Der Kärntner Schriftstellerinnenverband stellt sich hinter Josef Winkler
angesichts der Drohung einer Klage von Seiten der FPÖ Kärntens gegen den Kollegen Josef Winkler stellt sich der Kärntner SchriftstellerInnen Verband (KSV) mit einer Solidaritätserklärung für Josef Winkler gegen jegliche Versuche der FPÖ, berechtigte kritische Äußerungen eines Autors zu kriminalisieren. Im Sinne einer Schuldumkehr soll offensichtlich der Rufer angeklagt werden und von den eigentlichen Verursachern abgelenkt werden. Kritische Stimmen aus dem Kunstbereich sollen eingeschüchtert und zum Verstummen gebracht werden.
Wieder ist es scheinbar gelungen, literarische (!) Äußerungen von Künstlern politisch zu instrumentalisieren, um damit Stimmung gegen die Intelligenz des Landes und den gesamten Kunstbetrieb zu machen, die nicht FPÖ treu agieren.
Es herrschen Pressefreiheit und Meinungsfreiheit und selbstredend gilt: "Freiheit der Kunst"- nicht nur zwischen den Buchdeckeln, in der Zeitung oder bei Lesungen/ Ausstellungen/Theater- und Musikaufführungen/ Tanz/Performance oder virtuellen Medien, sondern auch im öffentlichen Raum, bei Veranstaltungen, Festakten etc...
Ganz allgemein richtet sich der KSV gegen jeglichen politisch motivierten Versuch der Zensurierung (seit 1918 verboten) und der Ausgrenzung von "nicht-ins-Konzept-passenden" Schriftstellern und Künstlern anderer Sparten.
Gabriele Russwurm-Biro
KSV-Präsidentin e.h.
Regionalsprecherin für Kärnten der IG Autorinnen Autoren Österreich, Bundesvorstand
weiters schließt sich der KSV folgender Petition an, der wir voll inhaltlich unterstützen:
Die Aufregungen um Josef Winklers 500 Jahre Klagenfurt-Rede
Wir erklären generell unsere Unterstützung für unseren Schriftstellerkollegen Josef Winkler. Wir weisen ebenso vorsorglich und generell darauf hin, dass es sich bei der angekündigten Anzeige der FPÖ von Winkler wegen Verhetzung (lt. § 283 StGB mit bis zu zwei Jahren Freiheitsentzug unter Strafe gestellt) um eine Themenverfehlung handelt. Josef Winkler hat eigennützige und korrupte Politik und Politiker im Rahmen eines Festaktes gegeißelt und nicht zu feindseligen Handlungen gegenüber bzw. einer Beschneidung von Lebensrechten einer Bevölkerungsgruppe aufgefordert, und er hat nichts angesprochen, für das sich nicht auch Belege heranziehen lassen würden.
Auch wenn das Vertretern der FPÖ so ganz und gar nicht in das Bild passt, weil die Kritik Josef Winklers Politiker in ihrem Umfeld betrifft, Josef Winkler hat im eigenen Namen und nach eigener Wahrnehmung Festbilanz gezogen, als Schriftsteller und nicht als Vertreter oder Stellvertreter einer politischen Partei. Ob am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt und mit welchen Worten war und ist seine Entscheidung.
Josef Winkler hat im Gegensatz zu einigen seiner Kolleginnen und Kollegen Kärnten nie verlassen, auch in den vielen Jahren der unumschränkten Herrschaft der BZÖ-FPÖ-Regierungen nicht. Das hat aus ihm einen ebenso scharfen wie unerbittlichen Kritiker der Vertreter der Politik des BZÖ und der FPÖ gemacht, allen voran von Jörg Haider, gegen dessen bzw. deren Großmannssucht er immer und immer wieder das Wort ergriffen hat und deren Verantwortung er nicht wegfeiern lassen wollte und will. Das war schon bei seiner Bachmannpreisrede 2009 so und ist jetzt, 9 Jahre später, nicht anders.
Es ist notwendig, wenn bilanziert wird, nicht den Mantel des Schweigens über alles zu breiten, sondern vor allem auch auf Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen. Wenn die Politik das nicht kann – die Literatur kann nicht darauf verzichten.
Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
Wien
Josef Winkler und die Zensurforderungen der FPÖ Kärnten
Egal, wie der Kärntner FPÖ-Landesvorsitzende Darmann seine Kritik an der Rede Josef Winklers dreht und wendet, am Ende seiner Empörung über diese Rede steht immer der Wunsch nach einer Verurteilung oder einem Verbot. Nach dem nicht durch ihn verhinderbaren Auftritt Winklers im Kärntner Landhaus möchte er nun, dass ein weiterer Auftritt Winklers im September dieses Jahres im Musil-Haus verboten wird. Verboten werden soll dieser Auftritt vom sozialdemokratischen Landeshauptmann Kaiser und/oder der sozialdemokratischen Bürgermeisterin von Klagenfurt Mathiaschitz. Darmann hat schon die Rede Winklers missbräuchlich verwendet und auch die Einwände gegen diese Rede durch seinen Autorenkollegen Egyd Gstättner, er fordert nun auch noch ganz offen die in Österreich seit 1918 verbotene Vorzensur.
Es wird immer deutlicher, dass der Kärntner FPÖ-Landesvorsitzende einen parteipolitischen Kampf auf dem Rücken von Künstler/inne/n und Kulturveranstaltern auszutragen vorhat, weil das Kunst- und Kulturressort nach der Wahl auf den sozialdemokratischen Landeshauptmann Kaiser übergegangen ist, und nicht nur Kärnten, sondern auch Klagenfurt sozialdemokratisch regiert wird. Er will möglicherweise auch gar niemanden anderen überzeugen, sondern nur die eigene Klientel fester um sich scharen, damit sie sich nach der Wahlniederlage nicht in alle Winde zerstreut.
Aber selbst, wenn man das alles ins Kalkül zieht, zieht der Sachverstand Grenzen. Warum es sich bei der Rede Winklers um "Verhetzung" handeln soll, lässt sich mit Sachverstand nicht begründen. Und warum die an die Klagenfurter Staatsanwaltschaft geschickte Sachverhaltsdarstellung der IG Autorinnen Autoren ein "Schuldeingeständnis Winklers" darstellen soll, wie es Darmann ausdrückt, versteht außer dem Kärntner FPÖ-Landesvorsitzenden wohl niemand mehr.
Die Konfliktkonstellation ist glasklar, Darmann will Autorinnen und Autoren, die ihm nicht ins Konzept passen, mundtot machen, die IG Autorinnen Autoren will das verhindern. Die IG Autorinnen Autoren wird nicht zulassen, dass die FPÖ Kärnten Autorinnen und Autoren oder Literaturveranstalter in ihren Möglichkeiten beschneiden darf. Weder darf die Freiheit der Kunst durch die FPÖ Kärnten beschnitten werden, noch dürfen Zensurwünsche der FPÖ Kärnten in Erfüllung gehen.
Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
Wien, 3.5.2018
Foto: Mein Klagenfurt/Archiv/Hude
Presseaussendung von: Kärntner SchrifttellerInnenverband