Das Mobilitätsverhalten der Frauen ist in Summe sicherer als jenes der Männer, sowohl für die Frauen selber als auch für die anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zum morgigen internationalen Frauentag zeigt. Für Frauen ist ein gutes öffentliches Verkehrsangebot auch außerhalb der klassischen Pendelzeiten besonders wichtig, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ: Zum einen arbeiten in Kärnten fast fünfmal so viele Frauen Teilzeit wie Männer, zum anderen schultern Frauen einen deutlich größeren Anteil der "Mobility of Care".
Wären Männer in Summe so sicher mobil wie Frauen, dann wäre die Zahl der Verkehrstoten in Kärnten im Vorjahr um fast die Hälfte niedriger gewesen, so ein Ergebnis einer aktuellen VCÖ-Analyse. Im Vorjahr kamen acht Frauen und 22 Männer bei Verkehrsunfällen in Kärnten ums Leben, im 3-Jahrzeitraum 2021 bis 2023 verloren 30 Frauen und mit 59 doppelt so viele Männer im Straßenverkehr ihr Leben.
Aber nicht nur für sich selber, sondern auch für andere sind Frauen im Straßenverkehr sicherer unterwegs. Im 3-Jahreszeitraum 2020 bis 2022 verursachten Männer österreichweit 64.238 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, Frauen hingegen mit 30.105 nur halb so viele, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin.. Berücksichtigt sind dabei alle Verkehrsmittel, nicht nur Pkw.
Groß ist der Unterschied bei Alko-Unfällen: Im 3-Jahres-Zeitraum 2020 bis 2022 waren österreichweit sechsmal so viele Männer wie Frauen als Alko-Lenker in Verkehrsunfälle involviert. Alkohol am Steuer sowie Raserei sind Delikte, die bei Männern häufiger vorkommen als bei Frauen. "Dies zeigt auch ein Blick ins Verkehrszentralregister nach Flensburg oder in die Datenbank eines österreichischen Nachschulungsinstituts. Die Gründe dafür sind vielfältig. Im verkehrspsychologischen Persönlichkeitsprofil zeigen sich Männer oft risikobereiter als Frauen. Dies hängt auch mit Genderstereotypen zusammen", ergänzt Bettina Schützhofer, Geschäftsführerin des verkehrspsychologischen Instituts sicher unterwegs.
Mobilitätserhebungen zeigen, dass Frauen und Männer etwa gleich viele Wege zurücklegen, aber Frauen sind in Summe häufiger zu Fuß unterwegs als Männer, lenken etwas seltener ein Auto und fahren deutlich seltener mit dem Motorrad.
Unterschiede gibt es auch bei den Mobilitätszwecken. Frauen schultern deutlich mehr der "Mobility of Care", also der Mobilität im Zusammenhang mit Betreuung und dem Begleiten etwa von Kindern. "In der Verkehrsplanung sind die speziellen Anforderungen, die "Mobility of Care" mit sich bringt, stärker zu berücksichtigen", erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Gerade für Begleitwege mit Kindern ist eine sichere Rad-Infrastruktur zentral, damit diese Fahrten überhaupt mit dem Fahrrad gemacht werden können.
In Kärnten beträgt die Teilzeitquote bei Frauen fast 50 Prozent und ist damit rund fünf Mal so hoch wie bei Männern. Auch deshalb ist es wichtig, dass es auch tagsüber außerhalb der klassischen Pendelzeiten ein gutes öffentliches Verkehrsangebot gibt, betont der VCÖ. Wichtig ist zudem, den Anteil von Frauen in der Verkehrsplanung zu erhöhen.
Aber auch bei der Fahrzeugsicherheit besteht großer Aufholbedarf: Die Crashtest-Dummies sind der männlichen Anatomie nachempfunden. Frauen haben im Pkw im Fall eines Autounfalls ein rund 70 Prozent höheres Risiko, dabei verletzt zu werden. Auf EU-Ebene sollte der Einsatz weiblicher Crashtest-Dummies verpflichtend vorgeschrieben werden.
VCÖ: In Kärnten kamen in den letzten drei Jahren doppelt so viele Männer wie Frauen bei Verkehrsunfällen ums Leben (Verkehrstote in Kärnten)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024
VCÖ: Männer verursachen mehr als doppelt so viele Unfälle mit Personenschaden wie Frauen (Unfallverursacher in ÖSTERREICH, alle Verkehrsmittel)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024