Gerade ziehen Kraniche (Grus grus) aus ihren paläarktischen Brutgebieten mit lautem Trompeten in die südlichen Wintergebiete ab. In weiten Teilen Österreichs - von Salzburg über Oberösterreich, in Niederösterreich, Wien, Burgenland, der Steiermark sowie vereinzelt auch in Kärnten - können sie derzeit im Flug beobachtet werden. Die größten Trupps mit bis zu 1.500 Individuen sind zurzeit in westlicher Flugrichtung über Niederösterreich (St. Valentin: 800 Individuen), Oberösterreich (Ried im Innkreis: 500) und dem Salzburger Flachgau (Obertrumersee: 1.500 Individuen) unterwegs.
Mit seinen langen Beinen und seinem schlanken Hals ist der Europäische Kranich bis zu 1,30 Meter hoch. Er ist ein äußerst lautstarker Vogel. Die trompetenähnlichen Rufe sind über mehrere Kilometer hörbar. Gerade jetzt, wenn große Trupps an Kranichen entlang der baltisch-ungarischen Zugroute von ihren Brutplätzen aus Skandinavien und Osteuropa über Österreich nach Frankreich, Spanien oder Nordafrika ziehen.
Zweite Zugwelle steht unmittelbar bevor
„Eine erste, kleinere Durchzugswelle konnten wir bereits Ende Oktober beobachten. Nun scheinen sich die restlichen Kraniche auf den Weg in den Süden zu machen. Die erwarteten Spitzenwerte sind heuer noch nicht erreicht“, erklärt Norbert Teufelbauer, Ornithologe bei BirdLife Österreich. „Wir können uns also dieser Tage und Nächte, denn die Vögel fliegen sowohl tags als auch nachts, auf die Beobachtung von bis zu tausend Vögeln freuen. Gute Plätze zur Beobachtung des Kranichzugs sind der Neusiedler-See und der Hanság, denn dort ist der einzige österreichischen Rastplatz, wo sich aktuell rund 2.000 Kraniche aufhalten“, weiß der Ornithologe.
Wieder ein Brutpaar aus Niederösterreich
Auch diesen Herbst macht sich ein heimisches Kranichbrutpaar aus dem Waldviertel in die südlichen Gefilde auf. „Ja, wir können neuerlich die Brut des Kranichpaars in Österreich bestätigten!“, freut sich Teufelbauer. Von 1885 bis 2018 galt der Luftkünstler als Brutvogel in Österreich als ausgestorben. Da sich die Verbreitungsgrenzen der Kraniche verschieben, ist es durchaus wahrscheinlich, dass sich der Kranich in Österreich wieder als regelmäßiger Brutvogel etabliert. „Dem Schutz verlandender Seen und Teiche sowie größerer Moore kommt zur Sicherung möglicher Brutgebiete besondere Bedeutung zu“, schließt Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich.
Foto: Michael Dvorak