Anlässlich des 70. Geburtstages von Josef Winkler lud die Stadt Klagenfurt im Rahmen der Kulturreihe KELAGerlesen zu einer Lesung ins Musil Literatur Museum. Winkler las aus seinem vor 10 Jahren entstandenen Buch „Mutter und der Bleistift“, einem Requiem des Literaten an seine 2011 verstorbene Mutter, das in Indien, Südfrankreich und Kiew entstanden ist und aus „Der Ackermann aus Kärnten“, das vor 40 Jahren publiziert worden ist.
Kulturreferent LH Peter Kaiser drückte seine „Freude und Ehre, Winkler persönlich im Rahmen einer Lesung zu gratulieren“ aus und überreichte Winkler ein Potpourri an Schokolade, für die der Literat bekanntlich eine Schwäche hat. Kaiser betonte, dass Winkler als Literat den Ruf Kärntens als Literaturland prolongiert. „Josef Winkler ist unangenehm angenehm, ein kritischer Geist, der nicht müde wird, im steten Austausch auch die Politik zu kritisieren, sie an ihrer Umsetzung zu messen und auch diese kritisch zu hinterfragen“, sagte Kaiser.
Kaiser erinnerte in seiner Ansprache an Winklers Rede anlässlich des Bachmannpreises 2009 oder an diejenige im Wappensaal 2018, als das 500-Jahr-Jubiläum der Schenkung Klagenfurts an die Landesstände gefeiert worden ist. „Kritisch, kontroversiell, jedenfalls einen Diskurs und eine Auseinandersetzung mit den Themen auslösend, griff und greift Josef Winkler Themen auf und schafft es, dass diese, die oft in einer Tagesordnung ohne kritische Auseinandersetzung verharren, neu beachtet, betrachtet und diskutiert werden“, so Kaiser. „Und es gibt Menschen, die nach einer Ansprache Winklers aufrecht sitzen bleiben können und solche, die es nicht mehr können“, hielt Kaiser fest.
Der Kulturreferent hob auch das Engagement Winklers für die slowenische Literatur in Kärnten hervor, was spätestens nach der Verleihung des Einspieler-Preises an Winkler 2022, der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Damit wurde laut Kaiser kärntner-slowenische Literatur als Teil der Österreichischen bewusstgemacht und anerkannt. Als Beispiel nannte Kaiser die Verleihung des Großen Österr. Staatspreises für Literatur an Florjan Lipus 2018. Gleichermaßen gilt Winkler als Ideen- und Impulsgeber für Literaturpreise wie den Gerd-Jonke-Preis oder den Humbert-Fink-Pires. 2007 hat er den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten.
Kaiser verwies auf Winklers jüngstes Werk „Die Ukrainerin“, das im April im „klagenfurter ensemble“ uraufgeführt wird. „Wir erleben mit einem Krieg mitten in Europa unvorhersehbares, auch unvorstellbares und die dauernde Berichterstattung über die Zahl an Toten- wird diese zum Alltag. Dank kritischer Geister wie Josef Winkler jedoch darf gerade das nicht passieren“, so Kaiser.
Das Land Kärnten hat den Vorlass Winklers 2018 angekauft und dem Kärntner Literaturarchiv als Dauerleihgabe überantwortet. Bisher erschienen über 30 Publikationen des in Kamering bei Paternion geborenen Literaten. Winkler ist einer von drei Kärntner Büchner-Preisträger neben Ingeborg Bachmann und Peter Handke.
Die Lesung wurde nach einer Begrüßung vom Kulturreferenten der Stadt Klagenfurt, Franz Petritz, umrahmt von Roman Pechmann, Akordeon, und klang aus bei, vom Jubilar gewünschten, 70 Schaumrollen.
JOSEF WINKLER
Foto: LPD Kärnten/Just