Presseaussendung von: Klagenfurter Kinomuseum am Lendkanal
Krieg & Kino in den Karnischen Alpen (1915-18)
»Von dem Bestreben geleitet, den Truppen während der Kampfpausen in ihren Reservestellungen eine billige und angenehme Zerstreuung zu bieten, hat unser Armeekommando die Errichtung und den Betrieb von „Feldkinos“ verfügt«, berichtet die Reichspost am 20.Februar 1916 und fügt hinzu: »Die zur Entlausung kommandierte Mannschaft geht nachher ins Kino.«
Am 23. Mai 1915 erklärte auch Italien Österreich-Ungarn den Krieg. Die Front in Kärnten verlief entlang der Grenze und das Gailtal wurde zum Aufmarschgebiet. Als Italien an der Seite der Entente in den Krieg eintritt, sind die Karnischen Alpen und die Dolomiten Schauplatz gnadenloser Kämpfe.
Die ersten Kinovorstellungen fanden in Kärnten im Jahre 1896 statt, das neue Medium entwickelte sich rasch und überzog mit Wanderkinos bald das ganze Bundesland. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 gab es in Kärnten bereits vier Kinos. (Klagenfurt; Prechtl- und Stadttheaterkino, Wolfsberg und Villach).
Während die an der Front gedrehten Filme für die heimischen Kinos bestimmt waren, entstanden im Frontbereich Feldkinos, deren Programm auf die Unterhaltung und Zerstreuung der Soldaten im Feld ausgerichtet war. Sie brachten eine bunte Mischung aus Wochenschauen, Dokumentationen und kurzen Spielfilmen bis hin zu - für heutige Verhältnisse harmlosen - Pornofilmchen im Stil der Zeit. Mit den Filmen von der Front sollte die Kriegsbegeisterung der Menschen im Hinterland hochgehalten werden.
Die österreichische Filmindustrie verzeichnete - aufgrund ihrer vom Militär vorgegebenen Nutzung als Propagandawerkzeug und Informationsinstrument - ab dem Beginn des Krieges einen bedeutenden Schub und vollzog damit die Entwicklung zum Massenmedium.
In Österreich-Ungarn lagerte das Militär die Agenden der Kriegs- und Propagandafilmproduktion bei Kriegsbeginn an Firmen aus. Neben der „Wiener Kunstfilm-Industrie-Gesellschaft" war dies vor allem die „Sascha-Filmfabrik“ von Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky (1886-1927), der in den folgenden Jahren die führende Rolle übernehmen sollte. Der Produktionsschwerpunkt lag auf der Herstellung von Wochenschauberichten und Propagandafilmen.
Feldkinos waren ein fixer Bestandteil der sog. Etappe - die zur Versorgung der Front angelegt wurde – in Kärnten u.a. in Kötschach, Rattendorf, Raibl (heute Cave del Predil) und Tarvis. Die Sonderschau 2015 – sie befindet sich noch in Vorbereitung - wird sich diesem Teilaspekt des Ersten Weltkriegs widmen und Fotos, Filme und Dokumente zum Thema zeigen. Die Ausstellung im Kinomuseum eröffnet gemeinsam mit dem Stadtverkehrsmuseum und der Lendcanaltramway am 4. Juli 2015.
Foto: ÖNB