Oberst Josef Gramm ist seit 1. Jänner Leiter der Justizanstalt Klagenfurt. Heute, Dienstag, erfolgte seine offizielle Amtseinführung in einem Festakt mit Justizministerin Alma Zadic und LHStv.in Gaby Schaunig in Vertretung von Landeshauptmann Peter Kaiser. Mit großem Dank in die bereits im Vorjahr angetretene Pension verabschiedet wurde Gramms Vorgänger Brigadier Peter Bevc. Dieser war 41 Jahre lang in der Justiz tätig, davon 16 Jahre als Leiter in Klagenfurt. Themen aller Reden waren die Weiterentwicklung des Strafvollzugs und der geplante Neubau der Justizanstalt Klagenfurt.
Schaunig hob ebenfalls die Wichtigkeit eines humanistischen Menschenbildes und eines respektvollen Umgangs im Strafvollzug hervor. Das ergebe auch die Chance, gesellschaftspolitisch etwas zu verändern. Bevc habe sich in seiner Dienstzeit immer besonders im Jugendstrafvollzug engagiert, habe dort Ausbildungen und sinnstiftende Freizeitgestaltung ermöglicht. „Du hast Grundsteine gelegt, auf denen man aufbauen kann“, dankte sie dem früheren Leiter. Gramm als neuer Leiter habe als eine der ersten Amtshandlungen ein Ehrenzeichen für Bevc beantragt. „Im Antrag stand ein vielsagendes Zitat von Peter Bevc: Man muss Menschen mögen“, sagte Schaunig und ergänzte: „Das trifft auch auf Josef Gramm zu. Die Justizanstalt Klagenfurt ist bei ihm in guten Händen.“ Ministerin Zadic dankte sie dafür, eine „Mitkämpferin für die neue Justizanstalt Klagenfurt“ zu sein.
Zadic sagte, dass ihr die Herausforderungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der alten Justizanstalt bewusst seien. „Es ist mir ein Anliegen, dass die neue Justizanstalt Klagenfurt so rasch wie möglich steht“, betonte sie. Den Start habe man auf Mitte 2024 verschieben müssen, aber: „Ich versichere Ihnen, die Justizanstalt wird gebaut“. 170 Millionen Euro sollen in das Großprojekt fließen, das mehr Sicherheit, bessere Bedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie mehr Möglichkeiten für die Resozialisierung bringen werde. Peter Bevc würdigte die Ministerin als „Vermittler von Kunst und Kultur im Strafvollzug“. Er habe die Justizanstalt Klagenfurt mit viel Herzblut und Innovation geleitet, unter anderem einen Gefangenenchor gegründet und viele Resozialisierungsprojekte gestartet. Gramm attestierte sie, authentisch, ökonomisch und konzentriert zu arbeiten. Zadi? zeigte sich überzeugt davon, dass er den Umstieg in die neue Justizanstalt wunderbar meistern werde.
Der Generaldirektor für den Strafvollzug, Friedrich Alexander Koenig, ging auf die neuen Herausforderungen im Strafvollzug durch die gesellschaftlichen Veränderungen ein. Wichtig seien die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Führungskräfte vor Ort. Er verhehlte nicht, dass es eine Personalmangellage gebe und Probleme, junge Menschen für den öffentlichen Dienst zu begeistern. Trotzdem habe im Strafvollzug die Personalauswahl große Bedeutung. Der Generaldirektor wünscht sich, dass sich auch noch mehr Frauen für den Strafvollzug bewerben, auch für leitende Funktionen. Über Bevc sagte Koenig, dass er „auch hinter grauen Mauern Raum für Gutes gelassen“ habe. Über Gramm meinte der Generaldirektor, dass er in der gesamten Justiz Respekt und Anerkennung genieße.
Gramm ist gebürtiger Niederösterreicher und seit 1988 in der Justiz tätig. Er kam 2009 als stellvertretender Anstaltsleiter nach Klagenfurt, zuvor war er Jahre lang in Führungsfunktionen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. In Klagenfurt hat er bereits im Vorjahr die interimistische Leitung übernommen. Er versprach in seiner Antrittsrede, seine gesamte Energie in die Vision der neuen Justizanstalt zu investieren. Stadt und Land dankte er für die Unterstützung des Projektes. Es gelte dort, die drei Säulen, des Baulichen, der Personalstruktur und der Ablaufprozesse optimal aufeinander abzustimmen. „Dann kann durch die neue Justizanstalt der Strafvollzug in Österreich insgesamt einen großen Schritt nach vorne machen“, betonte Gramm. Die neue Anstalt werde übrigens kein „Luxushäfen“, es gehe um die Grundbedürfnisse der Insassen, um „ein bisschen mehr an Selbstbestimmung und Würde“. Der Strafvollzug sei ein Abbild unserer Gesellschaft und es sei unsere Verpflichtung, Menschen in die Gesellschaft zurückzuführen.
Bevc sagte, dass er sich mit seinem Stellvertreter Gramm immer sehr gut ergänzt habe. Die alte Justizanstalt bezeichnete er als desolates Gebäude. „Die schrottreife Hardware haben wir aber mit feiner Software in Form von Projekten und Arbeitsgruppen verbunden“, sagte er. Im Ruhestand werde ihm nicht langweilig, sagte Bevc, der viel Zeit mit Kochen, im Garten, mit Campen, E-Biken, Kindern, Enkeln, Freunden und Familie sowie beim Seele-baumeln-lassen verbringe. Gramm schenkte er drei Stressbälle: „Du hast zwar nur zwei Hände, aber als Leiter muss man auch jonglieren können“, sagte er augenzwinkernd.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Klagenfurt vom Chor der Justizanstalt Klagenfurt unter Leitung von Mario Pirker und der Österreichischen Justizwachemusik unter Leitung von Ernst Hutter. Begrüßt wurden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Justiz und Blaulichtorganisationen, darunter unter anderem Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Landesrettungskommandant Georg Tazoll, Josef Heißl von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Landesgerichtspräsident Bernd Lutschounig, die frühere Justizministerin und jetzige Richterin Claudia Bandion-Ortner sowie Gefängnisseelsorger Pater Anton Wanner.
Foto: LPD Kärnten/Just