AK-Konjunkturumfrage: Qualifizierungsmaßnahmen sind Gebot der Stunde in der Corona-Krise
Die verordneten Gesundheitsmaßnahmen aufgrund von Corona halten auch die Wirtschaft fest im Griff.
„Je schneller wirtschaftspolitische Maßnahmen greifen, desto eher kann die Krise abgeschwächt werden“, so AK-Präsident Günther Goach. Die Konjunkturerhebung der AK Kärnten in Kooperation mit dem Joanneum Research wurde mit 234 Betriebsräten durchgeführt, die wiederrum 52.000 Arbeitnehmer in Kärnten repräsentieren.
An der jährlichen AK-Umfrage zur wirtschaftlichen Lage in Kärnten nahmen 2020 insgesamt 234 Betriebsräte aus allen Branchen teil. Die Beurteilung der Wirtschaftsentwicklung durch die Betriebsräte, die rund 25 Prozent der Beschäftigten in Kärnten repräsentieren, fällt dramatisch schlechter aus als in den Vorjahren: „Bei der Entwicklung der Auftragslage überwiegen stark die negativen Erwartungen. Die Auftragseinbrüche betreffen so gut wie alle Branchen. Die exportorientierte Sachgütererzeugung leidet naturgemäß stark unter der Weltwirtschaftskrise“ sagte Eric Kirschner, wissenschaftlicher Begleiter der Studie des Joanneum Research. Was in der derzeitigen Pandemie-Situation nicht überrascht:
„Im Dienstleistungssektor verzeichnen der Tourismus- und Freizeitbereich sowie Teile des Handels stark rückläufige Erwartungen der Betriebsräte“, so Kirschner und fügt hinzu: „Der produzierende Bereich überwiegt in der Konjunkturstudie. Hingegen konnte Tourismus und Gastronomie nur teilweise abgebildet werden, was die Tiefe der Krise in der Studie aber nochmals verschärfen würde“.
Dringende Investition in Qualifizierung Der Anteil der Betriebsräte, welcher mit dem Aufbau von Personal rechnet, geht von 57 auf 45 Prozent zurück. Die Tendenz zum Abbau von Arbeitsplätzen steigt mit 23 Prozent leicht an. COVID-19 beschleunigt die Umstrukturierung in regionalen Bereichen und die strukturelle Entwicklung setzt sich fort. Das Instrument der Kurzarbeit konnte zwar den Abbau von Arbeitsplätzen oftmals verhindern oder diesen zumindest reduzieren, dennoch ist die Zuwachsrate an Arbeitslosen österreichweit bei 27,5 Prozent. Vor allem Langzeitarbeitslose werden von der Krise nochmals schwer getroffen: „Wenn es in der Hochkonjunktur nicht gelang die Rate der Langzeitarbeitslosen zu reduzieren, dann wird es in der Krise noch schwerer. Wir brauchen jetzt tiefgreifende Maßnahmen wie die Qualifizierung von Arbeitslosen“, bekräftigte Goach.
Ein Brennpunktthema der Studie ist, wie in den Vorjahren, der Facharbeitermangel in Kärnten: Das Problem der fehlenden Fachkräfte ging zwar mit der Einschätzung der Betriebsräte auf 47 Prozent zurück (ein Prozentpunkt weniger als 2019), bleibt aber dennoch stark ausgeprägt. Ein Drittel der Befragten gaben an, offene Stellen nicht mit Fachkräften besetzen zu können, wobei Bauwesen und Gastronomie besonders hervorstechen. „Der Arbeitsmarkt ist einer starken Dynamik ausgesetzt, die den strukturellen Wandel voranschreiten lässt und zugleich regionale Schwachstellen aufzeigt. Das heißt, dass Unternehmen nach spezifischen Fachkräften suchen, um kompetitiv bleiben zu können. Bei der Lehrlingsausbildung sind große Betriebe sowie die Bereiche Herstellung von Waren, Handel und Reparatur, die Energie und Wasserversorgung, Verkehr sowie das Bauwesen aktiv. Die Corona-Krise scheint die Lehrlingsausbildung kaum zu beeinträchtigen. Nur elf Prozent der Betriebsräte rechnen mit Auswirkungen auf die Lehrlingsausbildung.
Investitionserwartungen gehen zurück
Die Investitionsvorhaben sind leicht rückläufig – von 73 auf 67 Prozent. Rund ein Viertel der Betriebsräte gibt an, dass geplante Investitionen durch Corona beeinträchtigt wurden – ein echter Einbruch wird aber nicht erwartet. Investitionen in bauliche Maßnahmen und Maschinen sind rückläufig aber dominant. Bauliche Investitionen sind laut Betriebsräten mit 51 Prozent am relevantesten gefolgt von Investitionen in Maschinen und Anlagen (37 Prozent), Umweltschutz (21 Prozent) und Investitionen in Forschung & Entwicklung (10 Prozent)
Viele Faktoren bestimmen die Entwicklungen des restlichen und kommenden Jahres. Unsicherheitsfaktoren sind: eine mögliche Insolvenzwelle, ein neuer Lockdown, Reisebeschränkungen, Verfügbarkeit eines Impfstoffes, der internationale Handel. Die Corona-Krise hat auch den Umstrukturierungsprozess vor allem in Richtung Digitalisierung beschleunigt – Thema Homeoffice etc.
Zur Abfederung der Krise und für die Zeit danach sind umfangreiche wirtschaftspolitische Aktivitäten von Bund und Land gefragt. Unabdingbar sind eine Stärkung der privaten Nachfrage und Konjunkturimpulse durch die öffentliche Hand. Vorrangig müssen ein weiteres Ansteigen bzw. die Verfestigung der Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau verhindert werden.
Die Arbeiterkammer Kärnten fordert daher:
Die AK begrüßt ausdrücklich auch folgende Maßnahmen des Landes Kärnten, die im Budget 2021 verankert sind und fordert deren konsequente Umsetzung:
Foto: AK Kärnten/Bauer