Presseaussendung von: BirdLife
BirdLife und Nationalpark Donau-Auen veröffentlichen Flugwege der diesjährigen Kaiseradlerjungvögel
Zwei Kaiseradler Jungvögel sind im Mai dieses Jahres im Nationalpark Donau-Auen geschlüpft und in Folge von BirdLife Österreich besendert worden. Aktuelle befindet sich einer der beiden Hoffnungsträger direkt über dem Mittelmeer mit voraussichtlicher Landung an der Küste Libyens. Aus Schutzgründen werden erst jetzt die Flugwege der beiden Greifvögel von der Vogelschutzorganisation gemeinsam mit dem Nationalpark Donau-Auen veröffentlicht. Auch zu klingenden Namen sind die Jungvögel noch nicht gekommen: Während „Nationalpark Donau-Auen 1“ nach wie vor zwischen Bisterz in Tschechien und Bratislava herumstreift, hat „Nationalpark Donau-Auen 2“ sein erstes Flugtraining im Gebiet zwischen Hohenau und Nickelsdorf absolviert. Dann hat der Abenteuerdrang mit der Zielrichtung Süden überwogen. Ausgestattet mit einem hochmodernen, leichten Sender können die Flugdaten der jungen Kaiseradler abgerufen werden. Über die aktuellen Flugrouten wird BirdLife in den kommenden Wochen auf Facebook immer wieder berichten. Gleichzeitig rufen die Vogelschutzorganisation und der Nationalpark Donau-Auen gemeinsam zur Namensfindung der beiden Greifvögel auf.
„Dass Kaiseradler das Mittelmeer überfliegen können ist zwar bekannt, es dürfte aber doch nur sehr selten vorkommen. Der Großteil der österreichischen Vögel überwintert in Mitteleuropa. In den letzten Wochen flog der Jungvogel über Ungarn, Kroatien, Bosnien, Montenegro und Albanien nach Griechenland und nach mehreren abgebrochenen Versuchen starte er am Montag Richtung Libyen“, so Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife. Verlassen hat er das Europäische Festland über Mani, einen Landstrich im Süden der griechischen Halbinsel Peloponnes. Mit dem Abflug vom Kap des mittleren Peloponnes-Fingers hat sich der junge Kaiseradler instinktiv einen der südlichsten Festlandpunkt Europas ausgesucht.
Sender senden punktgenaue Position per SMS
Die Kaiseradler haben seit der Besenderung am 25. Mai bereits Distanzen von über 5000 bzw. 3000 Kilometer zurückgelegt. Die solarbetriebenen kleinen Instrumente werden dem Jungvogel noch im Horst wie ein Rucksack mit größter Sorgfalt und Genauigkeit angepasst. “Ab diesem Zeitpunkt werden die genauen Positionen des Vogels alle 5 Minuten gespeichert. Eine kleine Solarzelle versorgt den Sender mit Strom und sendet per SMS punktgenau die Standortdaten an unsere Projektmitarbeiter“, erklärt Schmidt. Die Besenderung von jungen Kaiseradlern hilft das Verhalten über Jahre hinweg zu beobachten und andererseits die Nutzung des Lebensraums besser zu verstehen.
Nationalpark Donau-Auen ideal für Adlerhorst
Während Seeadler, Schwarz- und Weißstörche ihre Horste oft über mehrere Brutsaisonen nützen, sucht sich der Kaiseradler jedes Jahr eine neue Brutstätte. Ein vielfältiges Angebot sicherer Horst-Standorte ist für den König der Lüfte dementsprechend wichtig. Dazu gehören vor allem hohe Bäume mit einer stabilen Baumkrone. „Für das Überleben dieser Arten ist es daher wesentlich, dass Horstbäume langfristig erhalten und Störungen in der sensiblen Balz- und Brutphase vermieden werden. Der Nationalpark Donau-Auen bietet, so wie auch weitere Schutzgebiete entlang der Donau, diese idealen Voraussetzungen für den Kaiseradler“, so Georg Frank, Nationalpark-Mitarbeiter und Generalsekretär von DANUBEPARKS.
Erste drei Lebensjahre für Kaiseradler am gefährlichsten
Gerade in den ersten drei bis vier Lebensjahren, in denen die Adler überlebenswichtige Erfahrungen sammeln, sind Kaiseradler stark gefährdet durch illegale Verfolgung oder auch Stromschlag an Strommasten. In freier Wildbahn können Kaiseradler durchaus 25 Jahre und noch älter werden. Seit 1811 galt der Kaiseradler in Österreich als ausgestorben. Erst 1999 ist es mit speziellen Horst- und Greifvogelschutzmaßnahmen gelungen, dass der Kaiseradler in Österreich wieder zu brüten begonnen hat – die erste Kaiseradlerbrut im Nationalpark Donau-Auen gelang 2011. „Heuer gibt es insgesamt dreizehn Brutpaar mit einundzwanzig Jungvögeln. Derzeit können über die Homepage Satellitentracking.eu die Flugrouten von drei diesjährigen Jungvögeln und der bereits zweieinhalbjährige Kaiseradlerdame Esperanza beobachtet werden“, so der BirdLife-Experte Matthias Schmidt.
http://www.satellitetracking.eu/inds/showmap/?check_243=243
Foto: Michael Dvorak/BirdLife