Kochen und Backen zählen zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Sie ist Leichtathletin, reitet, häkelt, wandert, liest, zeichnet und schreibt gerne. Außerdem singt sie in zweisprachigen Chören. Ihre Familie mütterlicherseits stammt vom Radsberg und Verwandte drei Generationen zurück waren Kärntner Sloweninnen und Slowenen. „Meine Familie war nur deutschsprachig, bis meine Schwester und ich in der Volksschule begonnen haben, Slowenisch zu lernen. Jetzt genießen wir beide die Vorteile der Mehrsprachigkeit und sind dankbar dafür, mühelos zwischen Grenzen und Sprachen hin und her zu springen“, erzählt sie.
„Der Preis des Geschichtsvereines ist eine große Ehre und Auszeichnung für die viele Arbeit, Zeit und Liebe, die ich in meine VWA gesteckt habe“, so Brunner. Außerdem ist es für sie ein wichtiges Zeichen, dass auch zweisprachige – oder in ihrem Fall mehrsprachige – Arbeiten ausgezeichnet werden. Die junge Preisträgerin kann sich vorstellen, später als Lehrerin die Zweisprachigkeit zu erhalten und weiterzugeben. Und sie hat auch schon darüber nachgedacht, das Lehramtsstudium mit Geschichte zu kombinieren.
Infos zum Geschichtsverein für Kärnten unter: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/
Foto: Johanna Brunner/privat