Ein heftiges „Gewitter“ sorgte in der Bibliothek der Klagenfurter Universität bei über 100 Besuchern für Hochspannung: Bibliotheksleiterin Lydia Zellacher begrüßte den Klagenfurter Autor Harald Raffer zur Präsentation seines neuersten Werkes – „Schlagzeilen-Gewitter“ (Drava, 360 Seiten, 24 Euro).
Der ehemalige KTZ-Chefreporter und Ex-Stadtwerke-Pressesprecher erläuterte den schmalen Grat zwischen Persönlichkeitsschutz und Pressefreiheit. Täglich würden nicht nur „böse“ Boulevard-Blätter, sondern auch „Qualitätszeitungen“ und „seriöse Sender“ im Kampf um Auflagen und Quoten Grenzen der Medienethik überschreiten. Höchst problematisch wären Vorverurteilungen, Des-Informationen, Fake News und gezielte Kampagnen – vor allem durch soziale Medien, die über ihre Kanäle „alternative Fakten“ und Verschwörungstheorien in Windeseile verbreiten würden. Dadurch werden Privatpersonen, Promis und sogar Staaten (Kriegspropaganda) an den öffentlichen Pranger gestellt.
In einem Zwiegespräch mit Moderator und PEN-Club-Funktionär Günter Schmidauer zählte Raffer schwere Sünden und klare Grenzüberschreitungen der Medien auf. Gerade deshalb bräuchte man „guten Journalismus“, der den „explodierenden“ Info-Müll professionell vorsortiert. Und dieser Journalismus dürfe auch etwas kosten! Raffer forderte zudem die Einführung des Pflichtfaches „Medienkunde“ für alle Oberstufenklassen. Beschämend sei das Abrutschen von Österreich im „Reporter-ohne-Grenzen“-Ranking der weltweiten Pressefreiheit – von Platz 29 auf Platz 31! Schuld daran wären die „Inseraten-Affären“, das Attackieren von Journalisten und die Versuche der Politik, Medien einen Maulkorb zu verpassen.
Die Vermischung zwischen Politik und Journalismus hätte, so Raffer, zuletzt drei Chef-Journalisten den Job gekostet. Ein österreichischer Ex-Vizekanzler bezeichnete Journalisten als „Huren“, ein deutscher Ex-Vizekanzler Reporter als 5-Mark-Nutten. Der Politiker aus der Alpenrepublik wollte sogar ein Millionenblatt übernehmen und „unbequeme“ Journalisten austauschen, ebenso beim ORF.
Apropos ORF: Wer erinnert sich noch auf den Sturm mehrerer Spitzenfunktionäre einer Partei auf das Kärntner ORF-Landesstudio am 20. April (!) 1994, weil ihnen die Berichterstattung nicht gepasst hat? Die Herrschaften konnten aufgehalten werden. Der ehemalige Landeshauptmann Haider bezeichnete die politische Abteilung einer Kärntner Zeitung sogar als „Außenstelle des Zentrums für seelische Gesundheit“, veranlasste einen Inseratenstopp und eine Abbestellungsaktion und strich Förderungen. Die Zeitung ließ sich davon nicht beeindrucken. In einem KTZ-Interview mit Raffer antwortete einst der damalige FP-Vizebürgermeister und Haider-Statthalter Reinhard G. auf die Frage, was ihm zum Wort „Nazi“ einfallen würde: „Neu, attraktiv, zielstrebig und ideenreich“. Die Folge: Ein Riesenskandal. Einsparungen in Redaktionen führten vermehrt zu Fehlern. Diese müsse man aber sofort und „ordentlich“ korrigieren, stellte der Vortragende fest. Verstrickungen zwischen Politik und Medien sind im Buch dokumentiert, ebenfalls die menschenverachtende Jagd nach Schlagzeilen, besonders nach spektakulären Kriminalfällen.
Die Veranstaltung wurde vom Duo „Appassionato“ musikalisch begleitet. Unter den Gästen: Bibliotheksleiterin Lydia Zellacher mit den Kolleginnen Sandra Miklau und Silvana Ouschan-Wurmitzer, Ex-Rektor Winfried Müller, die Klagenfurter Stadträtin Constance Mochar, die STW-Vorstände Erwin Smole und Harald Tschurnig, Schriftstellerin Ilse Gerhardt, Ex-Zentralbetriebsrat Gernot Nischelwitzer, Regierungspersonalvertreter i. R. Herbert Fritz, „Ober-Fischer“ Eddy Blatnik, Club-41-Wörthersee-Präsident Wolfang Gallent, die Journalisten Walter Rubentaler, Heinz Pichler und Janko Kulmesch, Historiker Helwig Valentin, Primarius Michael Zink mit der Plastischen Chirurgin Barbara Zink, Ex-Geschäftsführer Andy Waldher, Zoodirektorin Helga Happ, Apothekerin Rosa und Pädagoge Walter Odreitz, IT-Manager Thomas Miklau, Verbunddirektor i. R. Anton Smolak, Wieser/Drava-Verlagsleiterin Erika Hornbogner mit Grafiker Peter Hornbogner, FH-Professor Simon mit Zahnärztin Ivana Grasser, Schauspieler Seppi Ess, Dorotheums-Leiter Christian Tschuk, Sozialexpertin Christine Gaschler, Boxsport-Fachfrau Elvira Stossier, Projektbetreiber Reinhard Eberhart, das ORF-Team Michael Steuer und Manfred Mauschitz, Mauschitz, „Per-Du-Wirt“ Erich „Rico“ Tuschek mit seiner Edina (Haarstylistin), Austria-Klagenfurt-Legende Max Schlager, Studenten uvm.
Foto: Sieglinde Raffer