Zu einem Festakt anlässlich 80 Jahre Kriegsende lud Präsident Günther Goach in die Arbeiterkammer. In seiner Begrüßung mahnte er: „Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist entscheidend, um eine gerechte und solidarische Zukunft gestalten zu können.“
Landeshauptmann Peter Kaiser warf einen besorgniserregenden Blick auf das aktuelle Weltgeschehen. Der renommierte Historiker Dieter Pohl widmete sich in seinem Festvortrag den Herausforderungen der Erinnerungsarbeit. Im Anschluss wurde die neue Ausstellung im ÖGB/AK Bildungsforum „arbeit 1938 – 1945“ offiziell eröffnet.
Im Nationalsozialismus war Arbeit auch Mittel der Kontrolle, Ausgrenzung und Disziplinierung. Das Regime zerschlug jede unabhängige Vertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Zwangsarbeit war zentrales Element der Herrschaft und die Deutsche Arbeitsfront (DAF) lenkte und überwachte das innerbetriebliche Leben. Aufgezeigt und aufgearbeitet werden diese Themen in der Ausstellung „arbeit 1938-1945“. In Anwesenheit von Landeshauptmann Peter Kaiser wurde sie in der Arbeiterkammer in Klagenfurt eröffnet. Die Ausstellung wurde in Kooperation mit dem kärnten.museum entwickelt und ist bei freiem Eintritt bis Ende Dezember im ÖGB/AK-Bildungsforum (Eingang Bahnhofstraße 44) zu sehen. Das Jubiläum 80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg beging die Arbeiterkammer am Vorabend des 8. Mai mit einem Festakt.
Kaiser sagte, dass Ingeborg Bachmann recht hatte: „Die Geschichte ist ein guter Lehrer, ihr fehlen aber viel zu oft die Schüler.“ Für die Entwicklung unserer Gesellschaften sei es daher wesentlich, Erfahrungen zu bündeln: „Und wir haben eine Verantwortung jenen Menschen gegenüber, die gegen den Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben, die vom Regime unterdrückt, verfolgt und misshandelt wurden. Wir sind das den Opfern in den Konzentrationslagern, aus der jüdischen Bevölkerung, der Roma und Sinti, allen Verfolgten und Getöteten schuldig.“ Der Landeshauptmann beleuchtete das aktuelle globale Weltgeschehen mit dem Krieg in der Ukraine und in Gaza, mit dem Aufeinanderprallen der beiden Atommächte Indien und Pakistan, den Entwicklungen in den USA, Russland und China, den vielen nationalistischen Entwicklungen und politischen Autokratien. „Mehr als je zuvor müssen wir die Europäische Union zu einem führenden und lenkenden globalen Faktor machen. Europa hat mehr Einwohner als die USA oder Russland“, betonte er. Kärnten, das nach 1945 viele schwierige Situationen zu bewältigen hatte, könne gemeinsam mit seinen Nachbarn zeigen, wie Zusammenhalt in Vielfalt funktioniere. „Demokratien sterben nicht über Nacht. Es passiert schleichend, wenn wir damit anfangen, Inhumanes wegen der Häufigkeit seines Auftretens als normal zu erachten“, mahnte Kaiser.
Mitbestimmung und Solidarität seien keine Selbstverständlichkeit, man müsse sie stets verteidigen und weiterentwickeln. Die Arbeiterkammer habe auch eine vermittelnde Rolle und biete daher historisch-politische Bildung an, so Goach, der allen Verantwortlichen und Partnern der Ausstellung dankte.
Den Festvortrag hielt Dieter Pohl von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Er hat die Ausstellung auch wissenschaftlich begleitet. In Kooperation mit dem kärnten.museum umgesetzt hat die Ausstellung das Team um Daniel Weidlitsch von der Kärntner Arbeiterkammer. Geöffnet ist sie von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr. Führungen und Workshops sind unter ak-akademie.at/lehreundschule buchbar. Weitere Informationen gibt es unter 050 477-2304 und bildung@akktn.at.
Für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgten Erik Asatrian und Anna Hakobyan. Begrüßt wurden unter anderem der dritte Landtagspräsident Andreas Scherwitzl, Villachs Bürgermeister Günther Albel, Landesamtsdirektor Dieter Platzer, Christian Waldmann von der Landarbeiterkammer Kärnten, kärnten.museum-Direktor Wolfgang Muchitsch, die Volksgruppenvertreter Valentin Inzko und Bernard Sadovnik, Rektor Sven Fisler von der Pädagogischen Hochschule Kärnten und Peter Schlögl von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Am Beginn des Festaktes wurde eine Trauerminute für den verstorbenen Wolfsberger Bürgermeister Hannes Primus abgehalten.
Foto: AK/ Thomas Hude